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Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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er nicht einmal vor sich selbst zugeben wollte. Die Fähigkeit zu verlieren, ein Schwert zu führen, war eine Sache. Aber das Begehren einer Frau zu verlieren war eine ganz andere.
    Er kämpfte mit den Verschlüssen seiner Tunika und zog das Kleidungsstück schließlich über den Kopf. Er versuchte gar nicht erst, die Bänder zu knoten. Es würde ihm ohnehin nicht gelingen.
    Vor dem Eingang der Krankenhütte blieb er stehen. Der vertraute Geruch des Reets vermischte sich mit der Nachtluft. Hatte er sich ihre Reaktion auf ihn nur eingebildet?
    Sie hatte ihn geküsst, ihm erlaubt, ihr das léine auszuziehen. Für lange Augenblicke hatte sie seine Berührung zugelassen, bevor schließlich die Tränen in ihr aufgestiegen waren. Er fühlte das Verlangen, ihren Schmerz zu lindern und die Dämonen ihrer Vergangenheit zu vertreiben.
    Eine schreckliche Frage durchzuckte ihn. Ob er selbst zu einem abstoßenden Dämon geworden war? War er jetzt ein Mann, den keine Frau mehr haben wollte?
    Eileen sank vor dem Herd zu Boden. Tränen liefen über ihre Wangen. Er konnte es nicht verstehen, konnte ihren schrecklichen Schmerz nicht begreifen.
    Sie wollte ihn. Mehr als alles andere wollte sie nur das: Connor in ihren Armen willkommen heißen. Aber was hatte ihr dies das letzte Mal gebracht – außer einem gebrochenen Herzen? Sicher, da war ihre Tochter, die sie um nichts in der Welt missen wollte. Doch bei Connor MacEgan würde sie sich niemals entspannt fühlen. Er ging ihr auf eine Weise unter die Haut, die sie selbst nicht zu fassen vermochte. In den letzten Jahren hatte sie ihn vergessen, hatte ihr eigenes Leben gelebt. Erst von dem Moment an, wo er zurückgekommen war, waren ihre alten Gefühle wieder aufgeflammt.
    Wenn sie ihn als Liebhaber akzeptierte, würde sie wieder ihr Herz verlieren. Sie hatte keinen Zweifel, dass Connor gehen würde. Er würde zu seiner Familie zurückkehren, und sie wäre wieder allein. Nein, sie konnte nicht einige Nächte der Lust mit ihm verbringen. Für ihn wäre es vielleicht nur ein belangloses Vergnügen, für sie hingegen bedeutete es viel mehr.
    Außerdem war er der Vater von Rhiannon, das geheime Band, das sie stets vereinen würde. Es störte sie immer noch, dass er seine eigene Tochter nicht erkannt hatte. Vielleicht würde es ihr nicht so viel bedeuten, wenn sie andere Kinder hätte. Aber das Schicksal hatte sie seit Beltane verflucht. Nach Rhiannon verlor sie zwei Kinder. Erst einen Sohn, später einen weiteren. Beide waren tot zur Welt gekommen.
    Eachan hatte geglaubt, dass es seine Schuld war, dass er zu alt sei, um noch Kinder zu zeugen. Als sie über den Tod ihrer Söhne weinte, hatte er angeboten, sie nie wieder zu berühren, wenn er ihr so weiteren Schmerz ersparen könnte. Sie hatte abgelehnt. Wie konnte sie ihm nach allem, was er ihr gegeben hatte, den Trost seiner Arme verweigern? In ihrem Herzen hatte sie gebetet, dass Gott ihr ein weiteres Kind schenken möge. Sie hatte viele Jahre lang die Hoffnung nicht aufgegeben, bis die Krankheit es Eachan unmöglich machte, weiter bei ihr zu liegen.
    Sie starrte in die Glut des Herdfeuers. Zu groß schien ihr die Mühe, sich auf ihr Schlaflager zu begeben. Der kalte Boden passte zu ihrer Stimmung. Nach einer Weile war sie so erschöpft, dass sie nicht länger klar denken konnte.
    Ihr Körper bedauerte es, dass sie ihn weggeschickt hatte. Sie wünschte, sie hätte den Moment einfach ergreifen und ihrem Verlangen nachgeben können. Beim Gedanken an seinen Kuss, die Art, wie sein Mund über die Haut ihrer Schenkel gewandert war, stieg ein Schmerz in ihr auf.
    Sollte sie zu ihm gehen? Ihn in ihre Hütte führen und jeden festen Muskel, jede Narbe seines Körpers berühren? Ihre Hand legte sich um ihre Brust, und die Spitze zog sich bei der Erinnerung an ihn zusammen. Ein bittersüßes Lächeln erschien auf ihren Lippen.
    Wenn sie das tat, würde sie sich nur wieder in ihn verlieben.
    Der Mond verschwand hinter einer Wolke. Ein sanftes bernsteinfarbenes Licht wurde auf dem Gras sichtbar. Bald schon würde der Morgen kommen. In der feuchten Luft konnte Connor den aufziehenden Regen spüren.
    Ein fernes Geräusch erregte seine Aufmerksamkeit. Hufschläge, die sich schnell näherten. Connor verschwand in der Hütte und griff mit seiner linken Hand nach dem Schwert seines Bruders.
    Der kalte Griff wurde in seiner Handfläche langsam warm, und er trat wieder nach draußen. Egal, ob der herannahende Reiter Böses im Sinn hatte oder nicht, er wollte

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