Die irische Signora
mitfiebern und zum richtigen Zeitpunkt in Jubel ausbrechen konnte. Im stillen dachte sie, wie toll das doch sei, so etwas machten sonst nur die anderen Mädchen – die Jungs zum Spiel zu begleiten und dort andere Jungs zu treffen, um danach mit ihnen und ihren Freundinnen noch auszugehen.
Sie fühlte sich großartig.
Jetzt durfte sie nur nicht vergessen, wann es einen Torabstoß, einen Eckball oder einen Einwurf gab.
Und noch wichtiger war es, daran zu denken, daß sie Barry keinesfalls nach seinen Eltern und dem geheimnisvollen Blumenstrauß fragte.
Suzi war ein hinreißendes Mädchen, sie hatte rotes Haar und arbeitete als Kellnerin in einem dieser noblen Lokale in Temple Bar.
Fiona erzählte, sie schenke Kaffee in einem Krankenhaus aus. »Das kann man natürlich nicht vergleichen«, meinte sie entschuldigend.
»Aber deine Arbeit ist wichtiger«, beharrte Suzi. »Du bedienst Menschen, die es nötig haben, während ich mit Gästen zu tun habe, die nur gesehen werden wollen.«
Die Männer stellten erfreut fest, daß die Mädchen in eine Unterhaltung vertieft waren, und widmeten sich genüßlich einer ausführlichen Spielanalyse. Dann kamen sie auf die große Italienreise zu sprechen.
»Redet Bartolomeo auch mal von was anderem als dieser
viaggio
?« wollte Suzi wissen.
»Warum nennst du ihn so?« flüsterte Fiona.
»Er heißt doch so, oder nicht?« Suzi schien ehrlich überrascht zu sein.
»Na ja, eigentlich heißt er Barry.«
»Ach so, das ist wegen dieser Signora. Eine ganz wunderbare Frau, sie wohnt bei meiner Mutter zur Untermiete. Sie leitet diesen Kurs und hat auch Lou in Luigi verwandelt. Was mir übrigens sogar besser gefällt, manchmal nenne ich ihn selbst so. Fährst du denn auch mit?«
»Wohin?«
»Nach Roma«, erwiderte Suzi mit rollendem »R« und ebenso rollenden Augäpfeln.
»Ich weiß nicht. Ich kenne Barry noch nicht so gut. Aber wenn es weiterhin mit uns beiden klappt, kann es gut sein, daß ich mitfahre.«
»Fang schon mal an zu sparen, es wird bestimmt ein Riesenspaß. Lou möchte, daß wir dort heiraten oder zumindest unsere Flitterwochen verbringen.« Suzi zeigte ihr den wunderschönen Verlobungsring an ihrem Finger.
»Der ist wirklich klasse«, sagte Fiona.
»Ja, auch wenn es natürlich kein echter Smaragd ist.«
»Flitterwochen in Rom – das wäre schon toll«, meinte Fiona wehmütig.
»Der einzige Haken daran ist, daß ich ihn in den Flitterwochen mit fünfzig oder sechzig anderen Leuten teilen muß«, bemerkte Suzi.
»Dann brauchst du ihn wenigstens nur nachts zu verwöhnen, und nicht auch noch tagsüber«, sagte Fiona.
»Ihn verwöhnen? Und was ist mit
mir
? Ich gehe eigentlich davon aus, daß er mich verwöhnt.«
Wie so oft wünschte sich Fiona, sie hätte den Mund gehalten. Natürlich sah ein Mädchen wie Suzi das ganz anders als sie. Suzi erwartete von ihrem Luigi, daß er um sie herumscharwenzelte und ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Im Gegensatz zu Fiona war sie nicht bemüht, ihm immer alles recht zu machen, und hatte nicht ständig Angst, ihm auf die Nerven zu gehen. Ach, wäre sie doch ebenso selbstbewußt gewesen! Aber wenn man eben so gut aussah wie Suzi mit ihrem prächtigen roten Haar, in einem schicken Lokal arbeitete und wahrscheinlich auf eine ganze Reihe von Liebhabern wie Luigi zurückblicken konnte, die einem protzige Ringe schenkten … Fiona stieß einen tiefen Seufzer aus.
Suzi sah sie mitfühlend an. »War das Spiel recht langweilig?« erkundigte sie sich.
»Nein, es war nicht schlecht. Ich war zum erstenmal bei einem dabei. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die Abseits-Regeln kapiert habe. Kennst du dich damit aus?«
»Um Gottes willen, nein. Und es ist mir auch herzlich egal. Wenn man die Regeln kapieren würde, würde man sich bei Eiseskälte da draußen im Stadion wiederfinden, unter lauter Leuten, die einem ins Ohr plärren. Meine Devise lautet: Triff dich erst danach mit ihnen.« Suzi wußte, wo es langging.
Fiona betrachtete sie neidisch und mit unverhohlener Bewunderung. »Wie kommt es, daß du so bist … du weißt schon, so selbstsicher? Liegt es nur an deinem guten Aussehen?«
Suzi erwiderte ihren Blick. Dieses Mädchen mit dem wißbegierigen Gesichtsausdruck und der dicken Brille nahm sie nicht auf den Arm, sie meinte es völlig ernst. »Über mein Aussehen kann ich nichts sagen«, antwortete Suzi in aller Aufrichtigkeit. »Mein Vater hat gemeint, ich sehe aus wie eine Schlampe, meine Mutter fand, ich wirke ein
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