Die Invasoren von Ganymed
einer einzigen Sitzung vertilgte. Das war vielleicht ein Anblick – im ganzen Raum waren Teile von ihm verstreut!« Die Erinnerung erwärmte ihn für einen Augenblick, die Erinnerung an einen wundervollen Bewußtseinszusammenschluß, eine Vereinigung der Fröhlichkeit und des Vergnügens, ohne den Zwang zur Pflicht, der vom Kern des polyencephalischen Bewußtseins, von der Bank der Ältesten und von den mächtigen Anführern auf der Uhrenseite der Halle ausging.
»Sieh es mal von dieser Seite«, meinte der Generalleutnant, »wenn du Erfolg hast, werden deine militärischen Vorgänger wie Dummköpfe aussehen – tatsächlich werden alle Anhänger der Militärfraktion wie Dummköpfe dastehen.«
»Das ist wahr«, stimmte Mekkis zögernd zu. In seinem Geist hatte sich ein Plan geformt. Tennessee war im Augenblick ein Durcheinander aus mehr oder weniger autonomen Feudalzellen, jeweils um einen Plantagenbesitzer oder Handelsfürsten gruppiert; ein Zustand, der aus dem Zusammenbruch der irdischen Zentralregierung resultierte. Es würde Mekkis’ Aufgabe sein, einen dieser kleinen Tyrannen auszuwählen und ihn zum Herrscher über das ganz e Lehen auszurufen, ihn damit über all die konkurrierenden Feudalherren zu erheben. Das war keine einfache Aufgabe; wen immer er wählte, er würde nicht nur Einwände, sondern auch den Haß der übrigen hervorrufen.
Was aber, wenn er Percy X wählte? Würde er nicht dankbarer für die ihm verliehene Autorität sein als jeder andere und damit auch fügsamer? Natürlich würden die Handelsfürsten wie rasend gackern, aber das würden sie ohnehin tun, wer auch immer gewählt wurde; vielleicht konnten auf diese Weise die Neegs und die Indianer befriedet und die Frage der Regentschaft zugleich gelöst werden.
»Das ist wahr«, wiederholte Mekkis, und diesmal schwang bereits wieder eine Spur von Hoffnung in seiner Stimme mit. Die Frage des Rücktritts war für ihn keine Frage mehr.
Der Prophet aus seinem Personal hatte gewiß recht gehabt; es hatte heute etwas in seinem Weg gelegen, vor dem er sich wohl am besten in acht genommen hätte. Er jedoch hatte sich mit dem Kopf voran in die Sache hineingewunden. Wie üblich.
Und wie üblich sah er auch eine Lösung, die zu seinem Vorteil war.
II
Das Hotelzimmer war zweiter Garnitur, schmutzig und äußerst schäbig, aber es gackerte mit altersschwacher und dennoch durchdringender Stimme los: »Verehrter Gast, versuchen Sie bloß nicht abzuhauen, ohne Ihre Rechnung am Schalter unten beglichen zu haben.«
Wenigstens hat man ihm keinen künstlichen SüdstaatlerAkzent eingebaut, überlegte Joan Hiashi, was man so weit unten in Swenesgard, Tennessee, durchaus hätte erwarten können. »Ich habe lediglich aus dem Fenster geschaut«, erklärte sie und warf den Kopf herum. »Im übrigen könntest du dich ein bißchen sauberer halten.«
»Bei dem geringen Übernachtungspreis, der für mich berechnet wird…«
Nun, das jedenfalls stimmte. Und das Hotel nahm noch immer die alte UN-Währung an, die von den Besatzungsbehörden auf der ganzen Welt längst aufgehoben worden war. Und das war gut so, weil sie fast nur die vertrauten, jetzt schon ziemlich mitgenommenen und zerknitterten UN-Noten und ihre Kreditkarten aus der Vorkriegszeit bei sich hatte.
Im übrigen hatte sie Kopfschmerzen. Auch die Luft von draußen half nicht; sie machte es eher schlimmer, diese müde und abgestandene Luft einer Gegend, die ihr nicht nur unvertraut war, sondern sogar körperliches Unbehagen bereitete. Sie war niemals zuvor in der Tennessee-Zone gewesen, aber sie wußte von den Vorgängen während des Krieges, als sich Tennessee aus der nationalen Einheit gelöst und zu einem abgeschlossenen, öden kleinen Staatswesen entwickelt hatte, von Mißtrauen gegenüber allem beseelt, was aus dem Norden kam, wie sie selbst. Aus beruflichen Gründen hatte es sie dennoch nach hier verschlagen.
Sie wandte sich der selbständigen Kommunikationseinheit des Hotelzimmers zu – eine wenig beeindruckende Konstruktion aus der Vorkriegszeit – und sagte: »Was kannst du mir über die ethnischen Folksänger dieser Gegend sagen?«
»Wie war das, verehrter Gast? Bringen Sie bitte Ihr Verlangen noch einmal vor.«
»Diese Gegend, und der Süden überhaupt, hat anderthalb Jahrhunderte lang den besten native jazz und die besten Balladensänger des ganzes Landes hervorgebracht. Buell Kazee beispielsweise kam aus Grinder’s Switch, nicht weit von hier. Bascom Lamar
Weitere Kostenlose Bücher