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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Der Brief war an ›Edvarhd Dahryus, in der Schenke Zur Lachenden Braut‹ adressiert, und Halcom war sich beinahe sicher, diese Handschrift zu kennen.
    »Ich danke Ihnen, Ahlvyn«, sagte er.
    Der jüngere Mann verneigte sich ein weiteres Mal. Dann zog er sich wortlos zurück. Besagter Dahryus blickte ihm hinterher, dann beugte er sich zu dem kleinen Bücherregal neben seinem Tisch herunter und griff nach einer Ausgabe von ›Das Leben des Sankt Evyrahard‹, die genau hier in Tellesberg gedruckt worden war. Halcom alias Dahryus legte das Buch auf den Tisch, erbrach das Siegel des Briefes und entnahm dem Umschlag mehrere dünne Bögen feinen, teuren Briefpapiers mit Goldschnitt. Darauf standen Zahlen, säuberlich in Spalten aufgeteilt - und es waren diese neuen Zahlen, die aus Charis stammten. Halcom verzog die Lippen zu einem dünnen, grimmigen Lächeln. Der Code, in dem dieser Brief abgefasst war, basierte auf einer Technik, die die Kirche schon vor Jahrhunderten entwickelt hatte. Doch in gewisser Weise belustigte es den Erzbischof, dass diese neuen Zahlen der Charisianer ihn so viel einfacher und effektiver hatten werden lassen - und dass er, Mylz Halcom, ein Tempelgetreuer, sich jetzt gezwungen sah, eben diese Zahlen gegen die Charisianer zum Einsatz zu bringen.
    Halcom legte ein weiteres Blatt Papier auf den Tisch, tauchte die Feder ins Tintenfass und schlug das Buch auf. Die Zahlen waren in Vierergruppen angeordnet, und der Reihe nach schlug der Erzbischof verschiedene Seiten auf. Der Code war zugleich sehr einfach und unmöglich zu entziffern, wenn man den Schlüssel nicht kannte - auch wenn das Dechiffrieren natürlich ein wenig mühselig war. Die erste Zahl in jeder Vierergruppe gab eine bestimmte Seite in der Biographie des Heiligen Evyrahard an. Die zweite bezeichnete den entsprechenden Absatz, die dritte den betreffenden Satz und die vierte ein bestimmtes Wort daraus. Wenn man nicht wusste, welches Buch der Schlüssel war, konnte man den Code unmöglich knacken.
    Und das ist im Augenblick zweifellos gut so, dachte Halcom, während er die einzelnen Worte zählte. Aber ich denke, es wäre eine gute Idee, unserem Freund zu empfehlen, zukünftig weniger kostspieliges Briefpapier zu verwenden. Wave Thunder mag ja vielleicht nicht in der Lage sein, den Code zu entschlüsseln. Aber ich wette, seine Agenten könnten jeden Einzelnen ausfindig machen, der diese Art Papier verkauft ... und dann auch herausfinden, wer es gekauft hat.
    Langsam aber stetig arbeitete Halcom sich durch den ganzen Brief, schrieb nach und nach jedes einzelne Wort auf, ohne sich bereits die Mühe zu machen, den Text dabei zu lesen. Er kannte seine eigene Ungeduld, und er wusste auch, dass er dazu neigte, sich dadurch beim Dechiffrieren ablenken zu lassen. Als er noch ein junger Mönch gewesen war, hatte er die traditionelle Disziplin in der Schreibstube stets als unendlich langweilig empfunden - ganz zu schweigen davon, dass sie ihm nutzlos erschienen war: Schließlich gab es Druckerpressen und Setzkästen. Mehr als einmal hatte man ihn dafür bestraft, dass er Mittel und Wege gefunden hatte, sich abzulenken, wenn er sich eigentlich ganz auf seine Aufgabe als Schreiber hätte konzentrieren sollen. Doch auch wenn die Aufgabe, die hier vor ihm lag, ebenso viel Sorgfalt und mühselige Präzision erforderte, war sie doch dieses Mal geradezu lebenswichtig. Daher zwang sich Halcom dazu, die Arbeit erst vollständig abzuschließen, bevor er sich wieder dem Anfang zuwandte und den neu erstellten Text las.
    Er benötigte mehrere Minuten, den Text durchzuarbeiten, und je weiter er las, desto mehr kniff er die Augen zusammen. Dann lehnte er sich zurück, schaute zur Decke und dachte über das nach, was er gerade gelesen hatte. Eine halbe Stunde blieb er reglos sitzen, dann richtete er sich abrupt auf.
    »Ahlvyn!«
    »Ja, Sir?«
    Wie von Zauberhand erschien Ahlvyn Shumay wieder in der Tür, und trotz der Anspannung, die der Brief aus dem Palast in ihm hervorgerufen hatte, musste Halcom doch lächeln. Natürlich würde der junge Priester das niemals zugeben. Doch Halcom wusste ganz genau, dass er sich vor der Tür herumgedrückt hatte, von Neugier zerfressen. Dann dachte der Bischof erneut darüber nach, was dieser Brief besagte, und sein Bedürfnis zu lächeln schwand abrupt.
    »Wir müssen einen Brief abfassen. Nein, sogar zwei! Einen an unseren Freund im Palast, den anderen an unseren Freund in den Bergen.«
    »Jawohl, Sir.« Shumay setzte sich ans

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