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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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fünfunddreißig Jahren mein Geld, seh ich vielleicht aus wie einer, den man ins Knie ficken kann?« Die Bravos lachen – also, nein, Knieficks sind nichts, was einem zu Albert spontan einfallen würde. »Hollywood ist ein krankes, verlogenes Pflaster, geb ich euch auch gern schriftlich. Korrupt, dekadent, voller praktizierenderSoziopathen, so was Ähnliches wie, sagen wir, der Hof von Ludwig dem Sonnenkönig, Frankreich, siebzehntes Jahrhundert. Lacht nicht, Jungs, ich meine das ganz ernst, hilft mir manchmal, mir eine konkrete Vorstellung von so Sachen zu machen. Da fliegt der Reichtum in großen Batzen durch die Gegend, ein obszöner Reichtum, total überdrehte Exzesse aller Art, und jeder Wichser da hat irgendwelche Deals laufen und will sein Stückchen vom Kuchen abhaben. Aber dafür muss man an den König rankommen, denn alles läuft über den König, ja? Nur, das ist ein Problem. Und zwar ein enormes. Das Problem heißt Zugang. Man kann ja nicht mal eben bei Hofe vorbeischlendern und den König zutexten, andererseits lungern am Hof ständig zwanzig, dreißig Leute rum, und die dürfen durch zum König. Die haben Zugang, Einfluss, direkten Draht – das Entscheidende ist also, dass man einen von denen irgendwie in sein Geschäft reinzieht. Genau wie in Hollywood, da gibt’s auch ständig so circa zwanzig, dreißig Leute, die Projekte anschieben können. Die haben vielleicht jedes Jahr andere Namen, aber die Dynamik ist immer dieselbe, und die Zahl bleibt auch immer ungefähr dieselbe. Wenn du es schaffst, einen von diesen Leuten in deinen Deal reinzuziehen, dann hast du den goldenen Griff getan.«
    »Swank«, schlägt Crack vor.
    »Swank ist der goldene Griff«, bestätigt Albert.
    »Und Wahlberg?«, fragt Mango.
    »Marky kann ein Projekt auch anschieben.«
    »Was’n mit Wesley Snipes?«, will Lodis wissen. »Sagen wir mal, wir kriegen den dazu, mich zu spielen.«
    »Interessant.« Albert überlegt. »Für unsern Film jetzt nicht, aber ich sag mal so, Lodis, ich seh zu, dass du in seinem nächsten Film die Weiberrolle kriegst, wär das was?«
    Heeeeeeeeehhhhhhhhh, alle fallen über Lodis her, aber der entblößt nur grinsend zwei Zahnreihen inklusive Essensresten.Ein Gast des Stadium Clubs platzt dazwischen, auch er will Hallo sagen. Nie sind die Männer, die mit ihnen reden wollen, jung oder in den mittleren Jahren, immer kommen die älteren, der Typ Silberrücken, der sicher auftreten kann, weil er aus jedem wehrdienstgefährdeten Alter raus ist. Sie danken den Soldaten für ihren Einsatz. Sie fragen, wie das Essen schmeckt. Sie sind voll des Lobs für Eigenschaften, die sie einfach unterstellen, zum Beispiel Beharrlichkeit, Angriffslust, Vaterlandsliebe. Der Gast jetzt, ein fitter Senior mit einem roten Kopf und einem Rest schwarzer Strähnen in den Haaren, stellt sich vor mit einem Schleppnetz voller Vokale, aus dem etwas herauskommt wie »How-Wayne«. Kurz danach erzählt er etwas von einer kühnen neuen Technik, dank der die familieneigene Ölfirma jetzt noch mehr Rohgas aus dem Barnett-Schiefer pressen könne, sie hat irgendwie mit Salzwasser und chemischem Fracking zu tun.
    »Ein paar Kinder von Freunden sind auch gerade im Dienst bei euch da drüben«, erzählt How-Wayne. »Deshalb ist mir das ein persönliches Anliegen, denn je mehr wir die einheimische Produktion ankurbeln, desto weniger abhängig sind wir von Öl aus dem Ausland. Ich seh’s so: Je besser ich meinen Job mache, desto eher können wir euch junge Männer nach Hause holen.«
    » Vielen Dank!«, antwortet Dime. »Ganz ausgezeichnet, Sir. Das wissen wir ganz bestimmt zu schätzen.«
    »Ich möchte einfach gern meinen Teil beitragen.« Das war jetzt kühn, wird Billy später überlegen. How-Wayne hätte einfach wie alle andern Guten Appetit sagen und in sein lukratives patriotisches Leben zurückkehren können, aber nein, er wird gierig. Er muss auch aus Team Bravo noch ein kleines bisschen mehr herausfracken. Und, fragt er, mal so aus eurer Sicht, wie machen wir uns hier?
    »Wie machen wir uns hier?«, echot Dime fröhlich. »Mal so aus unserer Sicht?« Die Bravos falten die Hände und stieren auf ihreTeller, ein paar können sich allerdings das Lächeln nicht verkneifen. Albert kippt den Kopf seitwärts, steckt sein BlackBerry weg und wird neugierig. »Nun ja, wir haben Krieg«, fährt Dime genauso fröhlich fort, »insofern per definitionem eine Extremsituation, in der Menschen alles tun, um sich gegenseitig zu vernichten. Aber ich

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