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Die Invasion - 5

Titel: Die Invasion - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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die Tür zu seinem luxuriösen Arbeitszimmer im Tempel abrupt aufgerissen worden. Der Oberpriester, der mit derart unheiliger Hast eintrat, nahm sich gerade noch die Zeit, im Laufen eine Verneigung anzudeuten. In Clyntahns Augen blitzte es gefährlich auf. Pater Dahnyld Fahrmyr war seit beinahe schon acht Jahren einer der Sekretäre, die Clyntahns Vertrauen noch am ehesten genossen. Nach acht Jahren musste der Mensch doch wissen, dass man bei seinem Patron nicht einfach hereinstürmte, ohne zuvor anzuklopfen!
    »Was ...?!«, setzte Clyntahn mit dröhnender Stimme an. Aber der Oberpriester war tatsächlich unverschämt (oder verzweifelt) genug, ihm ins Wort zu fallen.
    »Ich bitte ergebenst um Verzeihung, Euch so zu überfallen, Euer Exzellenz«, begann Fahrmyr und stieß die Worte so rasch hervor, dass sie fast unverständlich waren. »Ich wäre niemals derart unverschämt gewesen, wenn es nicht so ... das heißt ... ich meine ...«
    »Ach, spucken Sie's schon aus, Dahnyld!«, fauchte Clyntahn, und der Oberpriester schluckte heftig.
    »Euer Exzellenz, Vikar Zahmsyn ist hier!«
    Überrascht hob Clyntahn die Augenbrauen.
    »Hier?«, wiederholte er, und seine Stimme verriet deutlich seinen Unglauben. »Vor meinem Arbeitszimmer?«
    »Ja, Euer Exzellenz!« Pater Dahnyld nickte beinahe schon krampfartig. Doch in seiner Stimme schwang zugleich auch Erleichterung mit. Als sei er erstaunt darüber, dass er seine Botschaft hatte überbringen können, ohne an Ort und Stelle von Blitzen aus Clyntahns Augen erschlagen worden zu sein. Der Großinquisitor war - vieler seiner Untergebenen waren überzeugt davon - in seinem sattsam bekannten Jähzorn zweifelsohne in der Lage, Blitze zu schleudern.
    Der Generalobere lehnte sich in seinem Sessel zurück. Es gelang ihm, eine Miene reinen Erstaunens aufzusetzen, während seine Gedanken sich beinahe überschlugen.
    Kein Wunder, dass Fahrmyr wie betäubt wirkte. Der Kanzler der Kirche des Verheißenen ›erschien‹ nicht einfach vor dem Arbeitszimmer des Großinquisitors, ohne schon lange im Voraus einen Termin abgesprochen zu haben. Tatsächlich ›erschien‹ niemand ohne Termin beim Großinquisitor!
    Einige Sekunden verbrachte Clyntahn damit, sich einen Grund zu überlegen, der Zahmsyn Trynair wohl dazu bewogen hatte, so unvermittelt im Vorzimmer des Großinquisitors aufzutauchen. Allerdings wollte ihm partout keine Erklärung für dieses ungewöhnliche Verhalten einfallen. Zumindest kam er auf keine Erklärung, die ihm auch nur im Mindesten bedenkenswert erschien.
    »Ich nehme an, da Sie mir nicht erklärt haben, warum er hier ist, wird er Ihnen den Grund nicht genannt haben«, sagte er. Sein Tonfall legte nahe, es wäre wirklich das Beste für den Oberpriester, wenn dem so wäre. Der Oberpriester schüttelte den Kopf, dann nickte er heftig.
    »Genau so ist es, Euer Exzellenz.« Es war Fahrmyrs Blick anzusehen, wie unwohl er sich dabei fühlte, in einer derart nie da gewesenen Art und Weise gegen das Protokoll zu verstoßen. Allmählich hatte er wenigstens seine Stimme wieder unter Kontrolle. »Er ist ... einfach hereingekommen und hat darum gebeten, dass Ihr ihm ein wenig Eurer Zeit widmetet.«
    »Ach ja, hat er das?« Clyntahn schnaubte wie ein aufgebrachtes Wildschwein, dann zuckte mit den Schultern. »Na, dann sollten Sie den Kanzler wohl hereinbitten!«
    »Jawohl, Euer Exzellenz. Augenblicklich!«
    Fahrmyr verschwand so rasch, als habe er sich in Luft aufgelöst. Einen winzigen Moment später kehrte er schon wieder zurück, gefolgt von Zahmsyn Trynair. Jahrzehnte voller Übung - erst als Priester, dann als Diplomat, schließlich als der wahre Herrscher des Rates der Vikare - hatten den Kanzler gelehrt, den Gesichtsausdruck aufzusetzen, den er der Welt zu zeigen wünschte. Doch dieses Mal lag da ein ungewöhnliches Funkeln in seinen Augen, und seine Lippen waren uncharakteristisch verkniffen. Jedem, der ihn nicht sonderlich gut kannte, wäre das vermutlich entgangen. Clyntahn aber kannte Zahmsyn sehr gut, und er spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte.
    »Guten Morgen, Zahmsyn«, begrüßte er seinen Besucher.
    »Guten Morgen.« Trynair fauchte die Erwiderung beinahe, und Clyntahn blickte über die Schulter des Kanzlers hinweg zu Fahrmyr.
    »Das wäre alles, Pater«, sagte er, und Fahrmyr verschwand mit noch mehr Eifer als zuvor. Wie groß seine Neugier auch sein mochte - und Clyntahn vermutete, dass sie wirklich immens sein musste -, der Oberpriester wollte im Augenblick

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