Die Jäger des Roten Mondes
»Erzähl es uns später. Es ist nur noch etwa eine Stunde bis Sonnenuntergang, dann können wir uns ausruhen.«
Sie gingen eine Zeit lang schweigend weiter; plötzlich, als sie aus dem länger werdenden Schatten eines Felsens heraustraten, blieb Dallith, wie von der Tarantel gestochen, stehen und rief ihnen leise zu, sie möchten warten.
Sie standen still und gespannt, wie Rehe, die den Wind wittern, bis sie sagte: »Einer von ihnen ist sehr nahe, und er schleicht … er ist auf einer Fährte … aber ich glaube, er ist hinter jemand anders her … ich kann spüren …«
Sie hielt inne, als in der Nähe ein Aufschrei zu hören war, dann das Geräusch von Metall, das auf Metall prallt. »Sie kämpfen … dort drüben, hinter dem Paß …«
Sie zeigte nach vorn, wo zwei steinerne Säulen sich erhoben und eine schmale, torartige Spalte bildeten. Dane riß hastig sein Schwert heraus.
»Zum Teufel damit! Sie warten nur darauf, ein paar andere arme Deppen zu erledigen, bevor sie auf uns losgehen! Sie wollen uns einen nach dem anderen töten, und wir machen nicht mit, also heben sie sich uns bis zuletzt auf. Laßt uns den Spieß umdrehen, wenn wir können – und damit beginnen, daß wir dem armen Teufel dort drinnen helfen!«
»Du bist verrückt«, zischte Rianna leise, aber Aratak schulterte seine riesige Keule und ging auf die Felsspalte zu.
»Es liegt Weisheit im Zusammenhalten«, sagte er. »Wenn wir rechtzeitig hinkommen, um zu helfen – und wenn wir die Jäger von den Gejagten unterscheiden können.« Er fiel in sein stolperndes Rennen; Dane eilte ihm nach. Dallith stand einen Moment wie erstarrt und rannte dann hinter ihnen her, und Rianna bildete widerstrebend die Nachhut. Aber als er sich seinen Weg durch die Spalte suchte, begann Danes Wut abzukühlen. Vielleicht war es verrückt! Sein ganzes Wesen wehrte sich dagegen, daneben zu stehen und sich nicht einzumischen, während eine Mitkreatur fast in Hörweite zu Tode gequält wurde; aber er setzte auch Arataks Leben aufs Spiel und die Leben der beiden Frauen, um jemandem zu helfen, den sie nicht kannten, dem sie nicht trauen konnten und den sie vielleicht nicht einmal retten konnten, und um jemanden töten zu wollen, der möglicherweise gar nicht getötet werden konnte … Wir müssen immer noch vier oder fünf Tage durchhalten; wir sollten unsere Kräfte schonen, dachte er.
Er drängte sich durch die Spalte und sah auf ein kleines, rundes natürliches Amphitheater unter sich. Hinter ihm stieß Rianna einen leisen Schreckensruf aus.
Einer der Katzenmänner lag offensichtlich tot auf der Seite. Ein anderer, der etwas wie ein europäisches Zweihandschwert schwang, stand einem Spinnenmann gegenüber – von der gleichen Rasse wie der Überlebende der letzten Jagd, wie jener eine, den sie im Wildreservat auf der Welt der Jäger gefeiert und geehrt gesehen hatten. Und jetzt war ihm klar, wie es dem spindeldürren, zerbrechlich aussehenden Wesen gelungen war, allein eine ganze Jagd zu überleben.
Das Spinnenwesen eilte auf vieren seiner eigenartig unterteilten Glieder vor und zurück und vermied dabei geschickt die aufblitzenden Schläge des Katzenmannes, während die anderen vier Glieder … Dane starrte ihn an: ein Arm war immer damit beschäftigt, den kleinen Metallschild zu halten, mit dem er die Angriffe des Mekhar oder des Pseudo-Mekhar parierte. Die anderen drei Glieder wirbelten eine lange, scharfschneidige Lanze, deren Spitze fast die Länge eines Schwertes hatte. Und wenigstens einmal sah Dane, wie die Kreatur den Schild mit unglaublicher Behendigkeit von einem Arm zum andern wechselte. Das Wesen jonglierte mit seinen Waffen!
Und wie tödlich dieser Stil war, merkten sie fast im selben Augenblick. Noch ehe sie ganz aus dem Felsentor herausgetreten waren, sahen sie den Schaft des Speeres herunterschwingen, um den Pseudo-Mekhar hinter den Beinen zu erwischen und ihn zum Straucheln zu bringen. Als er fiel, zielte die Speerspitze schon auf seinen Kopf. Der Löwenmann fing den Schlag mit seinem schweren Schild ab, aber nur mit Mühe, und taumelte auf die Füße. Dann kam der Schaft wieder herab, und diesmal sah Dane das Katzenwesen zusammensacken, als das Holz es in der Körpermitte traf. Das Schild krachte gegen das Zweihandschwert und stieß es zur Seite, und dann schwenkte die Speerspitze herum, und der Löwenkopf rollte plötzlich über den Boden. Der Körper schwankte einen Augenblick – Blut quoll aus dem durchtrennten Hals – und fiel dann zu
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