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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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diensthabenden Lehrer erzählte sie, sie habe einen Zahn- arzttermin.
    »Dafür mußt du eine schriftliche Bestätigung vorlegen«, meinte der Lehrer.
    »Ich weiß, aber ich habe solche Angst davor gehabt, daß ich vergessen habe, den Zettel mitzunehmen. Kann ich ihn morgen bringen?«
    »Na schön, meinetwegen.«
    Es zahlte sich aus, dachte Kathy, daß sie all die Jahre eine gute, strebsame Schülerin gewesen war. Da es mit ihr nie Ärger gegeben hatte, konnte sie sich jetzt einiges herausnehmen.
    Selbstverständlich mußte sie Harriet anvertrauen, daß sie die Schule schwänzte.
    »Wohin gehst du denn diesmal? Verkleidest du dich für ihn als Krankenschwester?« wollte Harriet wissen.
    »Nein, wir gehen nur zusammen Mittag essen, ins Quentin’s«, verkündete sie stolz.
    Harriet fiel die Kinnlade runter. »Jetzt nimmst du mich aber auf den Arm, oder?«
    »Überhaupt nicht. Ich bringe dir am Nachmittag die Speisekarte mit.«
    »Ich kenne niemanden, der so ein aufregendes Liebesleben hat wie du«, meinte Harriet neidisch.
     
    Das Lokal war dezent beleuchtet, kühl und sehr elegant.
    Eine gutaussehende Frau in einem dunklen Kostüm kam auf sie zu.
    »Guten Tag, ich bin Brenda Brennan und heiße Sie herzlich willkommen. Sind Sie mit jemandem verabredet?«
    Kathy wünschte, sie wäre wie diese Frau, und dasselbe wünschte sie sich für Fran. Eine selbstbewußte Dame. Möglicherweise war die Frau ihres Vaters so jemand. Dazu mußte man geboren sein, das konnte man sich nicht antrainieren. Doch immerhin konnte man lernen, sich selbstbewußt zu geben.
    »Ich bin mit Mr. Paul Malone verabredet. Er sagte, er habe für ein Uhr reserviert, ich bin ein bißchen früh dran.«
    »Wollen Sie mir bitte zu Mr. Malones Tisch folgen? Möchten Sie einstweilen etwas trinken?«
    Kathy bestellte eine Diätcola, die ihr in einem Waterford-Kristallglas mit Eis und Zitronenscheiben serviert wurde. Sie mußte sich jedes Detail merken, für Harriet.
    Da kam er herein, nickte in diese und jene Richtung, lächelte hier und dort jemandem zu, und einmal erhob sich sogar ein Gast, um ihm die Hand zu schütteln. Als er bei Kathy angelangt war, hatte er das halbe Lokal begrüßt.
    »Du siehst heute anders aus, ganz reizend«, meinte er.
    »Nun, zumindest trage ich nicht mehr den Blazer von der Mutter meiner Freundin und ein Pfund Make-up, damit ich an den Empfangsdamen vorbeikomme«, lachte sie.
    »Sollen wir gleich bestellen? Mußt du bald wieder zurück?«
    »Nein, ich bin beim Zahnarzt, das kann ewig dauern. Hast du es eilig?«
    »Nein, gar nicht.«
    Als ihnen die Speisekarten gereicht wurden, kam Ms. Brennan und erläuterte die Gerichte der Tageskarte. »Wir haben heute einen köstlichen
insalata di mare
«, begann sie.
    »
Gamberi, calamari
?« plapperte Kathy spontan los. Erst gestern abend hatten sie die Meeresfrüchte durchgenommen … »
Gamberi
, Garnelen,
calamari
, Tintenfische …«
    Paul und Brenda Brennan musterten sie verblüfft.
    »Ich gebe nur ein bißchen an. Ich besuche einen Abendkurs in Italienisch.«
    »Wenn ich das alles auf Anhieb wüßte, würde ich auch damit angeben«, meinte Ms. Brennan. »Mir hat das meine Freundin Nora beibringen müssen, die für uns die Speisekarte schreibt, wenn wir eine italienische Woche haben.« Die beiden sahen Kathy mit bewundernden Blicken an. Oder bildete sie sich das nur ein?
    Paul bestellte für sich das übliche, ein Glas Wein mit Mineralwasser.
    »Du hättest mich nicht in ein so schickes Restaurant ausführen müssen«, sagte Kathy.
    »Ich bin stolz auf dich, ich wollte mich mit dir in der Öffentlichkeit zeigen.«
    »Nun, es ist bloß, weil Fran denkt … ich glaube, sie ist eifersüchtig, weil ich mit dir in so ein Lokal gehe. Mit ihr gehe ich immer nur zu Colonel Sanders Hähnchen essen, oder zu McDonald’s.«
    »Sie versteht das sicherlich. Ich wollte mit dir einfach nur hübsch ausgehen. Es ist ja ein besonderer Anlaß.«
    »Sie hat gesagt, es sei mein gutes Recht, und sie wünscht mir viel Spaß. Aber ich glaube, daß sie sich insgeheim ein bißchen Sorgen macht.«
    »Hat sie sonst noch jemanden, einen Freund oder so?« fragte er, worauf Kathy überrascht aufsah. »Was ich eigentlich sagen wollte … es geht mich natürlich nichts an, aber ich hoffe, daß sie jemanden hat. Ich hatte gehofft, sie würde heiraten und du würdest Geschwister bekommen. Aber wenn du mit mir nicht darüber reden willst, ist das völlig in Ordnung … wie gesagt, ich habe kein Recht dazu, Fragen

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