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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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zu stellen.«
    »Es gab Ken.«
    »War es etwas Ernstes?«
    »Das war nie ganz klar. Oder zumindest war es mir nicht klar, weil ich nie was mitkriege und ein bißchen schwer von Begriff bin. Aber sie gingen oft zusammen aus, und sie hat immer gelacht, wenn er mit dem Auto vorgefahren ist, um sie abzuholen.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Er ist nach Amerika gegangen«, antwortete Kathy.
    »Hat ihr das leid getan, was meinst du?«
    »Auch das weiß ich nicht. Ab und zu schreibt er ihr. In letzter Zeit nicht mehr so häufig, aber im Sommer kamen viele Briefe von ihm.«
    »Hätte sie zu ihm ziehen können?«
    »Es ist komisch, daß du das ansprichst … sie hat mich mal gefragt, ob ich mit ihr fortgehen und in einer kleinen Provinzstadt in Amerika leben will. Es ist nicht New York City oder so etwas. Und ich habe gesagt, laß mich um Gottes willen in Dublin bleiben, das ist wenigstens eine Hauptstadt.«
    »Glaubst du, daß sie deinetwegen nicht mit Ken mitgegangen ist?«
    »Das habe ich mir nie überlegt. Aber ich habe ja die ganze Zeit geglaubt, sie sei meine Schwester. Es könnte schon etwas damit zu tun haben.« Ihr Gesicht nahm einen bekümmerten, schuldbewußten Ausdruck an.
    »Mach dir deshalb keine Sorgen. Wenn jemand ein schlechtes Gewissen haben muß, dann ich.« Er hatte ihre Gedanken erraten.
    »Ich habe sie gebeten, dich anzurufen. Aber das will sie nicht.«
    »Warum nicht? Hat sie dir den Grund genannt?«
    »Wegen der Abmachung … sie hat gesagt, du hättest dich an deinen Teil der Abmachung gehalten, und sie werde ihren halten.«
    »Sie war immer schon eine grundehrliche Haut«, bemerkte Paul.
    »Es sieht also ganz so aus, als würdet ihr nie mehr miteinander reden.«
    »Nun, wir werden nie zusammenkommen und Hand in Hand in den Sonnenuntergang spazieren. Das ist gewiß, denn wir haben uns beide verändert. Ich liebe Marianne, und Fran liebt vielleicht Ken oder sonst jemanden. Aber wir werden miteinander sprechen, darum kümmere ich mich. Doch ehe wir die Probleme der Welt lösen, wollen wir uns das gute Mittagessen schmecken lassen, ja?«
    Er hatte recht, und eigentlich war auch alles gesagt. Sie plauderten über die Schule und das Showbusineß, über den wunderbaren Italienischkurs und seine beiden Kinder, die sechs und sieben Jahre alt waren.
    Als sie zahlten, musterte die Frau an der Kasse Kathy interessiert. »Entschuldigen Sie, aber ist das nicht eine Mountainview-Jacke, die Sie da anhaben?« Kathy schaute schuldbewußt drein. »Wissen Sie, mein Mann arbeitet dort, deshalb habe ich sie erkannt«, fuhr die Frau fort.
    »Ach ja? Wie heißt er denn?«
    »Aidan Dunne.«
    »Oh, Mr. Dunne ist ein netter Lehrer. Er unterrichtet Latein und hat den Italienischkurs ins Leben gerufen«, erzählte sie Paul.
    »Und wie ist Ihr Name …?« fragte die Kassiererin.
    »Das wird für immer ein Geheimnis bleiben. Mädchen, die sich mittags freinehmen, wollen nicht, daß ihren Lehrern irgendwelcher Klatsch zugetragen wird.« Paul Malone lächelte verbindlich, doch sein Ton war knallhart. Nell Dunne begriff, daß sie zu neugierig gewesen war. Hoffentlich hatte Ms. Brennan nicht zugehört.
     
    »Du brauchst mir gar nichts erzählen«, meinte Harriet gähnend. »Du hast bestimmt Austern und Kaviar gegessen.«
    »Nein, ich hatte
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und Lamm. Die Frau von Mr. Dunne saß an der Kasse, sie hat meine Schuljacke erkannt.«
    »Jetzt bist du dran.« Harriet grinste dümmlich.
    »Ganz und gar nicht, ich habe ihr ja nicht gesagt, wer ich bin.«
    »Sie wird es herausfinden, und dann erwischen sie dich.«
    »Sag doch so was nicht. Du willst doch auch nicht, daß sie mich erwischen, sondern daß ich weiter meine Abenteuer habe.«
    »Kathy Clarke, sogar wenn sie mir den Tod auf dem Scheiterhaufen angedroht hätten, hätte ich gesagt, du bist die letzte auf der Welt, die sich auf Abenteuer einläßt.«
    »Tja, so spielt das Leben«, erwiderte Kathy fröhlich.
     
    »Gepräch für Miss Clarke auf drei«, verkündeten die Lautsprecher. Überrascht sah Fran auf. Sie ging in den Überwachungsraum, von dem aus man die Kunden beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Mit einem Knopfdruck stellte sie die Verbindung her. »Miss Clarke, Filialleitung«, sagte sie.
    »Paul Malone«, meldete sich eine Stimme.
    »Ja?«
    »Ich würde gern mit dir reden. Ich nehme an, du willst dich nicht mit mir treffen?«
    »So ist es, Paul. Ich bin nicht verbittert, es bringt nur nichts.«
    »Fran, können wir uns kurz am Telefon

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