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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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kennengelernt habe, den ich heiraten möchte. Und nun bin ich leider zu alt dafür.«
    »Aber Sie sind doch noch gar nicht zu alt!«
    »Doch, weil ich mich in die falsche Frau verliebt habe. Sie ist praktisch noch ein Kind. Genauer gesagt, sie ist Mr. Dunnes Kind«, fügte er noch hinzu und nickte mit dem Kopf zum Schulgebäude hinüber, wo Aidan Dunne und die Signora sich von den Kursteilnehmern verabschiedeten.
    »Und liebt sie Sie auch?«
    »Ich hoffe und glaube es. Aber ich bin nicht der Richtige für sie, ich bin wirklich viel zu alt. Ich bin so
gar
nicht der Richtige für sie. Und es gibt auch noch andere Probleme.«
    »Was hält Mr. Dunne davon?«
    »Er weiß es nicht, Mrs. Kane.«
    Sie holte tief Luft. »Jetzt verstehe ich, was Sie mit den anderen Problemen meinen«, sagte sie. »Ich werde Sie jetzt in Ruhe lassen, damit Sie die Lösung Ihrer Probleme in Angriff nehmen können.«
    Er grinste ihr zu, dankbar, daß sie keine weiteren Fragen stellte. »Ihr Ehemann muß nicht ganz bei Trost sein, wenn er mit seiner Firma verheiratet ist«, sagte er.
    »Danke, Mr. O’Brien.« Sie stieg in ihr Auto und fuhr nach Hause. Seit sie diesen Kurs besuchte, erfuhr sie die erstaunlichsten Dinge über die Menschen.
    Dieses hinreißende Mädchen mit den Locken, Elisabetta, hatte ihr erzählt, daß Guglielmo nächstes Jahr, wenn er die Sprache beherrsche, eine Bank in Italien leiten würde; der finstere Luigi hatte wissen wollen, ob normale Leute feststellen konnten, daß ein Ring zwölf Riesen wert war. Aidan Dunne hatte sie gefragt, ob sie ein Geschäft wisse, wo man gebrauchte Teppiche in leuchtenden Farben kaufen könne. Bartolomeo erkundigte sich, ob sie jemanden kenne, der schon einmal einen Selbstmordversuch gemacht hatte, und ob diese Menschen es stets noch einmal versuchen würden. Er wolle es nur wegen eines Freundes wissen, hatte er ihr mehrmals versichert. Caterina, die entweder Francescas Schwester oder ihre Tochter war – unmöglich, das herauszufinden –, hatte erzählt, daß sie einmal im Quentin’s gegessen habe und daß die Artischocken phantastisch gewesen seien. Lorenzo hörte nicht auf, davon zu schwärmen, wie reich die Familie war, die er in Italien besuchen wollte, und daß er hoffe, er würde sich nicht blamieren. Und jetzt vertraute ihr Mr. O’Brien auch noch an, daß er ein Verhältnis mit Mr. Dunnes Tochter hatte.
    Noch vor wenigen Monaten hatte sie nichts von diesen Menschen und ihrem Leben gewußt.
    Wenn es regnete, nahm sie gelegentlich jemanden im Auto mit, aber nicht regelmäßig, damit es nicht zur Gewohnheit wurde. Nur bei Lorenzo, den sie ins Herz geschlossen hatte, machte sie eine Ausnahme. Er mußte mit dem Bus fahren und auch noch umsteigen, um zurück zum Hotel seines Neffen zu gelangen. Dort lebte und arbeitete er als Mädchen für alles und Nachtportier. Alle anderen gingen nach dem Unterricht nach Hause oder in einen Pub oder ein Café. Nur Lorenzo kehrte zurück zu seiner Arbeit. Er hatte ihr erzählt, daß es eine gewaltige Zeitersparnis sei, wenn er gefahren wurde. Also nahm Connie ihn jedesmal mit.
    Wie sie erfuhr, hieß er eigentlich Laddy. Doch sie nannten sich alle bei ihren italienischen Namen, das machte es im Unterricht einfacher. Laddy war von einer italienischen Familie eingeladen worden, sie doch einmal in Rom zu besuchen. Er war ein großer, fröhlicher, etwas einfältiger Mann um die Sechzig, der nichts Ungewöhnliches dabei fand, daß er von einer Frau mit einem Luxuswagen zurück ins Hotel gefahren wurde, wo er als Portier arbeitete.
    Manchmal erzählte er von seinem Neffen Gus, dem Sohn seiner Schwester. Ein Mann, der wie ein Tier schuftete und dennoch nun möglicherweise sein Hotel verlieren würde.
    Schon vor einer ganzen Weile habe es einmal nicht sehr gut ausgesehen, eine Versicherungs- und Investmentfirma habe fast Bankrott gemacht. Aber im letzten Moment sei alles wieder ins Lot gekommen, und alle hätten ihr Geld zurückerhalten. Lorenzos Schwester sei damals im Pflegeheim gewesen, und es habe ihr beinahe das Herz gebrochen. Aber Gott habe es gut mit ihnen gemeint, sie habe noch miterleben dürfen, wie ihr einziger Sohn Gus vor dem Ruin gerettet wurde. Danach habe sie in Frieden sterben können. Während Connie zuhörte, biß sie sich auf die Unterlippe. Das waren also die Menschen, die Harry bedenkenlos im Stich gelassen hätte.
    Aber was gab es dann jetzt für ein Problem? Nun, das hänge mit dieser alten Geschichte zusammen. Die Firma, die in

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