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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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angekommen.«
    »Angekommen?«, frage ich.
    »Komm mit. Dann wirst du es sehen.«
    An der Seite des Umbilicus befindet sich eine an seinem Boden befestigte Klappe, die sich ganz öffnen lässt. Jacob späht in den Kasten und nimmt einen großen Plastikbehälter heraus, der mir bekannt vorkommt. Ich rieche Kartoffeln und Nudeln.
    »Frühstück«, sagt David.
    Das grüne Licht hört auf zu blinken und springt auf Rot.
    Neugierig bücke ich mich und stecke den Kopf in die Öffnung. Ein langer, schmaler Tunnel, nicht breiter als mein Kopf, verläuft unterirdisch bis zum Institut. Das andere Ende dieses Tunnels – oder Umbilicus – habe ich in der Küche gesehen.
    »So bekommen wir unser Essen«, sagt Jacob. »Wenn wir fertig sind, schicken wir das dreckige Geschirr direkt zurück. Hin und wieder schicken sie uns neue Kleidung, manchmal, wenn einer von uns Geburtstag hat, auch kleine Geschenke: einen Geburtstagskuchen, Papier, Buntstifte, Bücher, Brettspiele.«
    »Warum ist er so weit von allem anderen weg?« Ich schätze die Entfernung. »Er befindet sich außerhalb der Kuppel, oder? Wenn sie hochgeht, ist der Umbilicus jenseits der Glaswand, richtig?«
    Sie nicken. »Das ist Absicht. Sie hatten Angst, dass eine kleine Person versuchen könnte, sich durch den Tunnel zu zwängen, um an uns ranzukommen. Nachts, versteht sich. Also haben sie die Öffnung des Umbilicus außerhalb der Kuppel gelegt. So würde eine kleine Person, die nachts durch den Tunnel robbt, am Ende trotzdem vor der Glaswand landen.«
    »Und tagsüber würde es nie jemand wagen«, sagt Ben. »Aus offensichtlichen Gründen.«
    »In letzter Zeit haben sie uns Lehrbücher geschickt«, fügt das Hepra namens David hinzu. »Bücher über Selbstverteidigung und Kriegskunst. Wir kapieren nicht, was das soll. Und vor ein paar Monaten haben sie nachts Speere, Dolche und Messer direkt vor die Kuppel gelegt, damit wir sie am Morgen einsammeln. Wir haben ein bisschen damit gespielt – Sissy ist mittlerweile ziemlich gut mit den fliegenden Dolchen –, aber wir wissen nicht genau, warum man sie uns gegeben hat. Ich meine, es gibt hier sowieso kein Wild zu jagen.«
    »Und gestern haben wir dann diese Metallkoffer bekommen«, geht Ben eifrig dazwischen. »Fünf Stück, einen für jeden von uns. Aber in dem Brief stand, wir sollten sie erst öffnen, wenn wir benachrichtigt werden. Deshalb hat Sissy uns verboten, sie anzurühren.«
    Ich sehe das Mädchen an.
    »Ich weiß nicht, wofür sie sind«, sagt Sissy. »Du?«
    Ich blicke zu Boden. »Keine Ahnung.«
    »Jedenfalls haben wir jetzt all diese Waffen«, plappert Ben zum Glück munter weiter. »Wir haben trainiert, zumindest mit den Speeren, Äxten und Dolchen. Sissy ist die Beste, aber uns sind die Ziele ausgegangen.«
    »Bis du vorbeigekommen bist.«
    Auch ohne mich umzudrehen, weiß ich, dass es das Hepra namens Epap gewesen sein muss.
    »Warum bist du überhaupt hergekommen?«, fährt es fort. Ich drehe mich um. Sein Ausdruck ist unverkennbar feindselig und misstrauisch. Diese Hepra sind wie ein offenes Buch, nackte Gefühle stehen ihnen ins Gesicht geschrieben.
    »Er ist wegen des Wassers gekommen«, sagt Sissy, ehe ich antworten kann. »Lass ihn in Ruhe.«
    Das Epap-Hepra geht um mich herum, bis es direkt vor mir steht. Von Nahem sieht es noch schlaksiger aus. »Bevor wir ihm unser Essen geben«, sagt es, »bevor wir ihn herumführen, als wäre er ein niedliches Hündchen, das sich verlaufen hat, muss er erst mal ein paar Fragen beantworten.«
    Niemand sagt etwas.
    »Zum Beispiel, wie er da draußen so lange überlebt hat. Wie er es überlebt hat, so lange mit ihnen zusammenzuleben. Und was genau macht er hier eigentlich? Er sollte langsam mal den Mund aufmachen.«
    Ich sehe das Hepra-Mädchen an. »Was hat es für ein Problem?«, frage ich und zeige auf Epap.
    Das Hepra-Mädchen schaut mich verblüfft an, dann tritt es auf mich zu, holt aus und verpasst mir, ehe ich mich versehe, eine schallende Ohrfeige.
    »Hey …«
    »Tu das nicht noch einmal.«
    »Was?«, frage ich und fasse mir an die Wange. Kein Blut, nur die brennende Demütigung.
    »Nenn ihn nicht es. Er ist keine Sache.« Sie bückt sich und packt eine Handvoll Erde. »Der Boden ist eine Sache. Der Baum da drüben ist eine Sache. Gemüse und Obst sind es. Ein Gebäude ist ein Es. Aber nenn uns nicht es, das ist eine Beleidigung. Was ist eigentlich dein Problem? Was macht dich so groß und mächtig? Wenn du denkst, wir wären eine Gruppe von Es,

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