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Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Beine vor sich ausgestreckt. Sein Haar war nass, als wenn er im Fluss geschwommen wäre. Ein Wassertropfen lief an einer Seite seines Gesichts hinunter und erinnerte sie an die Nacht, in der sie ihn gebadet hatte. Sie schloss die Augen und versuchte, dieses erregende Bild zu verdrängen.
    In seinen Händen hielt Connor die Schweinsblase. Er drückte sie langsam zusammen. All seine Konzentration war allein auf diese Aufgabe gerichtet. Sein Gesicht verzog sich, als er dazu überging, seine Finger zu krümmen. In diesem Moment wünschte er, Eileen würde ihm einen Heiltrank zubereiten, um die Schmerzen zu lindern, vielleicht mit ein wenig Honig, um den bitteren Geschmack zu mildern.
    Aber andererseits – warum sollte sie irgendetwas für ihn machen, wo er heute Morgen so harsch mit ihr gesprochen hatte? Er hatte es nicht verdient.
    Sie wiederum dachte plötzlich an die neue Heilerin Illona, und es tat weh, zu erkennen, dass sie ersetzt worden war. Doch unabhängig davon, was in den Köpfen der Dorfbewohner war, in ihrem Herzen würde sie immer eine Heilerin sein. Und das, entschied sie, war auch der Grund, warum sie Connor jetzt einen Trank bereiten würde. Weil es einfach richtig war, einen anderen Menschen nicht leiden zu lassen, wenn es in ihrer Macht lag, ihm Erleichterung zu verschaffen.
    Eileen nahm ihren brat ab und legte ihn beiseite. Als sie näher trat, erhob sich Connor in einer stummen Geste des Respekts. Aber sie fühlte sich deshalb nicht besser. Stattdessen vergrößerte es nur ihre Unsicherheit, was sie zu ihm sagen sollte.
    „ Dia dhúit“, begrüßte sie ihn schließlich.
    Connor erwiderte ihren Gruß und griff nach ihrer Hand. Seine Linke hielt ihre Finger fest, so fest, wie es ihm möglich war. Er versuchte zu verbergen, wie viel Mühe ihn schon diese kleine Bewegung kostete. Doch selbst als er den Arm ruhig hielt, nahmen ihre geübten Augen die Spannung in den Muskeln seines Unterarms wahr. Danach sah sie die Blasen auf seinen geröteten Handflächen. Was hatte er sich nur angetan?
    „Ich bin heute Morgen sehr unfreundlich zu dir gewesen. Ich bitte dich, mir zu verzeihen.“
    Echtes Bedauern lag in seiner Stimme, aber es war die leichte Liebkosung seines Daumens auf ihrer Hand, die ihre Wut verschwinden ließ. In seinen grauen Augen stand eine Entschuldigung, ihr Blick jedoch richtete sich unwillkürlich auf seinen Mund.
    Die Erinnerung an seinen drängenden Kuss wurde ihr auf einmal bewusst, es kam ihr fast wie ein Schock vor. Als er ihre Hand losließ, konnte sie noch immer die Wärme seiner Finger spüren. Und so wahr ihr Gott helfe, sie wollte mehr.
    „Vergibst du mir?“, fragte Connor sanft.
    „Ich weiß nicht. Ich habe mich noch nicht entschieden“, antwortete sie mit leichter Ironie.
    „Ich habe mir schon gedacht, dass das so sein könnte. Darum habe ich dir ein Geschenk mitgebracht.“ Connor ging zum anderen Ende der Hütte, hob ein in Stoff gewickeltes Päckchen hoch und hielt es ihr entgegen.
    Eileen wusste nicht, was sie sagen sollte. Auch wenn seine Entschuldigung echt war, verbarg sich hinter seinen Worten doch etwas Unausgesprochenes. Er stellte ihre Fähigkeiten in Frage, nahm an, dass sie nicht die Erfahrungen von Kyna hatte.
    Er konnte nicht verstehen, dass es schon ein echtes Wunder war, dass er seine Finger überhaupt bewegen konnte. Er sah nur den Verlust.
    Eileen zwang sich, ihren Stolz herunterzuschlucken. Es musste Frieden zwischen ihnen herrschen, bevor sie ihm ihr Geheimnis enthüllen konnte. „Du hättest mir kein Geschenk bringen müssen. Ich nehme deine Entschuldigung auch so an.“
    „Mach es auf.“
    Als sie das Leinen auffaltete, erblickte sie ein Band aus dunkelgrüner Seide. Es war eine Gabe, die ein Mann seiner Geliebten machte.
    Welche Ironie. Er war ihr Liebhaber gewesen, und er wusste es nicht.
    „Vielen Dank“, brachte sie heraus.
    „Deine Mutter Póla schlug es vor, als ich vorhin mit ihr sprach. Sie dachte, dass es ein passendes Präsent sein könnte.“ Connors Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. „Meine Mutter hätte dagegen goldenen Schmuck bevorzugt. Wenn es mir möglich gewesen wäre, ich hätte dir auch solchen überreicht.“
    „Es ist wunderschön.“ Eileen legte das Band zur Seite und verbarg ihren verlegenen Blick vor ihm. Connor schaffte es, dass sie sich wie ein junges Mädchen benahm, das seine Aufregung kaum verbergen konnte. Seine Ausstrahlung war so umwerfend wie einst, trotz seiner verletzten Hände. Er lehnte sich

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