Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
Vom Netzwerk:
gefragt.
    Der Anwalt, der Mr. Kane schon oft beim Essen im Quentin’s gesehen hatte, und zwar mit einer Frau, die nicht Mrs. Kane war, wollte sich nicht weiter äußern. »Es wäre mir ein echtes Anliegen«, entgegnete er.
    »Gut, aber ohne großes Drama, und ohne ihn zu erniedrigen. Vorbei ist vorbei.«
    »Ich werde mir die größte Mühe geben, ein Drama zu vermeiden, Mrs. Kane«, erwiderte der Anwalt.
    Und so geschah es. Papiere wurden zur Unterzeichnung in Harrys Büro geschickt. Es gab keine direkte Konfrontation. An dem Tag, als er unterschrieb, war seine Miene wie versteinert. Sie kannte ihn so gut und konnte in seinem Gesicht lesen wie in einem Buch. Er würde kein Wort darüber verlieren, aber versuchen, sie auf irgendeine Weise dafür zu bestrafen.
    »Ich werde ein paar Tage lang weg sein«, sagte er an jenem Abend. Ohne Erklärung, ohne Vorwand. Sie bereitete gerade das Abendbrot, obwohl sie wußte, daß er nicht mehr mit ihr zusammen essen würde. Aber feste Gewohnheiten legt man nicht so schnell ab. Connie war daran gewöhnt, so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung, auch wenn es nicht so war. Also widmete sie dem Dressing für den Tomaten- und Fenchelsalat größte Aufmerksamkeit.
    Sie verkniff sich die Frage, wohin, warum und mit wem er verreiste.
    »Wird es sehr anstrengend?« erkundigte sie sich statt dessen.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte er in schneidendem Ton. »Ich werde es mit ein paar Tagen Urlaub verbinden.«
    »Das wird bestimmt schön«, sagte sie.
    »Ich fahre auf die Bahamas«, sagte er. Darauf herrschte Schweigen.
    »Ah«, meinte sie dann.
    »Keine Einwände? Ich meine, du denkst nicht, daß dieser Ort für uns reserviert ist, oder?« Anstelle einer Antwort holte sie den heißen Schinkenauflauf aus dem Backofen. »Na ja, du hast ja deine Kapitalanlagen, deinen Anteil an allem, deine Rechte, so daß mir zumindest geschäftlich die Hände gebunden sind. Damit kannst du dich dann trösten, wenn ich weg bin.« Er war so wütend, daß er kaum sprechen konnte.
    Es war erst ein paar Jahre her, da war er vor ihr auf die Knie gesunken und hatte vor Dankbarkeit geweint, gesagt, daß er sie nicht verdiene, geschworen, daß sie nie wieder einsam sein würde. Und nun war er außer sich vor Wut darüber, daß sie ihre Investitionen schützen wollte, nachdem sich das schon einmal als nur allzu nötig erwiesen hatte.
    »Du weißt, daß das nur eine Formalität ist«, sagte sie.
    Sein Gesicht hatte sich zu einer höhnischen Grimasse verzogen. »Auch meine Geschäftsreise ist eine reine Formalität«, erwiderte er. Er ging nach oben, um zu packen.
    Ihr war klar, daß er heute abend zu Siobhan gehen und beide am Morgen zusammen wegfahren würden. Connie setzte sich und aß ihr Abendbrot. Sie war daran gewöhnt, allein zu essen. Es war ein Spätsommerabend, man hörte Vogelgezwitscher im Garten und gedämpftes Brummen von Autos auf der Straße hinter der hohen Gartenmauer. Es gab Dutzende von Orten, wohin sie heute abend gehen konnte.
    Am liebsten wäre sie mit Jacko ins Kino gegangen. Wie gerne wäre sie in der O’Connell Street gestanden, hätte sich das Kinoprogramm angesehen und mit ihm gemeinsam überlegt, in welchen Film sie gehen sollten. Aber diese Vorstellung war einfach lächerlich. Er hatte recht gehabt, es gab jetzt nichts mehr zu sagen. Sie hätte nur mit ihm gespielt, wenn sie mit ihrem BMW in die Arbeitersiedlung gefahren wäre, in der er wohnte, und dort vor seinem Haus gehupt hätte. Nur Dummköpfe dachten, daß sie glücklicher gewesen wären, wenn sie einen anderen Weg eingeschlagen hätten, und vergeudeten dann ihr ganzes Leben damit, der verpaßten Chance nachzutrauern. Vielleicht wäre sie kein bißchen glücklicher gewesen, wenn sie Jacko geheiratet hätte, wahrscheinlich hätte sie es genauso schrecklich gefunden, mit ihm ins Bett zu gehen. Aber vielleicht wäre sie nicht ganz so einsam gewesen.
    Sie las gerade die Abendzeitung, als Harry mit zwei Koffern herunterkam. Es sollte wohl ein richtiger Urlaub auf den Bahamas werden. Er wirkte erleichtert, aber auch ein wenig pikiert darüber, daß sie ihm keine Szene machte.
    Über den Brillenrand hinweg sah sie ihn an. »Was soll ich sagen, wann du zurückkommst?« fragte sie.
    »Sagen? Wem mußt du das denn sagen?«
    »Nun, zum einen deinen Kindern, wenn ich auch sicher bin, daß du ihnen das selbst noch erzählen wirst, und dann Freunden und Leuten aus dem Büro und von der Bank.«
    »Im Büro weiß man Bescheid«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher