Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
Vom Netzwerk:
getan.«
    »Woher weißt du das?«
    »Deshalb tun sie es doch alle«, erklärte Kitty weise.
     
    In der Küche der Dunnes saßen alle um den Tisch versammelt. Es gab einen Makkaroniauflauf, doch kaum jemand aß davon. Wie so oft hatte Mrs. Dunne ein Taschenbuch aufgeschlagen vor sich liegen. Man hätte denken können, sie befinde sich in der Wartehalle eines Flughafens, nicht zu Hause im Kreis der Familie.
    Wie üblich aß Brigid offiziell nicht mit, kratzte aber da und dort etwas vom Rand der Auflaufform ab und strich sich ein Butterbrot, das sie in die überschüssige Soße tunkte; am Ende hatte sie mehr gegessen, als wenn sie sich gleich eine richtige Portion genommen hätte. Grania sah blaß aus, und Mr. Dunne war im Begriff, sich in sein geliebtes Zimmer zurückzuziehen.
    »Dad, warte einen Moment«, meinte Grania mit gepreßter Stimme. »Ich möchte dir etwas sagen, euch allen.«
    Granias Mutter sah von ihrem Buch auf, Brigid heftete den Blick auf ihren Teller, Fiona wurde rot und machte ein betretenes Gesicht. Nur Granias Vater schien nicht zu merken, daß ein bedeutsamer Augenblick bevorstand.
    »Aber ja, natürlich.« In freudiger Erwartung eines Tischgesprächs setzte er sich wieder.
    »Ich weiß, daß das für euch alle nicht leicht sein wird, darum will ich versuchen, es so einfach wie möglich auszudrücken. Ich liebe einen Mann und möchte ihn heiraten.«
    »Na, das ist doch großartig«, meinte ihr Vater.
    »Heiraten?« wunderte sich ihre Mutter, als wäre es das Abwegigste, was ein Liebespaar tun konnte.
    Brigid und Fiona sagten nichts, sondern beschränkten sich auf kurze Brummlaute, die Überraschung und Freude ausdrücken sollten. Aber es war nicht zu übersehen, daß diese Neuigkeit gar nicht mehr so neu für sie war.
    Ehe ihr Vater sich nach dem Auserwählten erkundigen konnte, kam Grania ihm zuvor. »Nun, es wird euch erst mal nicht gefallen, ihr werdet sagen, er ist zu alt für mich und so, aber es handelt sich um Tony O’Brien.«
    Nicht einmal Grania hatte mit einem so unerträglichen Schweigen gerechnet.
    »Soll das ein Witz sein?« sagte ihr Vater schließlich.
    »Nein, Dad.«
    »Tony O’Brien! Die Frau des Direktors, Donnerwetter!« lachte ihre Mutter verächtlich.
    Fiona hielt die Spannung nicht mehr aus. »Ich habe gehört, er soll sehr nett sein«, brachte sie in flehendem Ton hervor.
    »Und von wem hast du das gehört, Fiona?« fragte Mr. Dunne ganz schulmeisterlich.
    »Na ja, von diesem oder jenem«, antwortete sie kleinlaut.
    »Er ist wirklich nicht so übel, Dad. Und irgend jemanden muß sie ja mal heiraten.« Brigid glaubte, dieses Argument könne irgendwie hilfreich sein.
    »Nun, wenn du glaubst, daß Tony O’Brien dich heiratet, dann wirst du noch dein blaues Wunder erleben.« Aidan Dunnes Gesicht nahm einen harten, verbitterten Zug an.
    »Wir wollten, daß ihr es zuerst erfahrt. Und nächsten Monat, haben wir uns gedacht, wollen wir heiraten.« Grania versuchte, mit klarer, fester Stimme zu sprechen.
    »Grania, dieser Kerl verspricht mindestens drei Mädchen pro Jahr, daß er sie heiraten wird. Dann schleppt er sie in sein Bordell ab und vergnügt sich mit ihnen. Na, aber das weißt du sicher selbst schon, du warst ja oft genug dort, während du angeblich bei Fiona übernachtet hast.«
    Fiona fühlte sich ertappt und zuckte zusammen.
    »Es ist nicht so, wie du denkst. Es geht schon ewig, es war schon lange absehbar. Nachdem er Direktor geworden war, habe ich mich eine Zeitlang nicht mehr mit ihm getroffen, weil ich das Gefühl hatte, er habe uns irgendwie hintergangen, dich und mich. Aber er sagt, das stimmt nicht und daß jetzt alles in Ordnung ist.«
    »Das sagt er, ja?«
    »Ja. Er bewundert dich sehr und findet den Abendkurs ganz toll.«
    »Ich kenne einen Jungen, der auch hingeht, und er ist ganz begeistert«, piepste Fiona. Den Blicken der anderen nach zu schließen, war dieser Einwurf nicht sonderlich gut angekommen.
    »Er hat lange gebraucht, um mich zu überzeugen, Dad. Ich stand immer auf deiner Seite und wollte nichts mit ihm zu tun haben. Aber er hat mir dann erklärt, daß es gar keine zwei Seiten gibt … daß ihr euch beide einig seid …«
    »Ich kann mir vorstellen, wie lange er gebraucht hat, dich zu überzeugen. Normalerweise ungefähr drei Tage, zumindest erzählt er das immer ganz großspurig. Weißt du, er prahlt noch damit, wie er die jungen Mädchen in sein Bett kriegt. Und von so einem wird das Mountainview geleitet.«
    »Damit ist es jetzt

Weitere Kostenlose Bücher