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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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dafür danken, dass es überhaupt den einen gibt, und dich nicht darüber beklagen, dass du nicht noch mehr von der Sorte haben kannst! Und du darfst Braynair auch nicht vorwerfen, dass er es mit Maikel nicht aufnehmen kann.
    Wenigstens hegte Cayleb keinerlei Zweifel daran, dass Braynair sich die Doktrinen der Kirche von Charis aus tiefstem Herzen und aufrichtig zu Eigen machte. Der Geistliche würde daher all jene Entstellungen des kirchlichen Auftrags zurückzuweisen wissen, auf der die Macht der ›Vierer-Gruppe‹ basierte. Cayleb empfand es als tröstlich, dass Merlin den Erzbischof ebenso einschätzte. Braynair mochte kein zweiter Staynair sein. Aber er war ein Mann, der innere Stärke und Hartnäckigkeit besaß. Er könnte nie seine Gemeinde auf die gleiche Weise für sich einnehmen wie Staynair. Dennoch war unverkennbar, dass der Erzbischof von Cherayth bis zum bitteren Ende für seine Gemeinde da sein würde: Mit hochgezogenen Schultern würde er dem Sturm trotzen, so schrecklich dieser Sturm auch sein würde. Und das, so rief sich Cayleb erneut ins Gedächtnis zurück, war alles, was ein Kaiser von einem geistlichen oder auch militärischen Führer verlangen konnte.
    Es war unmöglich zu beurteilen, wie Braynair oder ein anderes Mitglied der Gemeinde von Cherayth reagiert hätte, hätte man ihnen Sankt Zherneaus Tagebuch zu lesen gegeben. Und das betonte lediglich, wie Recht Staynair damit hatte, die Wahrheit nicht zu früh über ganz Safehold zu verbreiten. Nein, die große Lüge, die die Kirche des Verheißenen nun einmal war, durfte noch eine ganze Weile nicht aufgedeckt werden. Denn die Kirche von Charis brauchte noch Zeit, um für sich selbst denken zu lernen - trotz des eisernen Griffs der Inquisition.
    Doch der Tag wird kommen, Langhorne!, versprach Cayleb der Seele Eric Langhornes - in welcher Ecke der Hölle sie auch schmoren mochte. Der Tag wird kommen! Daran solltest du niemals zweifeln! Dafür werden Merlin und ich sorgen.
    Mit einem Seitenblick vergewisserte sich Cayleb, dass Captain Athrawes neben ihm stand und geduldig wartete. Mit seinen fast widernatürlich blauen Seijin-Augen blickte er sich wachsam um, hielt stets Ausschau nach etwaigen Bedrohungen. Athrawes tat dies, obwohl ein unsichtbarer Sensor, der hoch oben am Himmel schwebte, genau die gleiche Aufgabe erfüllte. Wieder durchfuhr Cayleb dieses vertraute Gefühl, eine Mischung aus Verwunderung und Zuversicht. Der Verstand, die Gedanken und die Seele, die hinter diesen Saphiraugen wohnten, waren sogar noch älter als die abscheuliche Lüge Langhornes. Nimue Alban hatte bewusst ihr Leben hingegeben, um diese Lüge zu bekämpfen. Daher zweifelte Cayleb Ahrmahk nicht daran, dass dieser Seijin, zu dem sie nach ihrem Tode geworden war, dereinst Erfolg haben würde - wie viel Zeit noch verstreichen müsste und wie hoch der Preis wäre, den es zu bezahlen gälte.
    Merlin schaute Cayleb an, fragend eine Augenbraue gehoben, als habe er den Blick des Kaisers auf sich ruhen gespürt. Und vielleicht hatte er das ja sogar tatsächlich. Auf jeden Fall war Cayleb nicht bereit, Vermutungen darüber anzustellen, welchen Beschränkungen wohl die übernatürlichen Sinne eines PICA unterworfen waren. Obwohl, jetzt, wo der Kaiser so darüber nachdachte, erschien es ihm doch wahrscheinlicher, dass Merlin ihn einfach nur mit Hilfe einer dieser unsichtbaren ›Sensoren‹ beobachtet hatte.
    Der Gedanke brachte ihn dazu, kurz die Lippen zu einem Lächeln zu verziehen, und Merlin erwiderte das Lächeln. Dann widmete er seine ganze Aufmerksamkeit wieder der Aufgabe, Cayleb am Leben zu erhalten.
    Und ich sollte endlich keine Zeit mehr damit verschwenden, das Unausweichliche aufzuschieben, und mich lieber um meine eigenen Aufgaben kümmern, herrschte sich Cayleb innerlich selbst an. Bloß ... ich möchte nicht aufbrechen!
    Er gestand sich die Wahrheit ein. Dann wandte er sich dem Hauptgrund zu, weswegen er nicht aufbrechen wollte.
    Auf dem Kai standen Königinmutter Alahnah und Baron Green Mountain, um sich von Cayleb zu verabschieden. Er blickte Alahnah in die Augen. Es waren typische Augen für einen Menschen aus dem Norden: Sie waren grau und klar wie die Chisholmianische See selbst. Der Blick aus diesen Augen verriet Cayleb, dass es Alahnah ähnlich ging wie ihm selbst.
    »Ich möchte nicht aufbrechen«, gestand er ihr daraufhin leise. Seine Stimme verlor sich fast im Pfeifen des Windes, im Rauschen der See und dem Stimmengewirr der versammelten Menge.
    »Ich

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