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Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Titel: Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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schüttelte den Kopf. Was für ein Unfug! Kein Wunder, dass dieser Dr. Guðgeir mit der Sache zu tun hatte, der steckte doch überall drin und war ständig in den Nachrichten. Gunna traute dem Mann nicht über den Weg.
    „Der schreibt bestimmt auch E-Mails“, dachte sie und legte den Brief auf den Tisch. Dann faltete sie ihn zusammen, zog die anderen Briefe heran und faltete sie ebenfalls. Dr. Guðgeir ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Gunna fand, dass der Mann nicht so wirkte, als könne er gut mit Kindern umgehen, und außerdem war seine Firma Biokids doch vor nicht allzu langer Zeit fast pleite gewesen, oder?
    „Der sollte sich lieber auf seine Firma konzentrieren und die Kinder in Ruhe lassen“, murmelte sie vor sich hin und beschriftete die Umschläge. Als sie damit fertig war, steckte sie die Briefe nacheinander in die Umschläge mit den Namen der Empfänger. Sie achtete darauf, jeden Brief in den richtigen Umschlag zu stecken, und schließlich waren nur noch die beiden Briefe vom Initiativzentrum an die Eltern der Zwillinge und die blauen Briefe an Anna Lísas und Raggis Eltern übrig. Gunna legte die vier Briefe auf den Tisch und nahm die vier Umschläge zur Hand. Als sie gerade den jeweiligen Umschlag auf den richtigen Brief legen wollte, ging die Tür zu ihrem Büro auf und der Direktor steckte den Kopf herein.
    „Wie wär’s, wenn Sie jetzt mal rüberkommen?“, sagte er und winkte ihr zu. „Wir haben zur Feier des Tages ein kleines Fest organisiert. Wir lassen Sie doch nicht gehen, ohne uns gebührend von Ihnen zu verabschieden!“
    Gunna starrte den Direktor an und spürte, wie ihr Lächeln noch breiter wurde. „Ein Fest, für mich?“ Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass sie auf diese Weise verabschiedet werden sollte.
    „Na klar!“, entgegnete der Direktor. „Kommen Sie, wir warten schon alle.“
    „Äh, ja“, sagte Gunna hastig. „Ich muss nur noch ein paar Briefe eintüten, dann komme ich.“
    Der Direktor lächelte ihr zu und schloss die Tür.
    „Na, so was“, sagte Gunna laut. „Ein Fest für mich, das ist ja wirklich …“ Sie war froh, dass sie an ihrem letzten Tag etwas Schickes angezogen hatte, und ging zum Spiegel, um Lippenstift aufzutragen. Dann fuhr sie sich mit dem Kamm durchs Haar. Im Flur war Gesang zu hören. „Die Gäste singen schon für mich“, dachte Gunna, „ich muss mich beeilen.“ Hektisch steckte sie die Briefe in die Umschläge und legte den ganzen Stapel gut sichtbar auf den Tisch, damit sie auch ganz sicher nach dem Wochenende zur Post gebracht würden. Sie ging zur Tür, machte sie auf und reckte sich nach dem Schalter an der Wand, um das Licht in ihrem Büro zum letzten Mal auszuschalten. Dabei ließ sie ihren Blick noch einmal durch den Raum schweifen und blieb an dem Stapel mit den Briefen hängen. Wie war das noch mal, hatte sie auch wirklich die richtigen Briefe in die richtigen Umschläge gesteckt? Sie war wegen des Abschiedsfests so aufgeregt, dass sie vielleicht nicht richtig aufgepasst hatte. Gunna beschloss, die Sache noch einmal zu kontrollieren. Sie würde die Umschläge einfach wieder aufreißen und ein paar neue adressieren. Das würde nicht lange dauern. Sie wollte gerade zurück ins Büro gehen, als jemand sie an der Schulter packte.
    „Jetzt kommen Sie schon, alle warten auf Sie.“ Der Direktor war zurückgekommen.
    „Aber, ich …“ Gunna schaute zu dem Stapel mit den Briefumschlägen.
    „Kein aber“, entgegnete der Direktor. „Sie sind die Hauptperson und dürfen bei dem Fest nicht fehlen.“
    „Ach, ich wollte nur noch mal kurz ein paar Briefe durchschauen“, sagte Gunna und blickte zu dem Stapel. Mehr sagte sie nicht, denn sie wollte den Schuldirektor nicht merken lassen, dass sie womöglich an ihrem letzten Tag einen Fehler gemacht hatte. Wahrscheinlich hatte sie sich sowieso geirrt, die Briefe waren bestimmt in den richtigen Umschlägen. Gunna schaltete das Licht aus, zog die Tür hinter sich zu und drehte sich zum Direktor um. „Sie haben recht. Ich habe wohl genug gearbeitet. Wo ist denn nun dieses Fest?“

Anna Lísa
    Anna Lísa betrachtete missmutig den angebrannten Nusskuchen, den sie gerade aus dem Ofen holte. „Mist“, sagte sie und stellte die Backform auf den Küchentisch. Sie schleuderte die Topflappen in die Ecke und stöhnte. Noch nie war irgendein Kuchen in der gesamten Geschichte der Menschheit so wichtig gewesen wie dieser – er musste einfach gelingen! Zumindest sollte er nicht anbrennen und wie

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