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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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entpuppt hatte, sondern als riesiger Erfolg.
     
    Mam war zum Bingo gegangen, Dad in den Pub. Aber Fran war zu Hause in der Küche.
    »Du kommst ein bißchen spät, Kathy. Alles in Ordnung?«
    »Ja, ich war nur noch ein wenig spazieren. Ich habe für heute abend alle Körperteile auswendig gelernt. Du weißt ja, die Signora steckt uns wieder paarweise zusammen und fragt:
Dov’è il gomito?
, und dann müssen wir auf den Ellbogen des Partners deuten.«
    Fran freute sich, sie so glücklich zu sehen. »Soll ich uns getoastete Sandwiches machen, damit wir den Abend ohne knurrenden Magen überstehen?«
    »Gern. Weißt du, was ›Füße‹ heißt?«
    »
I piedi
. Das habe ich in der Mittagspause gelernt.« Fran grinste. »Wir sind richtige Musterschülerinnen, wir zwei.«
    »Ich war heute bei ihm.«
    »Bei wem?«
    »Bei Paul Malone.«
    Fran setzte sich. »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Er war sehr nett, wirklich. Schau, er hat mir seine Visitenkarte gegeben, mit seiner Durchwahlnummer und seiner Privatnummer zu Hause.«
    »Ich glaube nicht, daß das klug von dir war«, meinte Fran schließlich.
    »Na, er schien sich jedenfalls zu freuen. Er hat zumindest gesagt, er sei froh, daß ich gekommen bin.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, und er hat gesagt, ich könne ihn jederzeit besuchen, auch zu Hause, und seine Frau kennenlernen, wenn ich will.« Aus Frans Gesicht war plötzlich jeder Ausdruck gewichen. Es wirkte völlig leblos, als hätte jemand irgend etwas in ihrem Kopf ausgelöscht. Verwirrt sah Kathy sie an. »Na, freust du dich denn nicht? Es gab keinen Streit, keine Szene, es war einfach ein ganz normales Gespräch. Er hat verstanden, daß das alles ein gewisser Schock für mich war und daß von nun an alles anders werden würde. Anders und besser, das waren seine Worte.«
    Fran nickte und schien offenbar nicht fähig, etwas zu sagen. Dann nickte sie wieder und brachte schließlich die Worte heraus: »Ja, das ist gut. Gut.«
    »Bist du denn nicht froh darüber? Ich dachte, du würdest es so wollen.«
    »Es steht dir vollkommen frei, Kontakt mit ihm aufzunehmen und teilzuhaben an dem, was er dir bieten kann. Dieses Recht wollte ich dir nie nehmen.«
    »Darum geht es nicht.«
    »Doch. Es ist völlig verständlich, daß du dich übers Ohr gehauen fühlst, wenn du siehst, was er alles hat, Tennisplätze, Swimmingpools, wahrscheinlich sogar einen Chauffeur.«
    »Ich bin nicht deswegen zu ihm gegangen«, begann Kathy.
    »Und dann kommst du in so ein Haus zurück, gehst auf eine Schule wie das Mountainview und sollst auch noch glauben, daß so ein blöder Abendkurs, für den ich den letzten Penny zusammenkratzen mußte, etwas besonders Tolles ist. Kein Wunder, daß du hoffst, alles wird … wie war das? … ›anders und besser‹.«
    Erschrocken schaute Kathy sie an. Fran glaubte offenbar, daß sie Paul Malone lieber mochte als sie. Daß sie sich von einem Mann, den sie nur kurz gesprochen und bis vor ein paar Tagen noch nicht einmal gekannt hatte, betören und blenden ließ.
    »Das einzige, was besser ist, ist, daß ich nun über alles Bescheid weiß. Ansonsten hat sich nichts geändert«, versuchte sie zu erklären.
    »Sicher.« Fran war jetzt einsilbig und zugeknöpft. Mechanisch belegte sie die Brote mit Käse und je zwei Tomatenscheiben und legte sie auf den Grillrost.
    »Fran, hör auf, ich will das nicht. Begreifst du denn nicht? Ich
mußte
ihn sehen. Und du hattest recht, er ist kein Ungeheuer, sondern ein netter Mensch.«
    »Das freut mich.«
    »Aber du hast da was falsch verstanden. Hör mal, ruf ihn an und frag ihn. Es ist nicht so, daß ich lieber bei ihm als bei dir sein will. Ich möchte ihn nur ab und zu mal sehen, weiter nichts. Ruf ihn an und rede mit ihm, dann wirst du es verstehen.«
    »Nein.«
    »Nein? Wieso nicht? Jetzt habe ich dir doch gewissermaßen den Weg geebnet.«
    »Vor sechzehn Jahren habe ich mich auf eine Abmachung eingelassen. Es wurde vereinbart, daß ich nicht mit ihm in Verbindung trete. Und daran habe ich mich immer gehalten.«
    »Aber ich habe diese Abmachung nicht getroffen.«
    »Nein, und habe ich dir etwa einen Vorwurf gemacht? Ich habe gesagt, es ist dein gutes Recht. Habe ich das gesagt oder nicht?« Fran stellte die Käsetoasts für Kathy und sich auf den Tisch und goß ihnen beiden ein Glas Milch ein.
    Kathy überkam eine unsägliche Traurigkeit. Diese gütige Frau hatte sich für sie abgerackert, damit sie alles bekam, was sie brauchte. Wenn Fran nicht wäre, stünde nicht immer ein

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