Die irische Signora
Malone, bitte.«
»Und wie ist Ihr Name?«
»Mein Name wird ihm nichts sagen, aber könnten Sie ihm mitteilen, daß Katherine Clarke ihn in der Angelegenheit Frances Clarke, einer ehemaligen Klientin, sprechen möchte?« Kathy hatte das Gefühl, daß in so einem Büro Kurznamen wie Kathy oder Fran fehl am Platz waren.
»Ich werde mit seiner Sekretärin reden. Mr. Malone empfängt niemanden ohne vorherige Terminvereinbarung.«
»Sagen Sie ihr bitte, daß ich warten werde, bis es ihm paßt.« Kathy sprach ruhig und eindringlich, und dadurch erreichte sie wesentlich mehr als durch ihre Versuche, sich herauszuputzen.
Eine der bildhübschen Empfangsdamen tauschte mit ihrer Kollegin einen kaum merklichen Blick, dann sprach sie leise ins Telefon.
»Miss Clarke, Mr. Malones Sekretärin würde Sie gerne sprechen«, meinte sie schließlich.
»Natürlich.«
Kathy trat vor und hoffte, daß der Schulrock, den sie unter dem Blazer von Harriets Mutter trug, nicht plötzlich herunterrutschte.
»Hier spricht Penny. Was kann ich für Sie tun?«
»Hat man Ihnen die relevanten Namen durchgegeben?« fragte Kathy. Wie gut, daß ihr das Wort »relevant« eingefallen war! Es hörte sich großartig an, auch wenn nicht viel dahintersteckte.
»Ja, schon … aber das ist eigentlich nicht der Punkt.«
»O doch, das ist es. Bitte nennen Sie Mr. Malone diese Namen, und sagen Sie ihm, daß ich ihn nicht lange aufhalten werde. Es wird ihn höchstens zehn Minuten kosten. Aber ich werde hier warten, bis er Zeit für mich hat.«
»Termine werden bei uns nicht so einfach vergeben.«
»Wenn Sie ihm bitte diese Namen nennen würden.« Kathy war beinahe schwindlig vor Aufregung.
Nachdem sie höflich drei weitere Minuten gewartet hatte, ertönte ein Summer.
»Mr. Malones Sekretärin erwartet Sie oben in der sechsten Etage«, verkündete eine der Empfangsgöttinnen.
»Vielen Dank für Ihre Hilfe«, meinte Kathy Clarke, zog ihren Schulrock hoch und ging zum Lift, der sie zu ihrem Vater bringen würde.
»Miss Clarke?« begrüßte sie Penny. Penny sah aus, als könnte sie an einer dieser Miss-Wahlen teilnehmen. Sie trug ein cremefarbenes Kostüm und schwarze Pumps mit sehr hohen Absätzen. An ihrem Hals baumelte eine dicke schwarze Kette.
»Richtig.« Kathy wünschte sich, sie wäre hübscher, älter und besser gekleidet.
»Wenn Sie mir bitte folgen wollen. Mr. Malone empfängt Sie im Konferenzzimmer. Kaffee?«
»Ja, das wäre sehr nett, danke.«
Penny führte sie in einen Raum mit einem hellen Holztisch, um den acht Stühle gruppiert waren. An den Wänden hingen Gemälde, nicht einfach nur Drucke hinter Glas wie bei ihnen in der Schule, sondern richtige Gemälde. Auf dem Fensterbrett standen Blumen, frische Schnittblumen, die erst an diesem Morgen hingestellt worden waren. Kathy setzte sich und wartete.
Da kam er herein, ein junger, gutaussehender Mann, der jünger wirkte als Fran, obwohl er ein Jahr älter war.
»Hallo«, sagte er und strahlte übers ganze Gesicht.
»Hallo«, erwiderte sie. Dann herrschte Schweigen.
In diesem Moment kam Penny mit dem Kaffee herein. »Soll ich das Tablett hierlassen?« fragte sie. Offensichtlich wäre sie liebend gern selbst geblieben.
»Danke, Pen«, sagte er.
»Wissen Sie, wer ich bin?« fragte Kathy, nachdem Penny gegangen war.
»Ja«, antwortete er.
»Haben Sie mich erwartet?«
»Ehrlich gesagt, frühestens in zwei oder drei Jahren.« Sein Lächeln wirkte anziehend.
»Und was hätten Sie dann getan?«
»Dasselbe wie jetzt – zugehört.«
Das war geschickt von ihm, jetzt mußte sie die Initiative ergreifen.
»Nun, ich wollte Sie nur mal kennenlernen«, meinte sie ein wenig verunsichert.
»Selbstverständlich«, entgegnete er.
»Damit ich weiß, wie Sie aussehen.«
»Jetzt wissen Sie es.« Es klang freundlich, wie er das sagte, freundlich und entgegenkommend. »Und was denken Sie nun?« fragte er.
»Sie sehen gut aus«, antwortete sie widerstrebend.
»Sie auch. Sehr gut sogar.«
»Wissen Sie, ich habe es gerade erst erfahren«, erklärte sie.
»Verstehe.«
»Und deshalb mußte ich herkommen und mit Ihnen reden.«
»Natürlich.« Er hatte ihnen beiden Kaffee eingeschenkt und überließ es Kathy, sich bei Milch und Zucker selbst zu bedienen.
»Bis vor ein paar Tagen war ich noch vollkommen davon überzeugt, daß ich die Tochter von Mam und Dad bin. Es war ein gewisser Schock für mich.«
»Fran hat Ihnen nicht gesagt, daß sie Ihre Mutter ist?«
»Nein.«
»Nun, das kann
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