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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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Handgelenk. »Du bist das, was wir Plan B nennen würden.«
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen folgen kann.«
    »Wie schade. Wo du doch bisher so gut warst.« Der Direktor schnaubt. »Du bist offensichtlich wie alle anderen, denen man immer alles vorbuchstabieren muss. Soeben habe ich eine weitere Anweisung erhalten. Bezüglich euch beiden. Du bist der Plan B. Falls Plan A – er – scheitert, falls er nicht funktioniert, bist du das Sicherheitsnetz. Wenn während der Jagd irgendwas schiefläuft, wenn er die Erwartungen nicht erfüllt oder außer Gefecht gesetzt wird, sollst du die Jagd gewinnen. Du bist die Versicherung, die zweite Besetzung für den Sieger.«
    »Ich glaube nicht, dass das funktioniert.«
    »Aber natürlich wird es funktionieren!«, sagt er und milde Verärgerung kriecht in seine Stimme. »Du hast alles, was er auch zu bieten hat. Du bist intelligent – obwohl ich da langsam meine Zweifel bekomme; redegewandt – vielleicht ein wenig zu sehr, für meinen Geschmack; und sehr kenntnisreich, was Hepra betrifft. Man hat mir von dir erzählt, kleines Mädchen, von all den Hepra-Clubs und -Gesellschaften, in denen du dich im Laufe der Jahre engagiert hast. Dein Hepra-Wissen wird bei den Interviews nach der Jagd und dergleichen sehr nützlich sein. Außerdem bietest du einen gefälligen Anblick. Vor der Kamera und auf Fotos würdest du bestimmt gut aussehen. Dein hübsches Gesicht wäre ein Hingucker für den Titel eines jeden Instant-Bestsellers. Ja, ich sehe es vor mir.«
    »Sie müssen den größeren Zusammenhang der Jagd bedenken«, sagt Ashley June mit stählerner Stimme.
    »Ich muss was bedenken …?«
    Ashley June bleibt stumm: das Schweigen des Bedauerns.
    »Du glaubst, du wüsstest es besser als ich?« Die Worte prasseln auf sie ein wie Kugeln aus einer Schrotflinte, triefend vor Verachtung. »Sag mir nicht, was ich denken muss, kleines Mädchen.«
    Der Direktor schließt die Lider, seine langen Wimpern verschränken sich anmutig. Und damit sinkt die Temperatur in der ohnehin kühlen Bibliothek auf einen Tiefpunkt. Strahlen des Mondlichts gefrieren zu Säulen aus durchsichtigem grauen Eis. Ich werfe Ashley June einen Blick zu. Sie weiß, dass sie eine Grenze überschritten hat – sie ist noch blasser als vorher, ihre Lider flattern.
    Der Direktor öffnet die Augen und blickt auf die Aktenkoffer. »Einer von euch beiden muss die Jagd gewinnen, damit der Plan erfolgreich ist. Das wolltest du mir doch sagen, oder nicht, kleines Mädchen? Bitte. Erdreiste dich nicht, deine fantasielosen Ideen mit mir zu teilen, denn das wusste ich bereits. Damit ihr die Titelblätter von Zeitschriften zieren, in Talkshows auftreten und in aller Munde sein könnt, muss einer von euch gewinnen. Denn, ja, ich weiß sehr wohl, dass es andere Jäger gibt, von denen viele nicht nur sehr viel begieriger sind zu gewinnen, sondern auch ungleich tauglicher.«
    Er drückt auf einen Knopf und der Aktenkoffer schnappt auf. Er dreht ihn um, damit wir den Inhalt betrachten können, und öffnet auch den zweiten Koffer. In beiden befindet sich ein FLUN . Der Direktor nimmt einen von ihnen heraus. »Niemand weiß, was dort draußen in das Weite während der Jagd wirklich passiert, wie schmutzig es dort zugeht. Zum einen ist die Jagd nie auf Video aufgezeichnet worden, Videokameras sind zu schwer. Außerdem würden die Kameramänner sie einfach wegwerfen und sich, unfähig zu widerstehen, der Jagd anschließen. Und eigentlich will auch niemand genau wissen, wie … unsportlich es zugeht. Jäger sollen … nun ja, schmutzige Tricks angewandt haben. Dort draußen herrscht das Recht des Stärkeren, und je bestialischer es zugeht, desto interessanter wird es sein, später darüber zu lesen. Setzt die FLUN s gegen die anderen Jäger ein. Irgendwo in das Weite, fern vom Institut. Alle werden glauben, dass es die Hepra waren. Ein FLUN für jeden von euch, drei Schuss pro FLUN . Das sollte reichen, oder?«
    »Und was, wenn wir alle anderen Jäger ausgeschaltet haben?«, fragt Ashley June leise, aber keineswegs schüchtern. »Und nur noch wir beide übrig sind? Was sollen wir dann machen?«
    Der Direktor reagiert unerwartet heftig. Er hält die Hände gekreuzt und kratzt tiefe weiße Linien in die weichen Innenseiten seiner Handgelenke, sein Kopf schnellt nach hinten wie ein horizontaler Springstock. »Was kümmert mich das?« Funken des Wahnsinns blitzen in seinen Augen. »Was kümmert es mich, solange einer von euch beiden gewinnt?

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