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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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seine riesige Pranke auf ihre Schulter. »Ruhig, mein Liebes, ruhig. Jede Minute, in der sie nicht angreifen, ist eine Minute, in der wir unsere Kräfte sammeln können. Ich bitte dich, ruh dich aus, soviel du kannst.«
    »Ich glaube, das mache ich auch«, meinte Rianna mit leiser Stimme. »Mein Bein könnte es gebrauchen.« Sie setzte sich nieder, hielt aber vorsorglich den Speer in der Hand.
    Dane sah sich ihr verbundenes Bein an, aber es schien nicht allzu sehr geschwollen zu sein, und sie hatte keine Anzeichen von Fieber. Bald wird alles vorbei sein, und wir können uns ausruhen. Ich frage mich, ob sie die Absicht haben, uns als letzten Leckerbissen vor der Verfinsterung zu erledigen?
    Wir können ihnen sicher nicht standhalten. Es ist die Hoffnung, die weh tut.
    Er ruhte zwischen Dallith und Rianna, das Schwert in der Hand und wachsam, aber sein Körper war entspannt. Was immer jetzt passiert, ich habe sie beide geliebt. Sein Verstand bestand darauf, hinter seinem Rücken darüber zu grinsen. Typisch protosimianisch, jetzt daran zu denken. Noch einmal verfügte sein Verstand über das geätzte und durch Müdigkeit geschärfte Bewußtsein von Realität, das er am ersten Morgen der Jagd gehabt hatte. Er dachte: Welcher Zeitpunkt kannte besser sein?
    Ich dachte mein ganzes Leben lang, ich sei auf der Suche nach Abenteuern, und jetzt, am Rande des Todes, habe ich herausgefunden, was ich wirklich gesucht habe. Ich habe die Realität gesucht – die beiden Realitäten, die man in der Zivilisation des zwanzigsten Jahrhunderts mit ihrer Betonung auf Sex und Grausamkeit anstatt Liebe und Tod nicht mehr findet.
    Und hier habe ich sie gefunden – vielleicht zu spät, aber ich habe die beiden Dinge gefunden, die als einzige es wert sind, daß man mit ihnen fertig wird: Liebe und Tod. Wenn du sie einmal begriffen hast, weißt du, was das Leben ist. Alles andere sind nur Beiläufigkeiten. Liebe – Rianna und Dallith an seiner Seite. Und Aratak.
    Und der Tod – dieser Jäger hinter dem Hügel und alle seine kleinen Brüder in jeder Form und Gestalt. Einen Augenblick lang, halb im Traum, strahlte eine irre Liebe auch dem Jäger entgegen, dem Jäger, der ihn den Tod gelehrt hatte, wie Rianna und Dallith ihn die Liebe gelehrt hatten … Er wußte, es war verrückt, und er versuchte bewußt, die Realität zu erfassen, die körperliche Situation. Die Klippe. Das Kampffeld. Die Steine. Der Schwertgriff in seiner Hand. Aber irgendein wahnsinniges Atom in seinem Gehirn bestand darauf, ihm vorzugaukeln, daß das die Realität war. Jeder Mensch tötet das, was er liebt …
    Liebt jeder Mensch das, was er nicht töten würde …
    Liebe deine Feinde …
    Liebestod …
    Dallith schlang plötzlich die Arme um ihn und küßte ihn. Ihr Mund war glühend heiß und das Gesicht gerötet, und er zog sie dicht an sich heran, aber seine Stimme blieb leise und ruhig unter der hervorbrechenden Erregung.
    »Nimm es leicht. Es wird wieder gut werden.« Aber er war überrascht. Fantasierte auch sie?
    Riannas Hand lag schwer auf seiner. Sie atmete tief.
    »Dane – wenn irgend etwas passiert …«
    »Nein«, unterbrach er sie. »Sag es nicht! Sag es nicht! Sag es hinterher!«
    Und in diesem Augenblick schrie Dallith eine wortlose Warnung, und dann waren die Jäger schon bei ihnen.
    Es war unmöglich zu sagen, wie viele es waren. Sie kamen plötzlich von allen Seiten, brachen so überraschend aus dem Unterholz hervor, daß kaum Zeit war, die Verteidigungslinie zu bilden. Dallith erlegte einen, dann noch einen mit ihrer Schleuder. Während sie auf eine kleine Steinsäule zurannte, die gegen den Überhang lehnte, um darauf ihre Stellung einzunehmen. Aratak lief mit erhobener Keule auf den Strom zu.
    Dane sprang auf die Füße, und im selben Moment, als seine Finger den Schwertgriff fanden, kam ein Mekhar – Nein! Ein Jäger in der Gestalt eines Mekhar! – mit erhobenem Schwert aus den Felsen zu ihrer Rechten auf sie zu; hinter ihm folgten drei menschliche Gestalten … Einem Impuls gehorchend, wartete Dane, bis sein Feind fast über ihm war, und riß dann mit einem Schwung, der zwischen die Augen des Gegners traf, die Klinge aus der Scheide. Bevor das Katzenwesen sich erholen konnte, legte er auch die linke Hand an den Griff und ließ die Klinge beidhändig zu einem Schlag niedersausen, der den Löwenkopf wie eine Frucht spaltete. Blut sprudelte heraus, und der Mekhar fiel nach zwei Seiten auseinander. Dane zerrte die Klinge frei und trat einen Schritt

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