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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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sagt, heißt das nicht, daß es nicht stimmt.«
    »Du warst jemand, du bist immer jemand gewesen. Aber das genügte dir nicht, du wolltest alles haben.«
    »Du hättest es nicht tun müssen, es ging dir doch gut.«
    »Es ging mir immer gut«, sagte sie.
    »Nein, das stimmt nicht. Du warst immer ein verkrampftes, frigides, eifersüchtiges Miststück, und das bist du heute noch.«
    »Ich war nie eifersüchtig auf das, was Siobhan Casey dir geben konnte, niemals«, erwiderte sie schlicht.
    »Und warum hast du mir das angetan?«
    »Weil es nicht fair war. Damals bist du mit einem blauen Auge davongekommen. Hat dir das nicht gereicht?«
    »Du hast keine Ahnung von Männern. Nicht die geringste.« Er spie die Worte beinahe aus. »Du kannst sie nicht nur nicht befriedigen, du denkst sogar noch, daß ein echter Mann dein Geld und deine ach so gutgemeinten Ratschläge annehmen könnte.«
    »Es wäre eine große Hilfe, wenn du um der Kinder willen stark sein könntest«, sagte sie.
    »Raus hier, Connie.«
    »Sie haben dich immer geliebt, wirklich. Sie führen jetzt ihr eigenes Leben, aber du bist und bleibst ihr Vater.«
    »Du haßt mich, stimmt’s? Du genießt es, daß ich ins Gefängnis komme.«
    »Nein, und wahrscheinlich wirst du nicht lange drin sitzen, wenn überhaupt. Du konntest dich schon immer gut aus Sachen herauswinden.« Connie verließ das Büro.
    Auf einem Messingschild an einer Tür sah sie Siobhan Caseys Namen. Auch aus ihrem Büro wurden Akten und Software geschafft. Aber Siobhan hatte offensichtlich weder Familie noch Freunde, die ihr geholfen hätten. Sie mußte sich allein mit den Bankleuten, Inspektoren des Betrugsdezernats und Anwälten auseinandersetzen.
    Connie ging mit sicheren Schritten zur Tür hinaus und drückte auf die Fernbedienung, um ihr Auto aufzuschließen. Dann stieg sie ein und fuhr zu ihrer neuen Wohnung am Meer.

[home]
    Laddy
    A ls die Signora den Kursteilnehmern ihre italienischen Namen gab, legte sie weniger Wert auf eine exakte Übersetzung als vielmehr darauf, daß die italienische Form den gleichen Anfangsbuchstaben hatte wie der ursprüngliche Name. Eine der Frauen hieß beispielsweise Gertie, von Margaret – auf italienisch Margaretta. Nur, Gertie wäre dieser Name irgendwie fremd gewesen, also hieß sie im Kurs einfach Gloria, was ihr so gut gefiel, daß sie erwog, sich von nun an immer Gloria zu nennen.
    Der große Mann mit dem eifrigen Gesichtsausdruck sagte, sein Name sei Laddy. Die Signora zögerte. Es wäre sinnlos gewesen, die ursprüngliche Form davon herausfinden zu wollen. Sie beschloß, ihm einen Namen zu geben, den er gut aussprechen konnte. »Lorenzo«, schlug sie vor.
    Das gefiel Laddy. »Heißen alle Laddys in Italien so?« wollte er wissen.
    »Genau, Lorenzo.« Die Signora sagte ihm den Namen mit dem rollenden ›r‹ noch einmal vor.
    »Lorenzo, wer hätte das gedacht?« Laddy war von dem Namen so begeistert, daß er ihn ein ums andere Mal wiederholte. »
Mi chiamo Lorenzo

     
    Bei seiner Taufe irgendwann in den dreißiger Jahren hatte man Laddy den Namen John Matthew Joseph Byrne gegeben, aber nie hatte er anders als Laddy geheißen. Seine Geburt – als erster und einziger Sohn nach fünf Töchtern – bedeutete, daß die Zukunft des kleinen Hofes gesichert war. Es gab einen Stammhalter, der den Betrieb einmal weiterführen konnte.
    Doch im Leben kommt es oft anders, als man denkt.
    Als Laddy eines Tages auf dem Heimweg von der Schule war, zweieinhalb Kilometer durch Pfützen und unter triefenden Bäumen hindurch, kamen ihm seine Schwestern entgegen, und da wußte er, daß etwas Schreckliches passiert war. Zuerst fürchtete er, seinem Collie Tripper, an dem er sehr hing, sei etwas zugestoßen. Daß er sich vielleicht an der Pfote verletzt hatte oder von einer Ratte gebissen worden war.
    Da hatte er versucht, an den weinenden Mädchen vorbeizulaufen, aber sie hatten ihn aufgehalten und ihm erklärt, daß Mam und Dad jetzt im Himmel seien und daß von nun an sie auf ihn aufpassen würden.
    »Es kann doch nicht sein, daß alle beide auf einmal gestorben sind.«
    Laddy war damals acht, er wußte Bescheid. Es starb immer nur einer, und danach trugen alle Trauerkleidung und weinten.
    Doch es stimmte tatsächlich. Sie waren an einem Bahnübergang verunglückt, als sie einen Karren, der in den Gleisen steckengeblieben war, herausziehen wollten. Bevor sie noch merkten, wie ihnen geschah, waren sie schon von einem Zug erfaßt worden. Obwohl Laddy wußte, daß es

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