Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
verstehen konnte, sah er den Mekhar auf die Füße springen, auf der Spitze des Felsens stehen, wo er sich gegen den Himmel abhob und weit sichtbar war für den Neuankömmling.
    Dieser verrückte Mekhar! Er will ihn zum Zweikampf herausfordern! Der Katzenmann hatte nicht angehalten, als er der anderen Katze ansichtig wurde, sondern kam geradewegs den Berg hinunter auf ihn zu. Und dann drehte sich Cliff irrsinnigerweise zu ihnen um und winkte.
    »Es ist in Ordnung«, rief er ihnen zu, und es lag Freude in seiner Stimme. »Er trägt die Barttracht meiner Sippe. Er ist aus meiner Verwandtschaft!« Er sprang vom Felsen hinunter und lief auf den anderen zu, während er ihm etwas zurief, was wie eine rituelle Begrüßung klang: »Heimteiler und Jagdhelfer …«
    Dallith sprang auf die Füße und schrie: »Nein! Nein! Cliff … nein, nein es ist …« Sie umklammerte Danes Arm, ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft in seinen Unterarm. »Halt ihn auf! Hilf ihm! Es ist ein Trick, eine Falle …« Plötzlich bückte sie sich zum Boden herab und legte hastig einen Stein in ihre Schleuder.
    Verwirrt sah Dane den Hügel hinauf und sah, wie der Mekhar mit allen Anzeichen der Freude und des Vertrauens zu dem anderen Mekhar hinaufging und wie die Stahlklauen in der Sonne aufblitzten, als sie nach Cliffs ungeschützter Kehle schlugen. Dann schrie Dane und riß sein Schwert heraus, und Schmutz und kleine Steine spritzten unter seinen Füßen auf, als er ohne Rücksicht den Berg hinaufhetzte und jeden Moment darauf gefaßt war, hinzufallen und sich in seinem eigenen Schwert aufzuspießen. Über sich sah er den Klippenkletterer zurücktaumeln, während Blut aus einer Wunde an seinem Hals strömte, und dann stolpernd im Handgemenge mit seinem Angreifer.
    Von unten kam ein tiefes, rasselndes Gebrüll. Das konnte nur Aratak sein. Dane schrie wieder und kämpfte um sein Gleichgewicht auf dem abschüssigen Hang.
    Die zwei großen Katzen rollten den Berg hinunter auf ihn zu, in tödlichem Kampf ineinander verkeilt, beide in Blut gebadet: Rotes Blut strömte aus Cliffs Kehle und beschmierte die Krallen seines Gegners; die Klauen des Mekhar suchten die Augen, die Weichteile. Aber Cliff wurde schwächer und als Dane keuchend den Felsblock erreichte, hinter den der Mekhar sich geduckt hatte, zitterte der Klippenkletterer plötzlich krampfhaft und lag dann still, während das Blut weiter aus seiner aufgerissenen Kehle sprudelte.
    Der andere Protofeline, der über den Körper geduckt stand, hob die Augen und starrte Dane an. Eine von Cliffs Pranken war immer noch in seinen Kehlbart verkrallt – nein! Gebannt sah Dane, daß die Klauen des toten Mekhar immer noch tief in der Kehle seines Mörders steckten, wie im Todesgriff festgefroren.
    Wenigstens hat er ebenso viel ausgeteilt, wie er einstecken mußte, dachte Dane. Er hat den Bastard mit sich genommen!
    Und dann geschah das Unglaubliche: Der Katzenmann ergriff Cliffs leblose Pfote mit beiden Händen und bäumte sich zurück. Dane sah, wie die steif werdenden Klauen des Mekhar durch den Hals des anderen gezogen wurden. Blut quoll kurz hervor und versiegte dann. Der Katzenmann erhob sich, augenscheinlich unverwundet, und stand Dane in Kampfstellung geduckt gegenüber, als der Erdenmann auf ihn zustürmte.
    Irgend etwas traf den Jäger an der Schulter und wirbelte ihn herum. Es war eines von Dalliths Schleudergeschossen, bemerkte Dane. Und hinter sich hörte er ein solches Krachen und Schmettern von Steinen, daß es nur Aratak sein konnte, der seine enorme Masse den Berg hinaufkämpfte.
    Ein weiterer Stein prallte gegen den Felsen hinter dem Jäger, und einen Augenblick lang zögerte er, während er nach Cliffs Körper griff, als ob er ihn wegtragen wolle. Aber als Dane auf Schlagweite herankam, kehrte die Kreatur um und sprang den Abhang hinauf, in einer Geschwindigkeit, mit der Dane nicht Schritt halten konnte. Er blieb auf dem Gipfel stehen, und ein großer Felsblock löste sich aus seinem Bett und krachte hinunter, so daß Aratak gezwungen war, zur Seite zu springen. Dann verschwand er über den Rand des Berges.
    Dane kletterte schwerfällig weiter, bis er den Gipfel erreicht hatte. Aber, wie er es schon halb erwartet hatte, war Cliffs Mörder nirgends zu sehen.
    Er verschwand auf dieselbe Weise wie der andere. Und er ist diesen Berg mit aufgerissener Kehle hinaufgeklettert!
    Das heißt vermutlich, daß der, den ich getötet habe, auch nicht tot ist …
    Er stieg den Hang wieder hinunter.

Weitere Kostenlose Bücher