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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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zerzaust, aber sehr attraktiv, in seinem weißen Frotteebademantel zum Frühstück. Es war eine Sünde, dachte sie, daß sie es nicht schaffte, diesen Mann zu befriedigen und von ihm befriedigt zu werden. Aber abgesehen davon war es auch ein Problem, das es aus der Welt zu schaffen galt.
    Nach der zweiten Tasse Kaffee begann sie: »Zu Hause bei dir in der Arbeit und auch bei mir in der Arbeit würden wir uns zusammensetzen und darüber reden, wenn wir ein Problem hätten, oder?«
    »Was soll das?« Er klang nicht so, als würde er darauf eingehen wollen.
    »Du hast mir von der Frau deines Partners erzählt, die eure Geschäftsgeheimnisse ausplauderte, wenn sie zuviel getrunken hatte. Also mußtet ihr dafür sorgen, daß sie keine wichtigen Informationen bekam. Das war eure Strategie … ihr habt ihr unter dem Siegel der Verschwiegenheit Belanglosigkeiten anvertraut. Und sie war vollkommen zufrieden damit und ist es immer noch. Ihr habt euch eine Taktik zurechtgelegt, ihr drei habt euch zusammen hingesetzt und euch gesagt, daß ihr sie nicht kränken wollt und daher nicht mit ihr darüber sprechen könnt. Wie sollte es also weitergehen? Schließlich habt ihr eine Lösung gefunden.«
    »Und?« Er wußte nicht, worauf sie hinauswollte.
    »Und im Hotel hatten wir dieses Problem mit Mr. Hayes’ Neffen. Dumm wie Bohnenstroh …, aber er war nun einmal da und sollte für eine leitende Position im Hotel aufgebaut werden. Nur, bei diesem Jungen war Hopfen und Malz verloren. Wie sollten wir Mr. Hayes das beibringen? Wir haben uns beraten; drei von uns, denen etwas an einer Lösung des Problems lag, haben sich zusammengesetzt und überlegt, was zu tun war. Da fanden wir heraus, daß der Junge eigentlich Musiker werden wollte und kein Hoteldirektor. Wir haben ihn als Pianisten in einem unserer Gesellschaftsräume eingesetzt, er hat all seine reichen Freunde ins Haus gebracht, es hat wunderbar geklappt.«
    »Wovon redest du eigentlich, Connie?«
    »Du und ich, wir haben ein Problem. Wieso, ist mir völlig rätselhaft. Du bist himmlisch, du bist ein erfahrener Liebhaber, und ich liebe dich. Also muß es an mir liegen, vielleicht sollte ich einen Arzt oder Psychiater oder so etwas aufsuchen. Auf jeden Fall möchte ich eine Lösung finden. Können wir darüber reden, ohne zu streiten oder beleidigt oder verletzt zu sein?« Sie wirkte so hinreißend, so ernsthaft bemüht, diese unangenehme, peinliche Sache anzusprechen, daß er um eine Antwort rang.
    »Sag
irgend etwas
, Harry. Sag, daß wir nach acht Tagen und acht Nächten noch nicht aufgeben. Sag mir, daß auch ich diese Erfüllung, die mir bisher verwehrt blieb, erleben werde, daß alles gut wird.« Noch immer Stille. Kein anklagendes, nur ein verwundertes Schweigen. »Sag etwas«, flehte sie. »Sag mir einfach, was du willst.«
    »Ich möchte ein Flitterwochenbaby, Connie. Ich bin dreißig Jahre alt, ich möchte einen Sohn, der mein Geschäft übernehmen kann, wenn ich fünfundfünfzig bin. Im Laufe der nächsten Jahre möchte ich eine Familie haben, die für mich da ist; wenn ich sie brauche, möchte ich zu ihr nach Hause kommen können. Aber das
weißt
du doch alles. Wir haben so lange über unsere Träume und Ziele gesprochen, nächtelang, bevor mir klar wurde …« Er hielt inne.
    »Sprich nur weiter«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Na gut, bevor mir klar wurde, daß du frigide bist«, fuhr er fort. Es trat Schweigen ein. »
Du
wolltest, daß ich es sage. Ich sehe keinen Sinn darin, über diese Dinge zu reden.« Er wirkte bedrückt.
    Sie war immer noch ruhig. »Du hast recht, ich habe dich dazu gebracht, es zu sagen. Und ist das wirklich deine Meinung über mich?«
    »Du hast doch selbst gesagt, daß du vielleicht einen Psychiater nötig hast, einen Arzt, irgend etwas. Vielleicht hängt es mit deiner Vergangenheit zusammen. Mein Gott, ich weiß es doch auch nicht! Und es tut mir schrecklich leid, weil du wunderschön bist und es mich sehr betrübt, daß es dir nicht gefällt.«
    Sie war entschlossen, nicht zu weinen, zu schreien, wegzulaufen – was sie am liebsten getan hätte. Sie hatte bis jetzt ihre Ruhe bewahrt, sie mußte es auch weiter schaffen.
    »Also möchten wir in vielerlei Hinsicht das gleiche. Ich möchte auch ein Flitterwochenbaby haben«, sagte sie. »Komm, so schwer kann es nicht sein. Alle Leute machen es, versuchen wir es weiter.« Aber noch nie hatte sie jemanden so unaufrichtig angelächelt wie jetzt ihn, als sie ihn zurück ins Schlafzimmer

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