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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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entschieden hast, mit dir dort zu sein.«
    Ich wende den Blick ab. »Ich weiß nicht.«
    Plötzlich macht sie einen Schritt auf mich zu und fasst meinen Ellbogen. Ihre Berührung, Haut auf Haut, schickt einen Stromstoß durch meinen ganzen Körper. »Ist es so schwer, mich zu mögen?«, flüstert sie und sucht meinen Blick. »Ist es wirklich so schwer?«
    Ich sage nichts.
    »Kannst du nicht einfach so tun, kannst du nicht wenigstens eine Maske aufsetzen?« Und irgendwas an diesen Worten oder vielleicht an der Art, wie sie sie sagt, lässt mich sie ansehen, länger als ich je jemanden angesehen habe, mit Ausnahme meines Vaters. »Denn du brichst mir wirklich das Herz.«
    »Es ist nicht wegen dir …«
    »Tu einfach so, als ob du mich wirklich mögen würdest«, flüstert sie. »Den Schwung meiner Lippen, meine weiche Haut, den Geruch meines Atems, die Farbe meiner Augen. Und tu so, als könntest du sogar durch all das, meine ganze oberflächliche Erscheinung, hindurchsehen, weil du mich besser kennst. Mein verborgenes Ich. Und trotzdem fühlst du dich zu mir hingezogen, sogar noch stärker. Stell dir vor, es gäbe in diesem Augenblick nur mich, so wie ich vor dir stehe, niemanden sonst auf der Welt. Keine anderen Jäger, keine Institutsmitarbeiter, keine Hepra. Nicht einmal den Mond, die Sterne und die Berge. Du hast dich so lange nach mir gesehnt und hier stehe ich direkt vor dir. Tu so, als ob das alles so wäre, nur für eine Nacht.« Sie legt ihre freie Hand in meinen Nacken und zieht mich an sich. Wir sind nur noch Zentimeter voneinander entfernt, eine Brise weht mir eine Haarsträhne in die Augen. Sie hebt die Hand, streicht die Strähne beiseite und fährt mit den Fingern sanft über meinen Kopf, mein Ohr und meinen Hals.
    Nachdem ich mich jahrelang angestrengt habe, mein Herz einzufrieren und meine Gefühle für sie abzutöten, ist dies die erste sympathische, ehrliche Berührung nach Jahren des Alleinseins und der Einsamkeit. Sie löst irgendwas in mir aus, ein inneres Beben, einen Ausbruch von etwas, das nur geschlummert hat. Ihr Blick hält meinen fest und ich spüre ihn so greifbar wie ihre Hand auf meinem Ellbogen, nur tiefer, bohrender. Ich spüre das Drängen von Gefühlen, die ich lange tot geglaubt habe, ein festes Knäuel, das sich in mir entwirrt.
    »Bitte«, fleht sie. »Begleite mich.«
    Und ich überrasche mich selbst, indem ich nicke. Sie zittert vor Entzücken, als sie meinen Ellbogen fester packt und ihre schlanken Armmuskeln anspannt und wieder löst. Ich fasse ihren Ellbogen, wie es die Etikette für eine angenommene Einladung vorschreibt.
    Sie legt den Kopf zurück und schließt mit flatternden Lidern die Augen, den Mund leicht geöffnet. Doch dann kräuselt sich ihre Oberlippe wie zu einem zittrigen Knurren, sodass ihre beiden Reißzähne hervorlugen, feucht, weiß und rasiermesserscharf.
    Wie konnte ich es vergessen, warum habe ich in einem Moment der Schwäche nachgegeben? Ich darf nie vergessen, dass ihre Schönheit mit Gift überzogen ist, dass ihre Lippen zwei Reihen von Messern verbergen, dass ihr Herz von einem messerscharfen Brustkorb eingefasst ist. Sie ist unmöglich für mich, unberührbar, unerreichbar.
    Ich packe ihren Ellbogen fester, drücke meine Finger wütend und verächtlich in ihr blutleeres Fleisch. Aber sie missversteht die Heftigkeit meiner Gefühle, hebt ihr Gesicht zum nächtlichen Himmel und zittert noch leidenschaftlicher. Und mir wird auf der anderen Seite der Maske klar, wie leicht es ist, Abscheu mit Begehren zu verwechseln.
    Im ersten Morgengrauen bringe ich Ashley June zurück zu ihrem Zimmer. Wir verabreden, uns am nächsten Abend nach der Dämmerung zu treffen – sie will sich in der Bibliothek umziehen, damit wir gemeinsam, Arm in Arm, zu dem Festbankett erscheinen können. »Es wird absolut fantastisch«, schwärmt sie, als ich mich verabschiede.
    Ich gehe zurück zur Bibliothek. Wenige Minuten später schließen sich die Fensterläden. Ich warte zur Sicherheit noch ein wenig länger, bevor ich das Gebäude verlasse. Ich habe Durst und muss mich wieder waschen. Als ich unter den sich aufhellenden Himmel trete, blicke ich zum Hauptgebäude, um mich zu vergewissern, dass alle Läden geschlossen sind. Dann mache ich mich im Eiltempo auf den Weg zur Kuppel. Diesmal habe ich drei leere Plastikflaschen dabei, mit einem kurzen Stück Schnur aneinandergebunden und über meine Schulter geworfen. Sie schlagen wahllos gegeneinander, ein hohles Poltern wie von

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