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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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frage ich. »Er hätte diese ganze komplizierte Flucht für euch geplant? Willst du wissen, was ich dazu denke? Das Boot war nicht für euch gedacht, es war für ihn und nur für ihn. Es war sein Fluchtfahrzeug. Er war bloß nicht schlau genug, es zu finden. Oder vielleicht hat er es gebaut und wurde zur Strecke gebracht, bevor er fliehen konnte.«
    Sissy starrt erst die Stöcke und dann mich an. »Du irrst dich. Der Forscher hat uns beinahe täglich versprochen, dass er uns eines Tages aus der Kuppel wegführen würde. Er sprach von einem wundervollen Ort, an dem es keine Bedrohung und keine Angst gibt, sondern Geborgenheit und Wärme inmitten zahlloser anderer Menschen. Das Land von Milch und Honig, Obst und Sonnenschein. So hat er es genannt. Manchmal auch das Gelobte Land. Und wenn er von Flucht sprach, dann immer von unserer Flucht.«
    »Das war ein großes Versprechen.«
    Sie presst die Lippen aufeinander. »Das war es. Aber es war das, was wir brauchten. Du musst das verstehen – wir sind alle in der Kuppel geboren worden. Und wir haben ehrlich gedacht, dass wir dort nach einem langen harten Leben in Gefangenschaft auch sterben würden. Es war eine elende Existenz. Dann tauchte wie aus dem Nichts der Forscher auf. Und mit diesem einen Versprechen hat er unsere Aussichten, unser Leben verändert. Er hat uns Hoffnung gegeben. Die Jungen – vor allem Jacob – waren wie verwandelt.Das macht die Hoffnung mit einem.« Sie lächelt. »Wir wissen nicht einmal, wie Milch und Honig aussehen oder schmecken.«
    »Du legst ziemlich viel Vertrauen in das Versprechen eines Mannes.«
    Sie sieht mich an. »Du kennst ihn nicht so wie wir.«
    Ihre Worte reißen eine tiefe Wunde, und ich zucke beinahe zusammen. Aber ich kann mich beherrschen. Durch lebenslanges Training wird man zum Meister im Verbergen von Gefühlen.
    »Willst du ihn nicht finden?«, fragt sie. »Bist du kein bisschen neugierig, wohin er gegangen sein könnte?«
    Die Stöcke in meinen Händen stehen still. In Wahrheit habe ich über kaum etwas anderes nachgedacht. Tupfer von Mondlicht, das sich auf dem Wasser spiegelt, wandern über ihr Gesicht.
    »Sag es mir, Gene«, flüstert sie und sieht mir in die Augen.
    Ich zögere, ihre Worte, Du kennst ihn nicht so wie wir, hallen mir noch in den Ohren wider. Ich könnte ihr einiges erzählen. Der Mann, den sie als den Forscher kennen, ist derselbe Mann, den ich Vater genannt habe, der mit mir gelebt, gespielt, geredet, die Metropolis erkundet und mir Geschichten erzählt hat. Ich weiß, dass seine verhärtete Miene im Schlaf von ihm abfiel und das Gesicht eines kleinen Jungen entblößte, dass er leise schnarchte, während seine gewaltige Brust sich hob und senkte und seine Hände schlaff neben seinem Körper lagen. Dass er mich mit der Liebeeines Vaters geliebt hat und dass diese Bindung stärker ist als jede andere.
    Stattdessen reibe ich wieder die Stöcke aneinander.
    »Du trägst die Last der Welt auf deinen Schultern, Gene«, sagt sie leise.
    Ich verschränke die Beine und sage nichts.
    »Geheimnisse«, flüstert sie, »fressen dich von innen auf.« Sie steht auf und geht zu den anderen.
    Später am Tag hört es auf zu regnen. Die Sonne bricht durch eine Lücke zwischen den Wolken, und die Jungen jubeln laut. Jacob erklärt, dass nun alles perfekt sei: Jetzt hätten sie es mit Sonne und Tempo zu tun. »Da guckt ihr blöd, ihr Jäger! Fresst meinen Staub!« Ihr Lachen steigt zum blauer werdenden Himmel auf.
    Aber ich kann ihre Freude nicht teilen. Denn jeder Zentimeter Vorsprung vor den Jägern verbreitert auch die Kluft zwischen Ashley June und mir.
    Ihr Bild ist mir in den letzten Tagen immer wieder vor Augen getreten, unangekündigt in willkürlichen Objekten, den Umrissen von Wolken oder den Konturen der stetig näher rückenden Berge im Osten. Mit jeder Sekunde, die verstreicht, jeder Welle in unserem Kielwasser spüre ich, wie sich die Schlinge um ihren Hals fester zieht, und die Schuld nagt an mir. Sie ist allein im Hepra-Institut zurückgeblieben, nachdem sie sich für mich geopfert und auf mich und eine Rettung gewartet hat, die ich nicht bewerkstelligen konnte. Inzwischen muss ihr klar sein, dass ich nicht zurückkomme, dass ich sie im Stich gelassen habe.
    Die Jungen johlen, Ausgelassenheit schimmert und leuchtet durch ihre Worte. Ihre Rufe gelten dem Forscher und dem Gelobten Land.
    Ich höre trappelnde Schritte auf den Planken. Es ist Ben.
    »Komm raus zu uns, Gene!«, sagt er mit einem breiten

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