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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Stirn in Falten. »Aber es muss doch eine Lösung für dieses Problem geben, Mein Lord. Mir scheint, was wir brauchen, ist ein Zünder, der die Granate erst dann explodieren lässt, nachdem sie aufgeschlagen ist. Es würde alles deutlich vereinfachen, wenn es egal wäre, ob das Pulver des Zünders nun ganz abgebrannt ist oder nicht oder ob die Reichweite absolut genau bestimmt wurde. So sollte es doch alle möglichen Situationen geben, in denen es durchaus wünschenswert wäre, wenn die Granate in ihr Ziel erst einschlägt, bevor sie explodiert.«
    Die Kaiserin hatte, das begriff Gray Harbor jetzt, Seamount gerade eben in einen ihren willigsten Sklaven verwandelt. Es war ganz offenkundig, dass ihr rascher Verstand den dicklichen Artilleristen begeisterte, und er strahlte sie an, als wären sie zwei Verschworene.
    »Das ist völlig richtig, Eure Majestät!«, stimmte er ihr zu und nickte noch heftiger. »Und tatsächlich ist das genau das, woran ich gerade arbeite.«
    »Und wie gehen Sie das Problem an?«
    Sharleyan schien sehr konzentriert, und Gray Harbor begriff noch etwas anderes. Wenn sie Seamount gerade für sich eingenommen hatte, dann weil sie aufrichtig fasziniert von dem war, was der Baron bislang erreicht hatte. Sie hatte sich mit Seamount verschworen, und der Erste Ratgeber konnte sich plötzlich lebhaft vorstellen, wie seine Kaiserin mit aufgerollten Ärmeln in der Werkstatt des Commodores arbeitete, die Hände schmutzig, ein wenig Schmierfett im Gesicht, und dabei so glücklich wie ein Kind in einem Süßwarenladen.
    »Eigentlich denke ich, wir brauchen eine Art Zündmischung«, erklärte Seamount ihr. »Etwas, das nicht durch einen Funken gezündet werden muss. Etwas, das sich beispielsweise durch Reibung zum Brennen bringen lässt. Das geht natürlich mit Schießpulver. Das ist ja eine der Gefahren, die wir in den Pulverkammern beachten müssen. Aber hier funktioniert Schießpulver nicht. Wir brauchen etwas anderes. Ich versuche mich gerade an verschiedenen Mischungen, und Dr. Mahklyn und die Königliche Hochschule befassen sich ebenfalls damit. Letztendlich wird die Lösung wohl darin bestehen, dass wir einen Zünder entwickeln, der ein geschlossenes Gefäß darstellt. Die Wandung davon muss mit dem Gemisch überzogen werden, an dem wir gerade arbeiten, und dann muss da noch etwas Schweres sein, eine Kugel vielleicht, die mit anderen Komponenten überzogen ist. Und wenn die Granate aufschlägt, dann wird diese Kugel nach vorne geschleudert, und ...«
    »... und trifft die Wandung des Gefäßes, zündet das besagte Gemisch und bringt die Granate so beim Aufschlag zur Explosion!«, beendete Sharleyan den Satz für ihn und lächelte übers ganze Gesicht.
    »Genau!« Seamount strahlte sie an. Mehrere Sekunden lang standen die meiden nur da und grinsten. Dann riss sich der Baron zusammen.
    »Eure Majestät, Ihr werdet mir vergeben, wenn ich sage, dass Ihr sogar noch rascher darin seid, Möglichkeiten zu erkennen, als Seine Majestät, der Kaiser. Und das sagt wirklich viel!«
    »Ich danke Ihnen, Mein Lord. Das ist ein Kompliment, das mir sehr viel bedeutet«, gab Sharleyan zurück. Dann atmete sie tief durch.
    »Und jetzt, Baron Seamount, wollten Sie mir doch wohl demonstrieren, wie man eine solche Explosivgranate auf die andere Seite einer Mauer bringt!«

.IV.
 
Schankstube ›Zur lachenden Braut‹,
Tellesberg, Königreich Charis
 
    »Bitte verzeiht, Mein Lord, aber das hier ist soeben eingetroffen.«
    »Ahlvyn, Ahlvyn!« Der Mann, der an dem Tisch saß, blickte auf, wedelte tadelnd mit einem Finger hin und her, schaute den jüngeren Mann im Türeingang an und schüttelte den Kopf. »Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass ich nur ein einfacher Händler bin?«, schalt ihn Erzbischof Mylz Halcom.
    »Verzeiht, Mein Lo ... Sir.« Angesichts des wohlvertrauten Tadels errötete der jüngere Mann ein wenig. »Ich bin wohl noch mehr ein Gewohnheitstier, als ich das von mir selbst gedacht habe.«
    »Das sind wir alle, und in gewisser Hinsicht ist das auch gut so. Aber zugleich ist es auch etwas, dessen sich ein jeder - selbst ein Priester - stets bewusst sein muss, und er muss sich auch dagegen wappnen. Vor allem jetzt.«
    »Selbstverständlich, Sir.« Kurz senkte der jüngere Mann den Kopf. Dann streckte er seinem Vorgesetzten einen Brief entgegen. »Wie ich gerade sagte: Das hier ist soeben eingetroffen.«
    »Ich verstehe.«
    Der Mann am Tisch nahm den Umschlag entgegen und drehte ihn langsam in den Händen.

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