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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ruhig. »Sie verweigert schon seit zehn Essensperioden die Nahrung. Sie ist eine Empathin von Sica Vier.
    Die Leute von dort ziehen es vor zu sterben, wenn sie ihre Welt verlassen müssen. Es wird jetzt nicht mehr lange dauern. Alles, was wir noch für sie tun können, ist, sie in Ruhe zu lassen.«
    Dane sah die rothaarige Frau voller Abscheu an. »Und ihr alle sitzt einfach hier herum und laßt sie verhungern?«
    »Natürlich«, sagte Rianna ungerührt. »Ich sagte Ihnen schon, daß sie immer sterben, wenn sie von ihrer eigenen Welt und ihren eigenen Leuten entfernt sind.«
    »Und es macht Ihnen nichts aus?« stieß Dane leidenschaftlich hervor.
    »Oh, es macht mir etwas aus.« Ihre Stimme war ruhig. »Aber warum sollte ich mich in ihr gewähltes Schicksal einmischen? Manchmal glaube ich, sie ist weiser als wir.«
    Danes Gesicht drückte seinen ganzen Abscheu aus. Er stand mühsam auf und hob das übrig gebliebene Essenspaket auf. Er sagte: »Nun, ich werde nicht hier herumsitzen und zusehen, wie die Frau stirbt, wenn ich etwas dagegen tun kann.« Er ging mit langen Schritten hinüber, wo die Frau lag. Er bebte vor Zorn. Sitzen herum und lassen sie verhungern!
    Sie rührte sich nicht, als er sich ihr näherte, und einen Augenblick lang fragte er sich, ob sie schon tot war oder zu weit weg, als daß er sie noch erreichen konnte. Dane stand für eine kurze Zeit über ihr Lager gebeugt und sah mit Verwunderung auf die Schönheit des Mädchens herab.
    Formlose Gedanken überstürzten sich in seinem Kopf: Das ist es, nach dem ich wahrscheinlich immer auf der Suche gewesen bin, dieses flüchtige Etwas, das ich immer gerade hinter dem nächsten Berggipfel vermutete … hinter der nächsten Welle … am Ende des Regenbogens. Ich wußte nicht, daß es eine Frau sein könnte … oder die Form einer Frau annehmen könnte …
    Und sie liegt hier und stirbt, und wir sind beide hilflos und gefangen. Sehe ich all diese Schönheit in ihr nur, weil es zu spät ist? Wird der unmögliche Traum erst im selben Augenblick real, in dem er für immer verloren geht?
    Mit einer Verwunderung, die jenseits von Schmerz war, stand er reglos da. Das Essenstablett hing vergessen in seiner Hand. Dann machte ihm eine schwache, kaum merkbare Bewegung, ein sanfter Atemzug, bewußt, daß sie noch am Leben war. Und sofort schwanden seine ungeordneten Gedanken über ihre unglaubliche Schönheit zugunsten der harten, praktischen Vernunft. Vergiß das alles! Sie ist nur ein Mädchen, das langsam sterbend hier liegt, aber vielleicht ist sie noch nicht zu weit weg. Verwunderung und Ehrfurcht wurden in einer Welle bloßen menschlichen Mitleids hinweggespült. Er kniete neben ihr nieder und streckte die Hand aus, um sie leicht an der Schulter zu berühren.
    Ehe seine Hand sie erreicht hatte, regte sie sich und wandte sich leicht ihm zu, als ob der Aufruhr seiner Gedanken sie gestört hätte. Ihre Augen, tief unter feinen, dunklen Brauen liegend, öffneten sich.
    Sie war so blaß, daß er irgendwie erwartet hatte, ihre Augen seien blau. Doch sie waren von einem tiefen Rehbraun, die großen Augen eines Waldtieres. Ihre Lippen bewegten sich ein wenig, als ob sie versuchte zu sprechen, aber ihre Stimme war zu schwach, um verstanden zu werden; es war nur ein schwacher Hauch von Protest, von Neugier.
    Er sagte mit freundlicher Stimme: »Hier, ich habe Ihr Essen gebracht. Versuchen Sie zu essen.«
    Ein verneinendes Murmeln.
    »Jetzt hören Sie mal zu«, sagte Dane streng. »Das ist Unsinn. Solange Sie am Leben sind, haben Sie eine Verantwortung für uns alle. Sie müssen Ihre Kraft bewahren für den Fall, daß sich uns eine Möglichkeit zur Flucht bietet oder so etwas. Stellen Sie sich vor, wir würden gerettet oder könnten entfliehen, und Sie wären zu schwach, sich zu bewegen. Wir müßten Sie dann tragen und würden alle wieder gefangen, weil wir anhalten müßten, um Ihnen weiterzuhelfen. Wäre es nicht schrecklich, uns allen so etwas anzutun?«
    Sie bewegte die Lippen wieder, und irgendwie hatte er den Eindruck eines schwachen Lächelns, obwohl die kraftlose Gestalt sich nicht wirklich bewegte. Die Worte kamen so leise, daß Dane sich tief zu ihr hinunterbeugen mußte, um sie zu verstehen.
    »Warum sollte einer von euch … meinen Becher leeren …?«
    »Weil wir alle Menschen sind und alle zusammengehören«, sagte er fest. Aber er fragte sich, ob das stimmte. Keiner von ihnen hatte sich bemüht, das Mädchen am Leben zu halten, und vielleicht war es dieses

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