Die irische Signora
alles mögliche.«
»Nun, es ist nicht meine Schuld, daß die Journalisten in diesem Punkt falsch liegen.« Seit einiger Zeit schon drängte er sie, mit ihm zu schlafen, aber ohne Erfolg.
»Ich finde, wir sollten uns nicht mehr sehen, Harry.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Mir fällt es ja auch schwer, aber ich finde, es ist am besten so. Schau mal, ich will keine kurzlebige Affäre mit dir haben und dann fallengelassen werden. Ganz ernsthaft, Harry, dafür mag ich dich zu sehr. Ich denke ständig an dich.«
»Und ich an dich.« Er klang, als meine er es aufrichtig.
»Ist es dann nicht besser, wenn wir es jetzt beenden?«
»Ich komme gerade nicht auf den Satz …«
»Steig aus, bevor es zu spät ist«, sagte sie lächelnd.
»Ich will nicht aussteigen«, entgegnete er.
»Ich auch nicht. Aber später wird es mir noch schwerer fallen.«
»Willst du mich heiraten?« fragte er sie.
»Nein, darum geht es nicht. Ich will dir nicht die Pistole auf die Brust setzen. Das ist kein Ultimatum oder so, es ist nur zu deinem eigenen Besten.«
»Aber ich setze
dir
die Pistole auf die Brust. Heirate mich.«
»Warum?«
»Weil ich dich liebe«, antwortete er.
Die Hochzeit sollte im Hayes-Hotel stattfinden. Alle bestanden darauf. Schließlich gehöre Mr. Kane fast zur Familie, und Miss O’Connor sei seit der Eröffnung die Seele des Hauses.
Connies Mutter mußte lediglich für ihre eigene Garderobe aufkommen. Sie konnte also ihre Freundinnen einladen, jene Damen, mit denen sie wieder Kontakt aufgenommen hatte. Sogar ein paar ihrer alten Feinde hatte sie eingeladen. Ihre beiden Zwillingssöhne geleiteten auf der elegantesten Hochzeitsfeier, die Dublin seit Jahren erlebt hatte, die Gäste zu ihren Plätzen. Ihre Tochter war eine Schönheit, der Bräutigam einer der begehrtesten Junggesellen Irlands. An jenem Tag vergab Connies Mutter ihrem verstorbenen Mann beinahe. Wenn er ihr jetzt lebend gegenübergetreten wäre, hätte sie ihn vielleicht doch nicht gleich erwürgt. Sie hatte sich mit ihrem Schicksal ausgesöhnt.
Am Vorabend der Hochzeit schliefen sie und Connie im selben Hotelzimmer. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dich so glücklich zu sehen«, sagte sie zu ihrer Tochter.
»Danke, Mutter. Ich weiß, du wolltest immer nur das Beste für mich.« Connie war sehr gelassen. Am Morgen würden ein Friseur und eine Kosmetikerin auf ihr Zimmer kommen, um ihre Mutter, Vera und sie selbst zu verschönern. Vera war die Brautjungfer und völlig überwältigt von all der Pracht.
»Du
bist
doch glücklich?« fragte ihre Mutter unvermittelt.
»Ach, Mutter, um Himmel willen.« Connie versuchte, ihren Unmut zu beherrschen. Würde sie es jemals erleben, daß ihre Mutter nicht versuchte, ihr alles zu verderben? Trotzdem erwiderte sie ihren besorgten, freundlichen Blick. »Ich bin sehr, sehr glücklich. Ich habe nur Angst davor, daß ich nicht gut genug sein könnte für ihn, weißt du. Er ist ein sehr erfolgreicher Mann, vielleicht kann ich ja nicht mit ihm mithalten.«
»Bis jetzt ist es dir ganz gut gelungen«, meinte ihre Mutter scharfsinnig.
»Das liegt nur an meiner Taktik. Im Gegensatz zum Rest der Welt, wie’s mir scheint, habe ich noch nicht mit ihm geschlafen. Ich war nicht leicht zu haben, aber wenn ich ihn jetzt heirate, ist vielleicht alles ganz anders.«
Ihre Mutter zündete sich noch eine Zigarette an. »Bitte merke dir das eine, das ich dir gleich sagen werde. Danach sollst du nie wieder mit jemandem darüber sprechen, aber merke es dir. Du mußt darauf bestehen, daß er dir Geld zu deiner eigenen Verfügung gibt. Das legst du beiseite und investierst es. Damit bist du abgesichert, was auch immer passiert.«
»Oh, Mutter.« Connie blickte sanft und voller Mitleid auf ihre Mutter, die um alles betrogen worden war.
»Hätte Geld denn so einen Unterschied gemacht?«
»Das kannst du dir nicht vorstellen. Und ich werde heute nacht dafür beten, daß du es auch nie erfahren mußt.«
»Ich werde darüber nachdenken, was du gesagt hast«, versprach Connie. Das war ein äußerst nützlicher Satz, den sie häufig bei ihrer Arbeit verwendete – immer dann, wenn sie nicht die geringste Absicht hatte, über das nachzudenken, was ihr jemand gesagt hatte.
Die Hochzeitsfeier wurde ein Triumph. Harrys Partner und ihre Frauen meinten, es sei die schönste Hochzeit gewesen, bei der sie jemals gewesen seien, was einer offiziellen Billigung gleichkam. Mr. Hayes aus dem Hotel sagte, da der
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