Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Dallith beugte sich über den Körper des Mekhar. Dane dachte einen Augenblick lang, sie würde weinen, aber sie hob ein weißes, tränenloses Gesicht zu ihm empor. »Das war ein Jäger?«
    »Das«, antwortete Dane grimmig, »war ein Jäger, Gott steh uns bei.« Rianna beugte sich über Cliffs blutüberströmten Körper. Tränen fielen auf sein mattes Fell, als sie sanft seine starren gelben Augen zudrückte.
    »Sein Kapitän wünschte ihm ein ehrenhaftes Entkommen oder einen blutigen und ehrenhaften Tod«, flüsterte sie. »Nun, er hat es bekommen. Ruhe in Frieden, Freund.«
    Dane schaute auf den Körper ihres toten Verbündeten hinunter, und seine Gedanken waren bitter. »Willst du allen Ruhm für dich?« hatte der Mekhar gefragt, und statt dessen hatte er den Tod gefunden, war der erste im Sterben. Kopfüber war er in den Tod gerannt. »Das hätte eigentlich ich sein sollen«, sagte Dane laut. Aber es war keine Zeit zu klagen, nicht einmal Zeit, ihren toten Freund zu begraben.
    Auf diesem Berghang sind wir wie lahme Enten, wenn der Jäger irgendwelche Freunde in der Nähe hat, dachte Dane, und grimmig befahl er weiterzugehen. Rianna protestierte schluchzend und er sagte freundlich: »Wir tun ihm keinen Gefallen, wenn wir uns mit ihm töten lassen, Rianna. Laß uns hoffen, daß der Jäger für heute sein Jagdlimit erreicht hat und nicht in der nächsten Sekunde zurückkommt.«
    Aratak fügte hinzu, während er Rianna freundlich am Arm nahm und sie wegführte: »Er ist jetzt vereint mit aller Weisheit, Rianna – oder anders, er ist Staub, der zum Staub zurückkehrt. Wie auch immer, deine Pflicht gehört jetzt uns, wie unsere dir gehört. Komm, mein Kind.«
    Sie ließ sich von dem riesigen Saurier wegführen, aber sie war immer noch vom Weinen geschüttelt. Dane fühlte sich ebenfalls traurig. Er hatte nicht bemerkt, wie sehr der Mekhar zu einem Teil ihrer Gruppe geworden war. Es war nicht nur die Lücke, die es in ihre Verteidigungsreihen riß, es war Cliff selbst, den er vermissen würde. Sein Mut, seine Fröhlichkeit in der Gefahr – sogar seine nicht zu unterdrückende Arroganz, seine scharfen, offensichtlichen Beleidigungen.
    Einer weniger. Vier übrig, und sie begannen zu ahnen, wie die Jäger waren – und das Bild war nicht angenehm.
    Kann man diese verdammten Dinger überhaupt töten?

13
     
    Das Schlimmste an der Jagd, dachte Dane, war die Art, wie man die Zeit aus den Augen zu verlieren begann.
    Er war nicht sicher, ob es der fünfte oder der sechste Tag der Jagd war. Die Zeit schien in endlosen Abschnitten zu verschwimmen, immer auf Angriffe und Töten gefaßt. Sie waren immer auf der Hut vor dem plötzlichen Auftauchen von irgend jemandem – oder irgend etwas – auf dem Schlachtfeld. Aber seit dem Tod des Klippenkletterers – war es nun drei oder vier oder sogar fünf Tage her? – waren sie auf keinen weiteren Jäger mehr gestoßen oder zumindest von keinem angegriffen worden. Einmal allerdings hatte Dallith sie mit einer rauen Warnung zum Halten gebracht. Sie hatten Deckung im Unterholz gesucht und weit entfernt das Aufeinanderprallen von Stahl und etwas anderem gehört, einen dünnen Todesschrei von irgendwoher. Geduckt, im ansteigenden roten Mondlicht versteckt – oder besser, im Weltlicht von der gewölbten Welt der Jäger über ihnen – warteten sie auf einen Angriff; aber es geschah nichts, und nach einer langen Zeit entspannte sich Dallith und ließ ihre Schleuder zu Boden fallen.
    »Es ist weg«, sagte sie. »Wirklich weg.«
    »Tot?« fragte Rianna, und Dallith seufzte und sagte: »Wie soll ich das wissen?«
    Jetzt, bei Tageslicht, könnt Dane sehen, daß die Jagd bei Dallith die deutlichsten Spuren hinterließ. Sie waren alle sonnenverbrannt und staubig, aber unter ihrer Sonnenbräune sah Dallith jeden Tag ein bißchen bleicher und mitgenommener aus; jeden Tag sanken ihre dunklen Augen tiefer in die Höhlen. Rianna weinte manchmal vor Erschöpfung. Dallith weinte weder, noch beklagte sie sich, aber jeden Tag wirkte sie abgezehrter und hagerer.
    Sie braucht Ruhe, dachte Dane, und ungestörten Schlaf und Befreiung von der Angst.
    Wir alle brauchen das, aber Dallith braucht es am bittersten von uns allen. Sie scheint diese verdammten Dinger sogar im Schlaf spüren zu können, und das hat uns bis jetzt wahrscheinlich alle am Leben erhalten.
    Sie ruhten sich im Schutze der Hügelkette aus, die sie am Fuße der Ruinenstadt von weitem in der ersten Nacht gesehen hatten. Die Stadt lag weit oben

Weitere Kostenlose Bücher