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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gedrungenen Karronaden auf dem Spardeck wussten bereits Entsetzen zu verbreiten. Die Ungeheuer aber, die auf dem Batteriedeck kauerten, versprachen noch entsetzlicher zu sein. Es waren mindestens dreißig Stück, und Lakyr hatte bereits gesehen, welchen Schaden die dreißig Pfund schweren Kanonenkugeln an den Verteidigungsanlagen des Ufers angerichtet hatten.
    An den minimalen Verteidigungsanlagen, die wir überhaupt hatten, dachte Lakyr.
    Sonnenlicht strömte durch die geöffneten Geschützpforten und erhellte das, was sonst zweifellos eine düstere Höhle gewesen wäre. Vielleicht aber auch gar nicht so düster, dachte Sir Vyk, als er und der Lieutenant einen breiten, hell glimmenden Lichtstrahl durchquerten, der durch das lange, schmale Gitterwerk der Hauptluke im Spardeck fiel. Der Geruch verbrannten Schießpulvers hing immer noch in der Luft, obwohl man das Deck peinlichst gesäubert und sämtliche Schotts abgeschrubbt hatte. Mit Leintüchern verhängte Luftschächte sorgten dafür, dass auch das Schiffsinnere stets mit frischer Atemluft versorgt wurde. Nun, es war auch nur ein Hauch von Pulvergeruch, kaum noch wahrzunehmen, eher zu erahnen als wirklich zu riechen.
    Vielleicht sind es, ganz prosaisch, auch nur Spuren eines anderen Rauchs, dachte Lakyr. Schließlich lag eine gewaltige Wolke, tiefschwarz und dicht, schwer über der Stadt, die zu beschützen man ihm einst aufgetragen hatte. Obwohl der Wind landeinwärts wehte, also nicht aufs Meer hinaus, hatte der Geruch brennenden Holzes Sir Vyk bis an Bord der Destroyer verfolgt. Zweifellos hing dieser Brandgeruch im Tuch seiner eigenen Kleidung.
    Lakyr und der Lieutenant erreichten eine geschlossene Tür, eingelassen in eine dünne Wandung, die offensichtlich mit Leichtigkeit entfernt werden konnte, sobald das Schiff auf einen Kampf vorbereitet wurde. Davor stand ein Marine in Uniform Wache; in der Hand hielt er eine Muskete mit aufgepflanztem Bajonett. Der Lieutenant ging an ihm vorbei und klopfte mit den Fingerknöcheln fest gegen die Holztür.
    »Ja?«, antwortete ihm eine tiefe Stimme.
    »Sir Vyk Lakyr ist hier, Mein Lord«, erklärte der Lieutenant.
    »Dann bitten Sie ihn herein, Styvyn!«, erwiderte die tiefe Stimme.
    »Selbstverständlich, Mein Lord«, gab der Lieutenant zurück, öffnete die Tür und trat höflich einen Schritt zur Seite.
    »Mein Lord«, murmelte er und deutete mit einer eleganten Handbewegung auf die Tür.
    »Ich danke Ihnen, Lieutenant«, erwiderte Lakyr und trat an ihm vorbei.
    Lakyr hatte damit gerechnet, sein ›Gastgeber‹ werde ihn unmittelbar auf der anderen Seite der Tür erwarten. Doch diese Erwartung wurde enttäuscht. Der Lieutenant folgte Sir Vyk durch die Tür. Dabei gelang es dem jungen Mann irgendwie - wie genau, das hätte Lakyr später niemandem erklären können -, den Besucher immer noch an den vorgesehenen Bestimmungsort zu geleiten, obwohl er die ganze Zeit über respektvoll mindestens einen halben Schritt hinter Lakyr blieb.
    Auf diese Weise erreichte Lakyr, geradewegs durch die Kabine hindurch, eine zweite Tür. Aufmerksam blickte er sich um, nahm das Mobiliar wahr, das ihn hier umgab. Da war das Porträt einer Frau, die jeden eintretenden Besucher freundlich anlächelte, ein paar Sessel, ein kleines Sofa, ein gewachster, auf Hochglanz polierter Esstisch, umgeben von einem halben Dutzend Stühlen. Es fand sich auch eine sehr hübsche Standuhr mit einem Zifferblatt aus Elfenbein, die gleichmäßig tickte, ein poliertes Weinregal aus einem dunklen, exotischen Holz sowie eine Vitrine mit Glastür, hinter der man Kristallkaraffen und Glastulpen erkennen konnte. Die gesamte Einrichtung ließ die Kabine gemütlich und einladend wirken. Das sorgte dafür, dass der gewaltige, sorgsam gesicherte Achtunddreißigpfünder, dessen Mündung die geschlossene Geschützpforte berührte, jedem Besucher nur noch deutlicher ins Auge fallen musste.
    Der Lieutenant folgte Lakyr auch durch die zweite Tür, und Sir Vyk blieb wie angewurzelt stehen, als er vor sich das gewaltige Heckfenster des Schiffes erkannte. Er hatte es schon von dem kleinen Ruderboot aus gesehen, mit dem er das Hafenbecken durchquert hatte. Also hatte er eigentlich gewusst, dass es sich über die gesamte Breite der Destroyer erstreckte - er hatte es gewusst, aber er hatte es trotzdem nicht begriffen. Es war etwas völlig anderes, diese gewaltige Fensterfront von der Innenseite her zu sehen, wie Lakyr sich eingestehen musste. Eine gläserne Doppelflügeltür, genau

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