Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
Vom Netzwerk:
auf, Epap! Was bedeutet er dir? Warum machst du … Ach, vergiss es!« Er reißt sich von ihr los. »Wenn ihr gemeinsam hungern wollt, nur zu. Aber falls wir krank werden oder verhungern, ist es euretwegen, vergesst das nicht.«
    »Schluss mit dem Melodrama, Epap!« Sissy atmet schwer.
    Wortlos wendet er den Blick ab. Dann springt er plötzlich auf mich zu und reißt mich um, sodass wir hart auf die Planken schlagen, die von dem Aufprall hohl nachhallen.
    Unter mir rumpelt es, als hätte ich irgendwas unter dem Boot losgetreten.
    Epap schwingt sich fluchend auf mich, und ich kann nur versuchen, seine Schläge abzuwehren. Schließlich zerrt Sissy ihn mit hochrotem Gesicht von mir herunter.
    »Wir haben auch so schon genug am Hals!«, ruft sie. »Wir müssen uns darauf konzentrieren, sie zu bekämpfen und nicht uns gegenseitig!«
    Epap wendet sich abrupt ab und starrt zum Ufer. Keuchend fährt er sich mit der Hand durchs Haar, doch ich beachte ihn gar nicht. Meine ganze Aufmerksamkeit gilt dem Deck unter mir. Ich klopfe, und wieder ertönt ein hohler Widerhall. Als ich einen Meter weiter links auf das Deck klopfe, klingt es ganz anders.
    »Was ist?«, fragt David, und nun drehen sich alle zu mir um.
    Ich klopfe mit aller Kraft auf das Deck und höre wieder dieses Geräusch, als ob sich etwas gelöst hätte, das unter dem Boot vor unerwünschten Blicken verborgen war. Mein Hals schnürt sich zu, als mir etwas klar wird.
    »Gene?«, fragt Sissy. »Was ist los?«
    Ich sehe sie beklommen an.
    »Gene?«
    »Ich glaube, da ist irgendwas unter dem Boot«, sage ich,und nun starren mich alle entgeistert an. »Es war schon die ganze Zeit direkt vor unserer Nase.«
    Ben betrachtet verwirrt das Deck. »Wo? Ich seh nichts.«
    »Der einzige Ort, auf den ein Jäger nicht kommen und wo er sich nie trauen würde nachzusehen«, sage ich. »Unter Wasser.«
    In den Fluss zu tauchen ist wie ein Sprung durch einen Spiegel und in etwa so angenehm; Scherben der Kälte ritzen und schneiden in meine nackte Haut. Meine Lungen ziehen sich auf die Größe von Murmeln zusammen. Ich tauche auf und schnappe nach Luft. Die Strömung ist gewaltig. Das Seil, das ich mir für den unwahrscheinlichen – oder, wie mir klar wird, doch nicht so unwahrscheinlichen – Fall, dass ich abgetrieben werde, um meine Brust gebunden habe, bietet wenig Halt. Unverzüglich klammere ich mich an die Längsseite des Bootes. Ich gebe mir ein paar Sekunden, um mich an die Kälte zu gewöhnen, dann tauche ich unter.
    Ich schiebe meine Finger zwischen die Holzplanken, um mich festzuhalten. Meine Beine werden von der Strömung erfasst und flattern parallel zum Boot wie eine Fahne im Wind. Sonnenstrahlen dringen durch die Planken, schmale Lichtleisten erhellen das trübe Wasser. Hier unten ist es unheimlich still, man hört nur ein tiefes klagendes Summen, hin und wieder unterbrochen von einem Zischen. Meine Blicke schießen umher, um irgendetwas Außergewöhnliches zu entdecken.
    Da. Ein Fach, das genau in der Mitte des Bootes aus dem Rumpf ragt. Vorsichtig lasse ich mich bis dorthin treiben und schlinge dankbar für den Halt meine Arme darum. An der Unterseite befindet sich ein verrosteter Metallriegel, der sich zunächst nicht bewegen lässt. Erst als ich mit aller Kraft daran reiße, klappt der Deckel des Faches nach unten auf.
    Eine große Steinplatte fällt heraus und trifft mich am Hinterkopf. Vor Schmerz leicht benommen und kurz orientierungslos, packe ich blind nach der Tafel, als sie an meinem Körper hinabgleitet, doch zu spät. Sie rutscht an meinen Beinen hinunter, prallt gegen mein linkes Schienenbein und versinkt in den trüben Tiefen.
    Mit berstenden Lungen mache ich eine Unterwasserwende, bis ich die Unterseite des Bootes unter den Füßen spüre. Jetzt oder nie. Ich habe nur eine Chance, nach der Tafel zu tauchen, ehe sie endgültig versinkt. Ich stoße mich ab und schieße hinab in die Dunkelheit und die Kälte.
    Kurz bevor das Seil um meinen Körper spannt, berühren meine Fingerspitzen den Stein. Ich packe ihn und werde dann wie von einem Bungeeseil mit solcher Wucht zurückgerissen, dass mir die Tafel beinahe wieder aus den Händen gleitet. Ich drücke sie an meine nackte Brust und spüre Rillen eingravierter Buchstaben.
    Mit schäumender Gischt tauche ich auf, mein Körper reduziert auf einen riesigen Mund, der gierig nach Luft schnappt. Epap und David sehen die Tafel und lösen sie ausmeinen erschöpften Armen. Ich bleibe im Wasser zurück und klammere

Weitere Kostenlose Bücher