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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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bin bei Weitem nicht kompetent genug, das Gesamtbild zu kommentieren, Sir. Ich kann Ihnen nur eins sagen, ganz im Vertrauen, Sir, Austausch von Gewalt zum Zwecke des Tötens, das ist eine wahrhaft bewusstseinsverändernde Erfahrung.«
    »Das glaub ich, glaub ich.« How-Wayne nickt ernst. »Kann mir vorstellen, wie hart euch junge Männer das ankommt. Einem so hohen Grad von Gewalt ausgesetzt – «.
    »Nein!«, fällt ihm Dime ins Wort. »Darum geht es ganz und gar nicht. Wir mögen Gewalt, wir mögen es, Leute zu töten! Ich meine, dafür bezahlen Sie uns ja schließlich, nicht? Dass wir den Feinden Amerikas den Kampf in ihr eigenes Land bringen und sie geradewegs zur Hölle schicken? Was soll denn das Ganze, wenn wir nicht gern andere Leute töten würden? Dann könnten Sie da auch das Peace Corps hinschicken, zum Kampf gegen den Krieg.«
    »Ooh-haa«, kichert How-Wayne, jetzt mit ein paar Watt weniger Energie. »Da haben Sie mich ja wohl erwischt.«
    »Passen Sie mal auf, diese Männer hier, ja?« Dime schwenkt den Arm über die Tischrunde. »Jeden Einzelnen von diesen Kötern liebe ich wie einen Bruder, ich wette, sogar mehr als ihre Mammis, aber ich sage Ihnen in aller Offenheit, und die wissen genau, wie ich das sehe, deshalb können die das ruhig alle hören, aber nur mal fürs Protokoll: Das hier ist die mörderischste Psychopathenhorde, die Sie je zu sehen kriegen. Ich weiß nicht, wie die waren, bevor die Army sie in die Finger gekriegt hat, aber geben Sie denen Feuerwaffen und’n paar Fatburner-Pillen, und die ballern alles in Grund und Boden, was sich bewegt. Hab ich recht, Bravos?«
    Die Antwort kommt prompt: Jawoll, Sergeant! Im Clubrestaurant fahren Dutzende coiffeurter Köpfe herum.
    »Versteh’n Sie, was ich meine?« Dime gluckst jetzt. »Das sind Killer, die haben die tollste Zeit ihres Lebens. Also, wenn Ihr Familienbetrieb auch noch den letzten Klumpen Scheiße aus dem Barnett-Schiefer drillen, fracken oder sonst was möchte, dann ist das ganz prima, Sir, das steht Ihnen absolut zu, aber tun Sie es bitte nicht unseretwegen. Sie haben Ihren Laden, und wir haben unsern, also drillen Sie weiter, Sir, und wir killen weiter.«
    How-Wayne klappt die Kinnlade abwärts, er patscht ein-, zweimal dagegen, aber aus seinem Mund kommt kein Ton. Seine Augen sind auf dem Rückzug tief in den Kopf hinein. Guck an, denkt Billy, der ins Hirn geschissenste Millionär der Welt.
    »Ich muss dann mal wieder«, brummelt How-Wayne und sieht sich um, als ob er Ausschau nach dem besten Fluchtweg hielte. Man soll eben nicht über Zeugs reden, von dem man keine Ahnung hat, denkt Billy, aber genau das macht die Dynamik all solcher Gespräche aus, denn die Bravos sind immer in der überlegenen Position. Sie haben die Erfahrung. Sie sind authentisch. Sie sind Das Wirkliche. Sie haben viel Tod gebracht und viel Tod abgekriegt, haben den Tod gerochen und in Händen gehalten und mit Stiefeln durchwatet, haben ihn in den Klamotten gehabt und als Geschmack im Mund. Sie haben das den anderen voraus, aber es ist doch merkwürdig angesichts der Männlichkeitsnormen, die Amerika sich verordnet hat, wie wenige Männer denen selbst entsprechen. Warum wir kämpfen , soso, wer ist denn hier wir ? In der ganzen Gernegroß-Nation aus Blendern und Bluffern hier hat immer Team Bravo das Ass im Ärmel: Blut.
    Als How-Wayne endlich weg ist, prusten die Bravos laut los. »Ehrlich, David«, sagt Albert mit einem nachdenklichen Blick auf Dime, »du solltest nach der Army unbedingt eine Karriere als Schauspieler ins Auge fassen.«
    Die Bravos johlen, aber Albert scheint es ernst zu meinen, und Dime auch, denn er fragt beinah huldvoll: »War ich zu grob zu ihm?« Alle brechen fast zusammen vor Lachen, aber Dime verzieht keine Miene. Ein paar Bravos skandieren Holly-wooood , Day steckt Albert: »Dime spielt nicht, schau, der verarscht bloß gern Leute«, worauf Albert kontert: »Und was glaubst du, heißt Schauspielen?« Das löst die nächste Runde Johlen aus. In dem ganzen Trara beugt sich Dime zu Billy und murmelt:
    »Verdammt noch mal, Billy, warum musste ich den Mann auch so hart rannehmen?«
    »Keine Ahnung, Sergeant. Sie hatten wohl Ihre Gründe.«
    »Lieber Herr Jesus. Und welche wären das?«
    Billys Puls schießt hoch. Es ist wie in der Schule, wenn man aufgerufen wird. »Schwer zu sagen, Sergeant. Dass Sie Geschwafel hassen, vielleicht?«
    »Ja, vielleicht. Und außerdem bin ich’n Arschloch?«
    Die Frage lässt Billy lieber

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