Die irische Heilerin
küssen?
„Wieso bist du eigentlich in meiner Hütte?“, fragte sie. Es schien ihr unangenehm zu sein, ihn in ihrer ganz persönlichen Umgebung zu wissen. „Ich dachte, dir wäre bekannt, wohin du gehörst.“
„Es wurde mir zu langweilig, immer nur herumzuliegen.“ Er zeigte auf die hängenden Kräuter und ordentlich zusammengestellten Heilpflanzen. „Du lebst hier?“
„Ja. Mein Ehemann Eachan hat es gebaut, als ich die Heilerin des Clans wurde. Ich wollte näher bei der Krankenhütte sein.“
Hastig füllte sie ein kleines hölzernes Gefäß mit Suppe und streckte es ihm entgegen. Sie wurde rot, als ihr bewusst wurde, dass er es nicht halten konnte. „Setz dich, und ich werde dir zu essen geben.“
Er würde lieber Schlamm schlucken, als eine weitere Schale Suppe zu essen. „Ich bin nicht hungrig.“
Sie stellte die Schüssel mit der heißen Flüssigkeit ab. „Werden deine Brüder über Nacht bleiben wollen?“, fragte sie. Ohne auf eine Antwort zu warten, redete sie weiter: „Wie viele sind es? Soll ich ein oder zwei weitere Lager aufbauen?“ Sie begann nun damit, den Hammel mit einem Dolch in kleine Stücke zu schneiden. Ihre Augen leuchteten bei der Aussicht auf Besuch.
„Ich werde sie fragen und es herausfinden.“ Er musste ohnehin mit seinen Brüdern sprechen, bevor sie diesen Ort erreichten. Im nächsten Moment öffnete er die Tür und trat hinaus.
„Du wirst ihnen nicht entgegengehen“, protestierte Eileen. „Du kannst nicht so weit laufen. Sei geduldig, warte hier auf sie.“
„Es sind meine Hände, die verletzt sind, Eileen, nicht meine Beine.“
„Du bist noch zu schwach. Du hast durch die Verletzungen viel Blut verloren.“
„Es geht mir gut.“ Es war so eng in der Hütte, dass er plötzlich glaubte, ersticken zu müssen. Er brauchte frische Luft, um wieder klar denken zu können.
Eilig ging er an Eileens Garten vorbei, bis er ruhiger wurde. Das Sommergras wiegte sich in der leichten Brise. Die sattgrünen Felder streckten sich vor seinen Augen aus. Er setzte sich auf einen Stein, während er auf seine Brüder wartete. Tief sog er das Aroma der fast reifen Ernte ein und genoss die Sonne auf seiner Haut.
In der Ferne entdeckte er nach einer Weile zwei Pferde und ihre Reiter. Connor schirmte seine Augen gegen die Sonne ab und erkannte seine Brüder Ewan und Trahern. Als Jüngster hatte Ewan eine Menge an Hänseleien über sich ergehen lassen müssen. Auch wenn er niemals die Fähigkeiten erlangen würde, um ein Krieger zu werden, besaß er jenen stillen Mut, der ihn später, wenn er ein erwachsener Mann war, einmal auszeichnen würde.
Sein älterer Bruder Trahern war vollkommen anders. Groß von Gestalt und fähig, die meisten Feinde im Zweikampf zu besiegen, brauchte er niemanden, der seinen Rücken schützte. Sein wahres Talent lag allerdings im Erzählen von Geschichten, und Connor wusste, dass er heute Abend Eileen einige als Gegenleistung für ihre Gastfreundschaft darbieten würde.
Seine ältesten Brüder Patrick und Bevan waren nicht mitgekommen, und Connor hatte das auch nicht erwartet. Beide besaßen neben ihren vielen Verpflichtungen Frauen und Kinder, um die sie sich kümmern mussten.
Seine Brüder führten ein drittes Pferd mit sich, das sie an einem Strick zwischen sich hielten, einen Wallach, der offensichtlich für ihn selbst bestimmt war. Connor stand auf und ging ihnen entgegen. Er hob seine Hand zum Willkommensgruß.
Trahern stieg ab und musterte Connor für einen Moment besorgt. Einen Augenblick später versetzte er ihm einen festen Schlag auf den Rücken, der Connor beinahe zu Boden geworfen hätte. „Ich stelle fest, die Ó Banníons haben dich doch nicht getötet.“
Ewan war um einiges gewachsen, seit Connor ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Dünn und groß befand sich sein Bruder mit seinen achtzehn Jahren in jener Phase zwischen Jugend und Mannesalter.
Ewan wurde auf Connors Hände aufmerksam. „Was haben sie dir angetan?“
Der malträtierte Bruder hielt seine geschienten und bandagierten Hände hoch und versuchte, die Wunden herunterzuspielen. „Sie sind gebrochen, aber der Rest von mir ist unverletzt. Ein paar kleine Schnitte mit dem Dolch, ein Schlag auf den Kopf. Das ist alles.“
„Haben sie deine Hände gebrochen oder zertrümmert?“, fragte Trahern leise. Connor hörte den drängenden Unterton in seiner Frage, auch wenn sie fast flüsternd gestellt worden war.
„Gebrochen oder zertrümmert – was macht das für einen
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