Die Invasion - 5
gegenüberliegende Ende des Tisches, griff nach der Feder, die Halcom beiseitegelegt hatte, und machte sich daran, Notizen anzufertigen. »Wann immer Sie wünschen, Sir.«
»Laut unserem Freund hier in Tellesberg«, setzte Halcom an und tippte mit der Fingerspitze auf den Brief, den er gerade entschlüsselt hatte, »hat der Herzog der Kaiserin gegenüber Sankt Agtha erwähnt, und wie erwartet hat sie Interesse daran geäußert, das Kloster zu besuchen. Bedauerlicherweise ist die Royal Guard - Verzeihung ...«, er lächelte dünn, »ich meine natürlich die Imperial Guard - im Moment noch dienstbeflissener, was die Sicherheitsvorkehrungen betrifft, als wir erwartet hatten. Unser Freund weiß noch nicht, um wie viele Männer sie die üblichen Leibwachen der Kaiserin für Ausflüge verstärken werden, sobald Ihre Majestät den Palast verlässt. Aber er sagt, sie werden auf jeden Fall weitere Truppen hinzuziehen. Kommen wir zu den beiden Briefen!
Der Erste ist der für den Palast. Informieren Sie unseren Freund, dass wir nicht das Risiko eingehen können, auf unsere Anwesenheit aufmerksam zu machen und damit zu zeigen, wozu wir in der Lage sind, solange wir uns nicht nach menschlichem Ermessen des Erfolgs sicher sein können. Wenn wir etwas Derartiges versuchen und dann scheitern, ist es unwahrscheinlich, dass auch nur einer von uns überleben wird, um einen zweiten Versuch zu unternehmen. Und selbst wenn dem nicht so wäre, wird ein fehlgeschlagener Versuch doch dazu führen, dass nicht nur die Leibwachen verstärkt werden, sondern sämtliche Sicherheitsvorkehrungen. Deswegen werde ich dem Einsatz nicht zustimmen, selbst wenn Sharleyan ihren Plan, Sankt Agtha aufzusuchen, tatsächlich in die Tat umsetzt. Ich werde das erst tun, wenn uns genaue Informationen über die Truppenstärke ihrer Leibgarden vorliegen, und das zumindest mehrere Tage, bevor sie den Palast verlässt. Ich wünsche nicht, dass unser Freund unnötige Risiken eingeht, um diese Informationen zu beschaffen. Betonen Sie ihm gegenüber noch einmal, dass er für uns dort, wo er sich gerade befindet, in der Zukunft von deutlich größerem Wert sein wird, als wenn er enttarnt und hingerichtet wird. Ganz zu schweigen davon, dass unser Versuch, sollte unser Freund tatsächlich enttarnt und hingerichtet werden, ohnehin scheitern wird. Nichtsdestotrotz muss ihm bewusst sein, dass wir einfach nichts unternehmen können, solange uns diese Informationen nicht vorliegen.«
»Jawohl, Sir«, sagte Shumay, und seine Feder flog regelrecht über das Papier, während er nach und nach die verschiedenen Argumente des Bischofs notierte.
»Und jetzt zu unserem Freund in den Bergen.« Halcom legte die Stirn in Falten, dann holte er tief Luft. »Wir werden einfach mehr Männer brauchen, als wir bereits haben, und das bedeutet, dass aktiv Leute angeworben werden müssen, die uns diese Männer zur Verfügung stellen können. Lassen Sie ihn wissen, dass ich anhand der derzeit vorliegenden Informationen davon ausgehe, wir würden unsere Einheit um Mindestens ein weiteres Drittel erweitern müssen, besser noch um die Hälfte. Mir ist wohl bewusst, dass wir bereits darüber gesprochen hatten, etwas Derartiges könne erforderlich werden, und dass er auch schon einige vorbereitende Pläne zurechtgelegt hat. Aber sagen Sie ihm auch, dass er äußerst vorsichtig bei der Auswahl der Personen sein muss, die er in unsere Pläne einweiht, und auch dabei, inwieweit sie involviert - und informiert - werden, bevor wir tatsächlich zuschlagen.«
»Bei allem Respekt, Sir«, warf Shumay ein, »aber wäre es wirklich ratsam, jemanden hinzuzuziehen, der nicht weiß, noch nicht einmal ansatzweise, was wir da von ihm verlangen?«
»Ein guter Punkt«, gestand Halcom ein. »Sie machen sich Sorgen darüber, dass einige von ihnen, wenn sie nicht genau wissen, was wir eigentlich beabsichtigen, bis wir den Einsatz tatsächlich durchführen, möglicherweise zurückschrecken könnten, wenn sie es herausfinden?«
»Das ist meine Hauptsorge, Sir, ja«, gestand Shumay. »Und dann ist da natürlich auch noch die moralische Frage.«
»Das ist wohl wahr.« Halcom lächelte seinen Privatsekretär freundlich an. »Und Sie haben durchaus Recht damit, dass wir nicht einfach unsere priesterliche Berufung und unsere Pflichten vergessen dürfen, einfach nur, weil wir hier zu einer Art Dienst gerufen werden, den wir niemals für möglich gehalten hätten, als wir unseren Eid abgelegt haben. Trotzdem fürchte ich,
Weitere Kostenlose Bücher