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Die italienischen Momente im Leben

Die italienischen Momente im Leben

Titel: Die italienischen Momente im Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Maccallini
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sonst üblichen Erklärungen auf. Trotzdem bleibt uns genügend Zeit, diese Wunderwerke der Natur zu bestaunen, wunderbar zur Geltung gebracht durch die ausgeklügelte Beleuchtung, eine großartige Leistung des Bühnenbildners Cesarini da Senigallia. In der letzten Höhle der normalen Tour bleibt unser Führer stehen, um uns noch ein paar Tipps zu geben, bevor wir uns weiter vorwagen. O ja, jetzt beginnt das Abenteuer!
    Die drei Führer verteilen sich, einer geht am Anfang, einer in der Mitte und einer am Ende der Gruppe, damit sie uns besser im Auge behalten können. Der Untergrund ist voller Schlamm und eine ziemliche Rutschpartie.
    Sobald wir an eine Verengung oder an ein Hindernis gelangen, bleiben die drei immer stehen und warten, bis alle die schwierige Stelle passiert haben. Hier unten verliert man jedes Gefühl für Raum und Zeit. Wir müssen verdammt aufpassen, wohin wir unsere Füße setzen. An manchen Stellen kommt man nur auf allen vieren voran oder indem man ausgestreckt liegend durchrutscht. Manchmal muss man auch erst überlegen, wie man sich am besten hindurchschlängelt und welchen Arm oder welches Bein man zuerst voranschiebt. Zum Glück tragen wir Helme, ich weiß nicht, wie viele Beulen ich mir sonst geholt hätte. Ich stoße mir den Rücken an einem Stalaktit, aber es ist nicht so schlimm. Einmal klammert sich die füllige Signora an meine Wade.
    »Was ist los, haben Sie ein Problem, Signora?«
    »Entschuldigung, ich wäre beinahe ausgerutscht…«
    Mit Ausnahme von ihr kommen alle problemlos voran … bis ich mich in einem schmalen Gang mit dem ganzen Hintern ins Nasse setze. Eigentlich wollte ich mich mit den Füßen an der Wand abstützen und dabei das Becken hochhalten, doch offensichtlich habe ich mich verschätzt … Jetzt denken bestimmt alle, ich hätte mir in die Hosen gemacht!
    In der größten Höhle halten wir an, setzen uns hin und knipsen alle unsere Grubenlampen aus für die »Dunkelprobe«. Es fühlt sich merkwürdig an, in dieser stillen Grotte im Stockfinstern zu sitzen, dazu als einziges Geräusch das Tröpfeln des Wassers zu hören, das von den Wänden herabkommt. (Ich kann Ihnen sagen, so eine absolute Dunkelheit haben Sie noch nicht erlebt!) Es macht überhaupt keinen Unterschied, ob man die Augen geöffnet oder geschlossen hat, denn es gibt nicht den geringsten Lichtschimmer. Schweigend lauschen wir, wie die Tropfen über die Felsen hüpfen und daran zerspringen. Raaatsch , da rutsche ich schon wieder weg, diesmal an der Wand einer Felswanne entlang, bis ich in einem zwei Meter tiefen Loch lande. Der Höhlenforscher richtet die Lampe auf mich, um mir zu leuchten. Zum Glück ist die Grube weder sehr breit noch tief. Als der Führer mich wie einen tropfnassen Floh herumstrampeln sieht, ruft er:
    » NICHT BEWEGEN … ICH HOLE DICH GLEICH RAUS !«
    Kein Problem. Aber weil meine Kleider so nass und glitschig sind, dass ich mich kaum bewegen kann, beschließen sie, mich an einem Seil hochzuziehen. Dafür müssen sie allerdings Haken in das brüchige Kalkgestein schlagen, was nicht so einfach ist.
    » DU HAST GLÜCK GEHABT … DAS LOCH IST NUR ZWEI METER TIEF !«
    O Mann … die haben sogar eine Bohrmaschine dabei! Doch die Spitze ist verbogen und bohrt zu große Löcher in den Fels, die Haken halten so nicht richtig, und sie müssen immer neuansetzen. Trrrr … trrrr … trrrr … Alle stehen oben rund um die Grube und blenden mich mit ihren Lampen. Je länger es dauert, umso besorgter werden die Mienen. Da dreht die füllige Signora, die sich bislang wie eine verdiente Heldin der Finsternis geschlagen hat, durch:
    » SCHAFFT MICH HIER RAUS … ICH KANN NICHT MEHR , ICH WILL HIER RAUS !«
    Ihre Aufregung erhöht die allgemeine Anspannung, und einer der Führer beschließt, sie nach draußen zu begleiten. Endlich klappt es. Angeseilt kann ich eine schwierige Stelle überwinden, mich dann einhaken und werde hochgezogen. Oben überlege ich kopfschüttelnd, was zum Henker ich eigentlich hier mache. Aber nachdem ich zwanzig Minuten da unten verbracht habe, nehme ich es mit jedem hier auf. Nein, ich werde nicht wie diese feige Signora aufgeben, ich gehe weiter!
    Über eine Metallleiter steigen wir bequem in einen Felskanal ab. Wasser rinnt von oben auf uns herab, wir müssen uns schnell an einem Geländer weiterhangeln, damit die Ausrüstung nicht komplett nass wird. Nach wenigen Metern stehen wir in einer beleuchteten Höhle. Endlich! Die Wände sind von einem unglaublich blendenden

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