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Die Jäger des Roten Mondes

Die Jäger des Roten Mondes

Titel: Die Jäger des Roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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letzten Augenblick keuchend zur Seite werfen konnte. Er senkte das Schwert, drehte sich um und sah Rianna mit argwöhnischem, mißtrauischem Erstaunen an.
    »Ich bin es wirklich«, sagte Rianna heiser. »Renn mich nicht über den Haufen, Dane.«
    Jetzt glaubte er ihr. Noch niemals hatte er einen Jäger einen anderen Laut ausstoßen hören als das charakteristische klagende Heulen, wenn sie verwundet wurden. Dallith kam herbeigerannt und schlang die Arme um das andere Mädchen.
    »Ich dachte, wir hätten dich für immer verloren«, sagte sie zitternd, und Rianna erwiderte: »Das dachte ich auch. Ich war sicher, daß ihr um Mitternacht längst fort wäret; ich hatte nur noch die Hoffnung, euch in einer der neutralen Zonen zu finden. Was ist geschehen? Was ist geschehen?« Dane zog sie überrascht und erleichtert dicht an sich. Zu schön, um wahr zu sein, zu schön … Aber stelle keine Fragen, akzeptiere es, dieses wunderbare Geschenk des Glückes. Es war wirklich Rianna, wider alle Hoffnung zu ihnen zurückgekehrt.
    »Ich werde es euch erzählen, aber laßt uns weitergehen«, sagte sie ernst. »Ich denke, daß wahrscheinlich nicht viele Jäger hier in der Gegend sind. Es ist etwas sehr Seltsames an diesem Ort …«
    Sie blieben dicht beieinander, als sie die felsenübersäte Ebene überquerten und durch den Spalt schlüpften, hinter dem sie mit dem Spinnenmann gekämpft hatten. Dallith hielt wachsam Ausschau nach hinten, aber keiner von ihnen wollte Rianna weit von sich fort lassen. »Ich rannte in das Gebäude«, erzählte sie. »Ich hörte einen von ihnen hinter mir – das dachte ich jedenfalls. Ich versuchte, mich umzudrehen und die Stellung zu halten, aber ich konnte nichts sehen; ich hatte das Tageslicht hinter mir gelassen. Ich lief im Dunkeln weiter und versuchte, den Weg hinaus zu finden, verlor mich aber immer mehr in der Dunkelheit, und dann kamen sie.«
    »Sie kamen? Wer sind sie?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe sie nie deutlich gesehen«, erwiderte sie, und in ihrem Gesicht und ihrer Stimme lag Erstaunen. »Es konnten keine Jäger sein. Zuerst – ich habe euch erzählt, daß ich nichtverbale Kommunikationstechniken für Leute ohne Übersetzungsplatte gelernt habe – machten sie mir klar, daß sie es gut mit mir meinten. Sie gaben mir zu essen … es war nicht wohlschmeckend, eine Art Pilze, aber offensichtlich wußten sie, daß ich es ohne Gefahr essen konnte. Und sie verbanden meine Wunden neu, säuberten sie und richteten meinen Ellenbogen; er war nicht gebrochen, nur ausgerenkt. Seht her.« Sie zeigte ihnen ihren Arm, der sorgsam in eine Schlinge aus dunkelrotem Stoff gelegt war, ganz anders als das ziegelfarbene Material der Tuniken. »Selbst wenn es heller wurde, war es nur halbdunkel. Unter der Stadt existieren Meilen um Meilen von Höhlen und Tunnels. Es gibt nicht viele von ihnen … von den Leuten, meine ich; es müssen die ehemaligen Bewohner der Stadt sein. Aber ich vermute, daß dies der Grund ist, warum so viele die Jagd überleben. Anscheinend ist es für diese Wesen nichts Neues, den Gejagten zu helfen.«
    Sie schwieg und zerbrach sich den Kopf darüber. Schließlich sagte sie: »Am Morgen führten sie mich herab durch die Höhlen und zeigten mir einen Eingang – einen Ausgang, müßte ich besser sagen – am Fuße der Klippe unterhalb der Stadt. Aber ich konnte keinen einzigen Blick auf sie werfen.«
    Sie gingen eine Zeit lang schweigend weiter. Jeder von ihnen dachte über diesen neuen Faktor in der Jagd nach. Wenn es nur einen Weg gab herauszufinden, was sie tun konnten … aber wahrscheinlich hatten die Jäger schon vor Jahrhunderten fast das Ziel erreicht, sie auszurotten … Aratak sagte ruhig: »Auf dem Satelliten meines eigenen Planeten – dem Zwilling unserer Welt, so wie dies der Zwilling der Welt der Jäger ist – hatten wir eine ähnliche Zivilisation, und sie waren nahe daran, uns auszulöschen. Aber am Ende hatten sie genug von unserer Philosophie gelernt, daß ihnen klar wurde, daß eine Hand nicht ohne die andere klatschen kann, und jetzt sind sie unsere Brüder. Dies hier zeigt mir wieder, was aus unserer Welt hätte werden können …« Sie verließen die steinige Ebene und begannen wieder das hügelige Land zu durchqueren, das von Strömen und Unterholz durchschnitten war. Dane schätzte, daß die nächste neutrale Zone jetzt ungefähr sechs Meilen entfernt war. Wenn sie nicht durch Kämpfe aufgehalten wurden, konnten sie sie vor der Dämmerung erreichen. Da die

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