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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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erwiderte Connie. Harry übernachtete einmal wöchentlich auswärts und kam zwei- bis dreimal in der Woche sehr spät nach Hause. Nach diesem Schema würde es auch in Zukunft weitergehen.
    Halb wünschte Connie, diesen Zustand zu ändern, doch sie konnte sich nicht dazu aufraffen. All die Jahre der Verstellung hatten sie müde gemacht, und sie kannte es ja nicht anders.
    Einmal rief sie Jacko in der Arbeit an.
    »Ich nehme an, ich soll Euer Gnaden auf Knien dafür danken, daß ich mein Geld wiederbekommen habe.«
    »Nein, Jacko, ich dachte nur, wir könnten uns vielleicht mal treffen oder so.«
    »Wozu?« fragte er.
    »Ich weiß nicht. Zum Reden. Wir könnten auch ins Kino gehen. Hast du eigentlich mal Italienisch gelernt?«
    »Nein, ich war zu sehr damit beschäftigt, meinen Lebensunterhalt zu verdienen.« Sie schwieg. Anscheinend rief sie damit Schuldgefühle in ihm wach. »Und du?« fragte er.
    »Nein, ich war zu sehr damit beschäftigt, nichts für meinen Lebensunterhalt zu tun.«
    Da lachte er. »Mensch, Connie, es hätte doch keinen Sinn, wenn wir uns treffen. Ich würde mich nur wieder Hals über Kopf in dich verlieben und dich bedrängen, mit mir ins Bett zu gehen, so wie ich es schon vor all den Jahren getan habe.«
    »Aber Jacko, jetzt doch nicht mehr. Bist du immer noch so versessen auf diese Sache?«
    »Bei Gott, das bin ich, und warum auch nicht? Ich bin schließlich in den besten Jahren.«
    »Wie wahr, wie wahr.«
    »Connie?«
    »Ja?«
    »Nur, damit du es weißt: Danke.«
    »Ich weiß, Jacko.«
     
    Die Monate verstrichen. Es gab keine großen Veränderungen, aber wenn man genauer hinsah, bemerkte man, daß Connie Kane viel von ihrer Lebendigkeit verloren hatte.
    Kevin und Vera unterhielten sich darüber. Sie gehörten zu den wenigen, die wußten, daß Connie ihren Mann gerettet hatte. Und es ging ihnen sehr zu Herzen, daß er keine echte Dankbarkeit dafür zeigte. Inzwischen pfiffen es die Spatzen von den Dächern, daß er häufig zusammen mit seiner ehemaligen persönlichen Assistentin in der Öffentlichkeit zu sehen war, jener geheimnisvollen Siobhan Casey, die nun der Geschäftsleitung angehörte.
    Auch Connies Mutter fiel auf, daß Connie ihren Lebensmut verloren hatte. Sie versuchte ihre Tochter aufzumuntern. »Dir hat er keine bleibenden Schäden zugefügt, es war anders als bei mir damals. Schließlich hatte er diesen Notfallfonds eingerichtet. An so etwas hatte dein Vater nicht gedacht.« Connie sagte ihr nie die Wahrheit. Ein Grund dafür war, daß sie Harry gegenüber immer noch einen Rest von Loyalität empfand. Vor allem aber wollte sie nicht zugeben, daß ihre Mutter vor all den Jahren recht gehabt hatte, als sie ihr riet, auf einem eigenen Vermögen zu bestehen, um unabhängig zu sein.
    Ihre Kinder bemerkten nichts. Mutter war eben Mutter, sie war einfach fabelhaft und immer da, wenn man sie brauchte. Sie schien völlig zufrieden damit, für sich zu sein und gelegentlich Freundinnen zu treffen.
    Richard machte eine Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer, und Mr. Hayes verschaffte ihm einen großartigen Posten in der Kanzlei seines Schwiegersohnes. Seine geliebte einzige Tochter Marianne hatte einen attraktiven und äußerst charmanten Mann namens Paul Malone geheiratet. Mit Hilfe des Hayesschen Vermögens und durch seine eigene Persönlichkeit hatte er es weit gebracht. Richard gefiel es sehr gut dort.
    Veronica absolvierte in Windeseile ihr Medizinstudium. Wie sie erklärte, überlege sie, sich auf Psychiatrie zu spezialisieren, denn die Probleme der meisten Menschen lägen in ihrer Psyche und ihrer Vergangenheit begründet.
    Die Zwillinge hatten sich schließlich doch noch auseinanderentwickelt: Der eine wollte ein Kunststudium beginnen, der andere Beamter werden. Das große Haus gehörte immer noch Connie. Es war nicht nötig gewesen, es zu verkaufen, als man die Mittel für die Rettungsaktion aufgebracht hatte. Connies Anwälte drängten immer wieder darauf, noch einmal ein offizielles Dokument aufzusetzen mit ähnlichen Bestimmungen wie im ersten, das ihr einen Teil der Einnahmen garantierte. Aber sie konnte sich nicht dazu durchringen.
    »Das ist doch schon Jahre her. Damals mußte ich für die Zukunft der Kinder vorsorgen«, sagte sie.
    »Ehrlich gesagt sollte man es jetzt wieder tun. Wenn es Probleme geben sollte, würde ein Gericht im Rahmen des Gesetzes zwar ziemlich sicher zu Ihren Gunsten entscheiden, aber …«
    »Was für Probleme könnte es jetzt noch geben?« hatte Connie

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