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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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den Kopf, dass die Propagandisten der Kirche der Wahrheit unwissentlich deutlich nahe kamen, wenn sie ihn der ›Verehrung Shan-weis‹ bezichtigten. Wenn es unter den so genannten Erzengeln überhaupt einige gab, die es wahrlich wert waren, verehrt zu werden, so waren das zweifelsohne Shan-wei und all die Mitglieder der ursprünglichen Kommandobesatzung, die sich Shan-weis Widerstand gegen den Größenwahn des ›Erzengels‹ Langhorne angeschlossen hatten. Schließlich hatte Langhorne sie aus genau diesem Grund heraus ermorden lassen. Cayleb wusste jetzt, dass die gesamte Kirche des Verheißenen eine einzige, gewaltige Verkehrung der Wahrheit war, eine ungeheuerliche Lüge, die man eigens zu dem Zweck ersonnen hatte, einen ganzen Planeten davon abzuhalten, jemals eine auf Technik ausgerichtete Denkart zu entwickeln. Er wusste jetzt, dass diese Lüge es nötig gemacht hatte, jeden umzubringen, der sich der neuen Kirche entgegenstellte. Dieses Wissen erschwerte es Cayleb immens, auch nur ein Lippenbekenntnis zu den Doktrinen eben jener Kirche abzulegen.
    Doch auch damit hatte Maikel Recht, sinnierte der Kaiser. Die Menschen mögen über Gott alle nur erdenklichen Lügen verbreiten, doch das ändert nichts an der Wahrheit. Und die Verehrung Gottes durch all jene, die die Kirche des Verheißenen belügt, ist damit keinen Deut weniger echt, kein bisschen weniger aufrichtig, bloß weil sie nicht die Wahrheit kennen.
    Und was mich angeht, hatte die Bruderschaft zumindest in einer Hinsicht Recht: Mein jugendliches Ungestüm‹ ist für ihre Pläne tatsächlich ein Grund zur Sorge, gestand er sich grimmig ein. Am liebsten will ich der Kirche jetzt gleich und auf der Stelle die Maske vom Gesicht reißen und jedem auf Safehold die Wahrheit erzählen! Es widert mich an, auf den rechten Zeitpunkt zu warten.
    Ja, vielleicht ist das so, ging es ihm durch den Kopf, während er auf das immer noch beachtlich geschäftige Hafenbecken hinausblickte. Doch sosehr es Cayleb auch anwidern mochte, er wusste dennoch, dass Maikel Staynair ganz Recht hatte. Man durfte noch nicht wagen, die Wahrheit über die Göttlichkeit des ›Erzengels‹ Langhorne zu verkünden. Noch nicht. Die Wahrheit musste bekannt werden - was diesen Punkt betraf, waren der Erzbischof von Tellesberg und die Bruderschaft von Sankt Zherneau ebenso grimmig entschlossen wie Cayleb selbst. Doch sie durfte noch nicht verkündet werden. Die tyrannische Macht der Kirche musste gebrochen sein, bevor die Lüge, auf der eben diese Macht basierte, aufgedeckt werden durfte. Jeder einzelne Mensch auf dem gesamten Planeten Safehold war mit der Kirche aufgewachsen, war seit seiner Kindheit gelehrt worden, genau diese Lüge zu glauben - also taten die Menschen das auch. Den Versuch zu unternehmen, diese Lüge bereits jetzt aufzudecken, würde der ›Vierer-Gruppe‹ und dem Rat der Vikare lediglich eine unschätzbar wertvolle - und mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit tödliche - Waffe in die Hände spielen.
    Die Position der Kirche von Charis hier in Chisholm war ein wenig prekärer als in Charis selbst. Das war auch nicht allzu überraschend. Schließlich gab es in Chisholm kein Gegenstück zur Bruderschaft von Sankt Zherneau. Niemand hier hatte sich mit der Aufgabe befasst, die erste Saat für all das zu legen, was noch kommen musste, während in Charis Staynair und all seine Vorgänger aus der Bruderschaft genau das getan hatten. Trotzdem: Pawal Braynair, der zum Erzbischof von Cherayth ernannt worden war, nachdem Sharleyan die Entscheidung gefällt hatte, sich der ›Vierer-Gruppe‹ zu widersetzen, hatte Cayleb nicht im gleichen Maße beeindruckt wie seinerzeit Maikel Staynair. Natürlich wäre es für jeden schwierig geworden, aus Staynairs riesigem Schatten zu treten; und dass Cayleb den jetzigen Erzbischof von Tellesberg schon sein ganzes Leben kannte, machte das nur noch um so schwieriger.
    Braynair wirkte ein wenig zaghafter, etwas weniger gewillt, sich der Gegenseite offen entgegenzustellen. Dabei schien er auch deutlich weniger flexibel. Nicht für einen Moment zweifelte Cayleb an der Aufrichtigkeit des Geistlichen. Doch Erzbischof Pawal fehlte es an dieser gewaltigen, beinahe schon strahlenden Aura des Mitgefühls, die ein jeder spürte, der sich Maikel Staynair auch nur auf zehn Schritte näherte.
    Na, natürlich fehlt es ihm daran!, schalt sich Cayleb selbst. Was meinst du denn wohl, wie viele Maikel Staynairs eine Generation hervorbringt, Cayleb? Du solltest Gott

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