Die italienischen Momente im Leben
Bikini-Braut für eine sanfte Massage. O ja, da geht die Post ab!«
»Nein, Jungs, das ist nur was für voll Fertige, ich will doch nicht jeden Tag erst um vier Uhr nachmittags wach werden. Wie wär’s denn mit einem ganz normalen Urlaub? Ein bisschen Surfen, Beachvolleyball und ab und zu in die Disco …«
»Unser lieber Brunetto hier hat recht … aber wer sagt denn, dass man zum Anbaggern unbedingt ans Meer muss. Fahren wir doch nach Madonna di Campiglio oder ins Piemont, nach Sansicario … Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd, weil der Pfarrer net aufikimmt .«
»Was für eine Sprache soll das denn sein?«
»Südtirolerisch.«
»Und was heißt das?«
»In etwa, dass … man zum Schnackseln auf die Almhütte gehen muss.«
»Und warum?«
»Weil der Pfarrer da oben nicht hochkommt, ha, ha, ha!«
»Das ist nicht witzig. Na gut, Jungs, wir reden morgen noch mal drüber.«
»Warte mal, Bru’! Ich hab gehört, in Stockholm sollen …«
»Jaja, schon gut, ciao!«
»Hey, komm schon … sieh dir wenigstens den Prospekt von Rimini an.«
»Rimini? Ihr macht hier so einen Aufstand, und dann soll es nach Rimini gehen? Na schön, gib ihn mir … am Ende nehmen wir noch Eimer und Schäufelchen mit.«
Ich blieb mit meinen Freunden doch noch ein Weilchen vor dem Schwarzen Brett mit den Abi-Ergebnissen stehen: Ich hatte es geschafft, nicht gerade mit so tollen Noten, wie ich es mir erhofft hatte, aber ich hatte einen guten Schulabschluss hingelegt. Und, was noch wichtiger war, ich wusste, was ich nun als »Erwachsener« mit meinem Leben anfangen wollte beziehungsweise was ich auf keinen Fall wollte. Ich würde bestimmt nicht in die Fußstapfen meines Vaters treten, außerdem war mein Bruder Carlo schon auf dem besten Weg zu einer brillanten Juristenkarriere. Zwei Anwälte in der Familie sollten genügen. Ich würde die Aufnahmeprüfung an der Schauspielakademie machen, aber vor mir lag noch ein ganzer Sommer, ehe dann hoffentlich das Studium begann. Sicher, mit meinen sechshunderttausendLire, die ich mir für diese Gelegenheit angespart hatte, konnte ich keine großen Sprünge machen. Wenn ich meinen drei partygeilen Freunden nachgab, würde ich das ganze Geld in der Disco lassen. Obwohl … nach all dem Kierkegaard und Tacitus wäre so ein kleiner Flirt bestimmt ganz nett! Ich hatte mich doch nicht das ganze Jahr so ins Zeug gelegt, nur um dann brav zu Hause bei meinen Eltern zu sitzen.
Meine Freundin hatte mich gerade wegen eines Medizinstudenten aus Rom verlassen. Ich verstand sie, er war ein durchtrainierter Kerl, der sich im Sommer das Surfbrett unter den Arm klemmte und sich dann in die Fluten stürzte, um auf den Wellen zu reiten. Sie stand auf solche Typen. Ich baute höchstens Sandburgen oder lud sie zum Billardspielen ein.
Apropos Billard: Im letzten Jahr war ich in Silvi Marina gewesen, einem Badeort in den Abruzzen, wo ich mit einem Mädchen, das dort mit seinen Eltern Urlaub machte, ein Billardturnier organisiert hatte. Aber jedes Mal, wenn wir eine Partie spielten, ließ es mich mittendrin einfach stehen. Ich fing schon an zu grübeln: Liegt es etwa daran, dass ich so oft mit dem Queue danebentreffe?
Ach was, die Kleine gab sich nur deswegen mit mir ab, weil sie von diesem strategisch günstigen Punkt zwischen den Umkleidekabinen und der Bar besser den muskelbepackten Schönling aus Bologna anvisieren konnte, der Beachvolleyball spielte. Sobald der seine Partie beendet hatte, warf sie sich ihm an den Hals. Wie ich sie dafür hasste. Da ich allein rumstand und nicht wusste, was ich tun sollte und den spöttischen Blick der Frau an der Kasse nicht ertrug, warf ich eine Münze in die Jukebox und sah zu, wie der mechanische Arm in Gang gesetzt wurde. Wie sehr ich diese Bewegung liebte! Und wie sehr hätte ich mir gewünscht, das Mädchen käme auf der Stelle zu mir zurück. Hätte es sich entschuldigt, hätte ich ihm verziehen und es zum Tanzen aufgefordert. Eines Morgens, die Jukebox spielte gerade Ti amo von Umberto Tozzi, lief es an mir vorbei und warf die Haare von links nach rechts. Später fand ich heraus, dass das sein Zeichen war, das es mit dem Sohn des Bademeisters vereinbart hatte. Der also auch noch! Und ich hatte mein ganzes Herz in diesem Arm gelegt, der sich in die richtige Rille einfädelte und elegant die gewünschte Single herausholte. Ach was! Sie dachte nur an Adamo, den Sohn des Bademeisters!
Und ich blieb dort stehen, mit verlorenem Blick, starrte die vergilbten Vorhänge an
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