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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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über den Klippen, und die abgetragenen und verwitterten Hänge, die hinaufführten, waren mit dunklen Höhlenöffnungen und hohen, verfallenen Treppen und Verbindungswegen übersät.
    Rianna schaute zu den Gebäuden hinauf und sagte: »Ich würde sie gerne eines Tages erforschen. Unter angenehmeren Umständen.«
    »Ich nicht«, meinte Dane. »Wenn wir lebend von diesem verdammten Mond herunterkommen, habe ich für die Dauer von zwei oder drei Leben davon genug.«
    »Du verstehst mich nicht«, sagte Rianna. »Wenn die Jagd hier schon seit Jahrhunderten stattfindet, ist es sogar möglich, daß die Jäger diese Stadt erbaut haben.«
    »Oder, was wahrscheinlicher ist, sie haben die Erbauer, wer auch immer sie waren, gejagt und getötet«, vermutete Aratak. »Und als alle tot waren, konnten sie nicht aufhören zu jagen …«
    »Es sind schon seltsamere Dinge geschehen«, sagte Dane und dachte an die Geschichte der Erde und den langen Irrsinn der Kreuzzüge. Aratak schien am wenigsten von diesen Tagen der Entbehrungen und der Angst gezeichnet zu sein; aber Dane konnte sehen, daß sogar er erschöpft aussah. Er war von Kopf bis Fuß mit grauem Schlamm beschmiert. Da sie schon zu Beginn der Jagd festgestellt hatten, daß in den langen Phasen zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang, wenn sie im Freien lagerten, Arataks Gewohnheit, im Schlaf blau zu glühen, die Jäger auf ihre Spur bringen konnte, hatten sie sich seine Methode, sein indiskretes Leuchten zu kontrollieren, zu eigen gemacht. Glücklicherweise mochte Aratak Schlamm; aber er hatte zugegeben, daß ein großer Unterschied zwischen der angenehmen Wärme von nassem Schlamm und dem Tragen von getrocknetem Schlamm bestand. Nun kratzte er abwesend an dem grauen Geschmier und sagte: »Ich denke mit Vergnügen an die Badebecken des Wildreservates. Ich hoffe, in den Ruinen gibt es irgendwo Wasser. Die Stimme des Eis, mag seine Weisheit ewig dauern, hat einst bemerkt, daß ein Festmahl angenehm für den Hungernden sei, aber daß der wirklich weise Mann, außer wenn er kurz vor dem Verhungern steht, ein Festmahl für ein Bad zurückweist. Leider haben sich nur zu viele seiner göttlichen Weisheiten in der Not der letzten Tage bewahrheitet.«
    »Ich beneide dich um deine Philosophie, Freund«, sagte Dane und zog sich müde auf die Füße. »Ich glaube, wir werden in die Ruinen gehen müssen, um Wasser zu suchen; wir haben noch Nahrung für einen Tag oder so, aber wir brauchen Trinkwasser, und du brauchst ein Bad.«
    »Ich dachte, du seist besorgt, daß wir dort in eine Falle laufen«, entgegnete Rianna.
    »Das bin ich auch. Aber zwischen Sonnenuntergang und Mitternacht könnten wir es riskieren. Der Mond – zur Hölle, es ist ein Mond für uns –, die Welt da oben gibt uns genug Licht, so daß wir unseren Weg gut genug dafür finden können. Aber um Mitternacht sollten wir weit weg sein. Ich nehme an, den Jägern bereitet es eine große Freude, da drinnen Verstecken zu spielen, wenn eines der Beutetiere glaubt, es sei ein guter Ort, um sich zu verbergen.«
    Rianna sah zum Himmel hinauf. »Bald Sonnenuntergang. Gott sei Dank.« Dallith nickte grimmig. »Aber wir sind überfällig für einen Angriff. Ich vermute, sie lieben es, direkt vor Sonnenuntergang anzugreifen, weil dann ihre Beute müde ist vom Herumlaufen und bereit, die Wachsamkeit fallen zu lassen.«
    »Ich glaube, du hast recht«, sagte Dane, »was bedeutet, daß es die beste Zeit ist, unsere Wachsamkeit auf der Höhe zu halten. Nun, laßt uns gehen. Ich würde die Ruinen gerne genau nach Sonnenuntergang erreichen – und vermeiden, daß wir uns den Weg hinein erkämpfen müssen.«
    Tage des Umherziehens, immer auf der Hut vor Angriffen, hatten ihr Anordnung vervollkommnet; aber jedes Mal, wenn sie sich zum Aufbruch formierten, vermißte Dane noch immer Cliffs Wachsamkeit. Nun, als sie den Gipfel eines kleinen Hügels erklommen, sah Dane eine Bewegung unter sich im Unterholz und das Aufblitzen von bräunlichem Gold. Ein Mekhar – oder eine von den katzenähnlichen Gestalten, gegen die sie jetzt schon zweimal gekämpft hatten.
    Er machte den anderen hinter sich ein Zeichen. Sie hielten an und nahmen ihre Verteidigungsstellung ein. Rianna kniete nieder und stützte den Schaft ihres Speeres gegen einen Felsblock hinter sich. Aratak und Dane stellten sich auf beiden Seiten auf. Dallith sprang auf die Spitze des Felsens, die Schleuder schußbereit.
    Der Löwenmann schaute einen Moment zu ihnen herüber, dann drehte er

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