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Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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konnte ihre Scham nicht sehen, die Angst, die in ihrem Gesicht sonst deutlich erkennbar sein musste.
    Trotz allem empfand sie keine Reue. Auch wenn es falsch war, die Wahrheit vor ihm zu verbergen, hatte sie nun eine wunderschöne Tochter. Ihr einziges Kind war in jener Nacht empfangen worden.
    „Als du bei Lianna gelegen hast …“
    „Sprich nicht von jener Nacht.“ Er beugte sich vor, seine Augen waren von einer eisigen Wut erfüllt, einer Wut, von der sie nicht geahnt hatte, dass er überhaupt zu einer solchen fähig sein konnte. Es war, als wenn er schon wusste, was sie sagen wollte. Doch er kam ihr mit seinen Worten zuvor, er reagierte kalt wie ein Söldner. „Ich habe viele Jahre lang versucht, jeden einzelnen Augenblick davon zu vergessen. Diese Nacht war nichts außer einem riesengroßen Fehler.“
    Seine Worte trafen sie wie ein unsichtbarer Schlag. Ihre Fingernägel gruben sich tief in ihre Handflächen. Sie hatte ihn in jener Nacht geliebt, geglaubt, dass ihre Vereinigung ein angemessenes Geschenk für die Götter war. Denn während sich ihr Körper rundete, wuchs auf den Feldern eine reiche Ernte heran.
    Nur mit Mühe konnte Eileen die Tränen zurückhalten. War sie in jener Nacht eine so schlechte Geliebte gewesen, als sie ihn in ihren Armen willkommen geheißen hatte? Er hatte sie das Wunder der Liebe gelehrt. Aber für ihn war es offensichtlich nicht dasselbe gewesen.
    Auch wenn sie ihm nichts gesagt hatte, Connors Standpunkt war deutlich geworden. Er würde über die Nachricht, eine Tochter zu haben, nicht erfreut sein, abgesehen davon, dass er das Beltane-Fest aus seinem Gedächtnis gestrichen hatte.
    Sie würde ihn nie wieder daran erinnern oder ihm gestehen, was sie getan hatte. Wenn er sie Rhiannons wegen beschuldigte, würde sie es abstreiten, genau wie Lianna. Egal, was auf dem ae nach passierte, sie musste ihre Tochter schützen.

9. KAPITEL
    Whelon stolperte, als die beiden Jungen mit ihren Behelfsschwertern gegeneinander kämpften. Lorcan schlug hart gegen den hölzernen Stab und gewährte seinem Freund keine Gnade.
    Connor korrigierte Whelons Haltung. „Richte deinen Blick immer auf Lorcan. Schau niemals hinunter, oder es wird das letzte Mal sein, dass du einem Feind gegenübergetreten bist. Du wirst sein Schwert in deinem Leib spüren.“
    War es sinnvoll, sein Wissen mit einem Kind zu teilen, das einen Stumpf als Bein hatte? Connor stellte sich diese Frage immer wieder. Whelon hatte nicht die Fähigkeiten, in einem Kampf zu bestehen. Sein Traum, ein Krieger zu werden, würde sich niemals erfüllen.
    Und doch fand Connor Befriedigung darin, den Jungen zu unterrichten. Er sah den Stolz in Whelons glühendem Gesicht, das Bedürfnis, sein Können zu beweisen. Es war, als würde er sich selbst als Kind sehen.
    Whelon holte mit beiden Händen aus und traf Lorcans Ast von der Seite. Der Schlag erwischte Lorcan unvorbereitet, und er stürzte zu Boden. Ein Lächeln breitete sich über Whelons Gesicht aus, und er streckte seine Hand aus, um seinem Freund auf zuhelfen.
    „Gut gemacht“, lobte Connor.
    Die Jungen kämpften weiter und stießen dabei lautes Kriegsgeschrei aus. Das Training wurde jetzt lockerer, und Connor erlaubte den Jungen, ihr Spiel fortzusetzen. Seine Hände taten noch von den gestrigen Übungen weh, und auf seinen Handflächen hatten sich weitere Blasen gebildet. Nach dem, was in der letzten Nacht passiert war, hatte er nicht mehr mit Eileen gesprochen.
    Er hob einen Ast vom Boden und benutzte seinen Fuß, um die überflüssigen Zweige abzuknicken. Er konnte die Finger seiner rechten Hand noch immer nicht so bewegen, wie er es gern wollte, und war gezwungen, die linke zu benutzen. Zwar hatte er gelernt, auch mit seiner schwächeren Hand zu kämpfen, trotzdem zog er bei Weitem die rechte vor.
    Connor zwang seine Finger, sich um den Ast zu legen. Er musste die Zähne zusammenbeißen, um die Bewegung zu kontrollieren. Die Sehnen spannten und dehnten sich, und sein Handgelenk zitterte, als er versuchte, den kräftigen Zweig wie ein Schwert zu führen.
    Während er seine Übungen durchführte, dachte er wieder an Eileen. Sie hatte ihm etwas über Beltane sagen wollen, aber er hatte sich geweigert, ihr zuzuhören. Er wollte nicht an den Morgen danach erinnert werden, als er Lianna mehr oder weniger entkleidet in Tómas’ Armen gefunden hatte. Es war ein Moment der Erniedrigung gewesen, den er nicht vergessen konnte, und er hatte keinerlei Bedürfnis, diesen Teil der

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