Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
Vom Netzwerk:
Qualen. Halluzinationen spielten sich als große Verführer auf, wollten ihn dazu bringen, endlich nicht mehr zu kämpfen und sich in die wohligen Arme des Vergessens zu begeben. Er schmeckte bittere Kräuter, und seine Hände wurden taub.
    In seinen Träumen verzehrte er sich nach Rache an seinen Feinden. Er hatte Deirdre Ó Banníon mit keinem Finger berührt, egal, was der wütende Flann Ó Banníon auch behauptete. Er verdiente die Strafe nicht, und er sehnte sich danach, Gerechtigkeit walten zu lassen.
    Aber während er Eileen beobachtete, die verschiedene Tees für ihn mischte und seine Verbände wechselte, verbannte er den aufkommenden Hass aus seinem Geist. Zunächst einmal musste er jetzt seine Stärke zurückgewinnen. Und er würde Eileens Hilfe brauchen, selbst wenn die Verbände nicht mehr notwendig waren.
    Connor erinnerte sich an einen Soldaten, der beinahe lebendig begraben wurde, als eine Mauer über ihm zusammenstürzte. Der Mann hatte überlebt, aber nach dem Unfall konnte er nicht länger für sich selbst sorgen. Der einstige Soldat war eine Bürde für andere geworden. Er war auf die Hilfe seiner Familie angewiesen, er konnte nicht allein essen oder sich anziehen.
    Es durfte nicht geschehen, dass ihm das Gleiche passierte.
    Connor wusste nicht, was er von Eileens Kenntnissen halten sollte. Die schrecklichen Mixturen und die Umschläge linderten seine Schmerzen. Aber er machte sich trotzdem Sorgen um seine Hände. Warum durfte sie nicht mehr als Heilerin tätig sein? Was hatte sie getan? Er hätte Séamus doch fragen sollen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte.
    Auch wenn Eileen ihre Gefühle hinter einer Fassade der Gleichmut verbarg, lag doch eine gewisse Verzweiflung in ihren Versuchen, ihn zu heilen. Sie blieb stundenlang bei ihm in der Krankenhütte, wechselte die Verbände und badete seine Schnittverletzungen. Es wirkte, als versuchte sie, für einen schweren Fehler zu büßen.
    Einige Strähnen des braunen Haares hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und umgaben ihr Gesicht gleichsam wie ein sanfter Glorienschein.
    „Connor, sieh mich an“, befahl sie ihm. Durch seinen Fieberschleier starrte er zu ihr. „Du musst diese Brühe trinken.“
    „Ich will jetzt nichts zu mir nehmen.“
    „Du hast in den letzten zwei Tagen fast überhaupt nichts zu dir genommen“, wies sie ihn zurecht. „Und ich werde dich nicht verhungern lassen.“
    Die grausig schmeckende Fischbrühe ließ den Tod wie eine Erlösung erscheinen. Auch wenn ihre Kräutertees halfen, ließen ihre Kochkünste doch einiges zu wünschen übrig. „Ich ziehe es vor, zu verhungern, bevor ich das herunterwürge“, murmelte er.
    „Es wird deine Kraft zurückbringen.“
    „Wenn ich dabei eine solche Abwehr empfinde? Das glaube ich kaum.“ Er verzog das Gesicht. „Vielleicht ist das dein Plan. Mich loszuwerden, indem du mir das furchtbarste Essen vorsetzt, das du dir ausdenken kannst.“
    War das ein Schimmer von Belustigung, den er in ihrem Gesicht sah? Das überraschte ihn. Sie zeigte nur selten Gefühle, und vor allem nichts, was ihn zum Lächeln bringen könnte.
    „Ich vermute, dein Ehemann war sehr stolz auf dein Können als Köchin.“
    „Er mochte mein Essen“, gab sie zu. Ein Aufblitzen von Trauer hatte Connor in ihrem Gesicht bemerkt.
    Eileen führte einen Löffel Brühe an seine Lippen. Er probierte die Fischsuppe, vermengt mit den bitteren Kräutern, und verzog das Gesicht. „Ich fürchte, ich kann mich Eachans Meinung nicht anschließen. Dein Essen ist das schlimmste, dem ich je ausgesetzt war, Eileen.“
    „Das ist kein Essen, das ist Medizin“, versicherte sie ihm und hielt ihm die Schüssel an die Lippen. „Trink. Es wird dir helfen, schneller gesund zu werden.“
    Er gehorchte und würgte die Suppe hinunter. Auf eine gewisse Weise war er dankbar, dass er offen mit Eileen sprechen konnte. Bei ihr musste er nicht lächeln oder sie necken oder eine Stärke vorspielen, die er nicht verspürte.
    Im bernsteinfarbenen Licht des Feuers konnte er seine gebrochenen Hände nicht sehen. Die noch immer geschwollenen Gelenke machten es unmöglich, sie zu bewegen. Nachdem er die Suppe aufgegessen hatte, schaute er ihr direkt ins Gesicht. „Ich werde meine Hände nicht verlieren. Selbst wenn das meinen Tod bedeutet.“
    Er hatte erwartet, dass sie ihm widersprechen würde, aber stattdessen sagte sie: „Wenn das dein Wunsch ist.“
    Sie lehnte sich näher zu ihm, ein kämpferisches Leuchten war in den Augen. „Aber du

Weitere Kostenlose Bücher