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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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den Punkt, wo er in der Ferne mit dem dunklen Horizont verschmilzt. Ich weiß nicht, was vor uns liegt, und diese Ungewissheit macht mich taub vor Angst. Ein Regentropfen landet auf meiner Stirn, dann noch einer und noch einer, bis der Regen in kleinen Bächen über meinen Hals und meine mit Gänsehaut überzogenen Arme rinnt. Ich blicke auf. Dunkle angeschwollene Wolken verschieben sich und reißen auf. Regen prasselt wie ein dicker Vorhang von einem Himmel, so schwarz wie ein Krähenschwarm um Mitternacht.
    Die Jagd hat gerade erst begonnen. Die Jagd wird niemals enden.

2
    Wir kauern uns in der Kabine zusammen, wo wir vor dem Regen einigermaßen geschützt sind. Unsere durchweichten Kleider kleben an unseren dürren Gerippen und hohlen Bäuchen wie fleckige ledrige Haut. Immer wieder öffnet irgendjemand getrieben von der Unlogik des Hungers den Beutel mit den Nahrungsvorräten und stellt (erneut) fest, dass er leer ist. Sämtliche Beeren und das verkohlte Kaninchen sind längst aufgezehrt.
    Mit den heftigen Regenfällen ist auch die Strömung des Flusses stärker geworden. Wir wechseln uns bei der Steuerung des Bootes in immer kürzeren Schichten ab, weil unsere Kraft schnell erschöpft ist. Sissy und ich arbeiten gemeinsam. Nach zwei Stunden übernehmen Epap und Jacob, und wir beide brechen ausgelaugt in der Kabine zusammen.
    Ich bin am Ende meiner Kraft, kann aber nicht schlafen. Wind peitscht über den Fluss und wühlt seine von prasselnden Regentropfen gesprenkelte Oberfläche weiter auf. Ich reibe mir das Gesicht, um meine Wangen zu wärmen. Sissyliegt auf der anderen Seite der Kabine auf dem Boden, die Augen geschlossen, den Kopf auf ihre gefalteten Hände gebettet. Im Schlaf wirkt ihr Gesicht entspannt und weich, doch ihre Züge sind klar ausgeprägt.
    »Du starrst mich schon minutenlang an«, flüstert sie, ohne die Augen zu öffnen. Ich zucke zusammen. Sie verzieht die Lippen zu einem blassen Lächeln. »Weck mich beim nächsten Mal einfach. Mit deinem Blick könntest du Löcher in Stahlwände brennen.«
    Ich kratze mich am Handgelenk.
    Sie öffnet träge die Augen und richtet sich auf. Dicke braune Haarsträhnen fallen ihr ins Gesicht, zerwühlt wie die Decke, die sie behutsam über Ben breitet, der neben ihr leise schnarcht. Gähnend streckt sie die Arme über den Kopf und dehnt ihren Rücken. Dann geht sie um einen Stapel mit Stöcken, die wir mit an Bord gebracht haben, und hockt sich mir gegenüber auf den Boden.
    »Die Strömung ist stark«, sage ich. »Vielleicht zu stark. Ich mache mir Sorgen.«
    »Nein, das ist gut. Es bedeutet mehr Abstand zwischen uns und ihnen.«
    Erst wenige Tage sind vergangen, seit wir aus dem Hepra-Institut geflohen sind, gejagt von einer Meute voller Heißhunger auf unser Fleisch und Blut. Zu Hunderten strömten von Mordlust getriebene Bankettgäste aus dem Institut. Gegen diese Horde hatten wir sechs praktisch keine Überlebenschance. Unsere einzige brüchige Hoffnung war dasTagebuch des Forschers, eine Kladde voller kryptischer Notizen, in der die Möglichkeit einer Flucht per Boot über den Fluss angedeutet wurde. Den Fluss haben wir mit Glück gefunden, durch ein noch größeres Wunder auch das Boot. Doch den Grund, warum uns der Forscher flussabwärts geschickt hat, haben wir noch nicht entdeckt.
    »Außerdem bedeutet es weniger Abstand zwischen uns und ihm«, sagt Sissy, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Sie sieht mich mit festem Blick und sanften, wissenden Augen an. Ich wende mich ab.
    Als ich gestern auf Epaps Porträt meines Vaters stieß, habe ich das Gesicht meines Vaters zum ersten Mal seit Jahren wiedergesehen: die tief liegenden Augen, das kräftige kantige Kinn, die schmalen Lippen, die steinerne Miene, die selbst auf der Zeichnung eine tiefe Würde und Traurigkeit ahnen lässt.
    Ich denke an die Geheimnisse, die diese Augen bewahrt haben, die Pläne, von denen nie ein Wort über diese Lippen gekommen ist. An jenem allerletzten Tag war mein Vater heftig schwitzend und leichenblass nach Hause gekommen. Ich sah die beiden punktgroßen Wunden an seinem Hals. Solche Mühe hatte er sich gegeben, seine Verwandlung vorzutäuschen. Als er kurz vor Sonnenaufgang nach draußen rannte, dachte ich, er liefe in seinen Tod, um mich zu retten.
    Während er aber nur seiner Freiheit entgegenlief und mich tötete.
    Ich nehme zwei Stöcke von dem Stapel und reibe sie aneinander, als würde ich Messer wetzen. »Du glaubst, er hätte das Boot für euch dagelassen?«,

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