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Die Jaegerin

Die Jaegerin

Titel: Die Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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berichten, was sie herausgefunden hatte. Aber würde sie die Jäger in der Pension antreffen? Selbst wenn die Männer dort waren, konnten sie nichts gegen den Unendlichen ausrichten. Jemand anderes hingegen schien einen Weg gefunden zu haben. Womöglich war es an der Zeit, ein neues Bündnis zu schließen.
     
    *
     
    Als sie in der Clyde Street aus der Droschke stieg, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie war sich nicht sicher, ob es tatsächlich ein guter Einfall war, hierher zurückzukehren. Doch was sie heute Nacht im Close gesehen und von Lucian Mondragon gehört hatte, war ein Grund, sie zumindest davon zu überzeugen, dass ap Fealan und seine Gefährtin keine Verbündeten des Unendlichen waren. Obwohl sie sicher war, das Richtige zu tun, war es nach Mittag, ehe sie endlich den Mut fand, zum Haus zu gehen. Nachdem sie noch eine Weile unentschlossen vor der Tür gestanden hatte, klopfte sie an. Nichts geschah. Sie klopfte erneut. Endlich waren drinnen Schritte zu hören. Einen Augenblick später wurde die Tür geöffnet. Daeron ap Fealan blieb im Schatten der Eingangshalle stehen, wo ihn die langen Finger des Tageslichts nicht erreichen konnten. Dennoch entging Alexandra das Erstaunen nicht, das sich in den Zügen des Vampyrs zeigte.
    »Also gut«, ergriff sie das Wort, bevor er etwas sagen konnte, »lassen Sie uns ein Bündnis schließen.«
    Der Vampyr öffnete die Tür ein Stück weiter. »Kommen Sie herein.«
    Alexandra schüttelte den Kopf. »Es ist schon verrückt genug, dass ich überhaupt hier bin. Aber ich habe nicht vor …« Sie brach ab, als er sich einfach abwandte, die Halle durchquerte und in den Salon verschwand. »Wenn Sie glauben, dass ich Ihnen folge, irren Sie sich!«, rief sie ihm nach.
    Daeron ap Fealan antwortete nicht. Stattdessen kehrte er kurz darauf zur Tür zurück. In der Hand hielt er Alexandras Waffen. »Die Pistole habe ich entladen. Das werden Sie sicher verstehen«, erklärte er und reichte ihr die Waffen.
    Überrascht nahm Alexandra sie entgegen und verstaute die Pistole in ihrem Hosenbund. Den Silberdolch behielt sie in der Hand. »Ich schätze, wenn wir zusammenarbeiten wollen, sollte ich jetzt wohl doch …« Sie deutete nach drinnen. »Darf ich noch?«
    »Natürlich.« Ap Fealan trat zur Seite, um sie einzulassen.
    Diesmal folgte sie ihm in den Salon. Die Gardinen waren vorgezogen, sodass sie nicht sehen konnte, was aus dem zerbrochenen Fenster geworden war. Catherine Bayne stand neben dem Fenster, den Blick auf Alexandra gerichtet. Das Misstrauen war ihr deutlich vom Gesicht abzulesen. Obwohl Alexandra den Arm mit dem Dolch gesenkt hielt, konnte sie nicht verhindern, dass sich ihre Finger fester um den Griff schlossen. Seit dem Tod ihrer Familie war sie häufig mit Vampyren konfrontiert gewesen. Sie hatte sie gejagt und getötet. Das war ihr Leben. Dies war eine vollkommen neue Situation. Niemals zuvor hatte sie sich im selben Raum mit einer der Kreaturen aufgehalten, ohne dass es zu einem Kampf gekommen war.
    »Setzen Sie sich«, forderte ap Fealan sie auf.
    Im ersten Moment war sie versucht seine Einladung auszuschlagen. Sie befand sich in der Gesellschaft zweier Vampyre! Ob sie dabei stand oder saß, würde kaum etwas an der Situation ändern. Wenn sie tatsächlich mit den beiden zusammenarbeiten wollte, war es an der Zeit, ein wenig Vertrauen zu zeigen. »Ich schulde Ihnen zwei Fenster«, sagte sie, als sie sich auf der Kante desselben Sessels niederließ, in dem sie gestern zu sich gekommen war.
    Ap Fealan lachte leise, wurde jedoch gleich wieder ernst. »Ich habe Sie in eine Falle gelockt und niedergeschlagen. Das wiegt das bisschen Glas wohl auf.« Er ließ sich auf dem Sofa unmittelbar neben dem Sessel nieder. Sein Blick heftete sich auf Catherine, die noch immer am Fenster stand. Ohne Alexandra aus den Augen zu lassen, kam sie zögernd näher und setzte sich neben ihren Gefährten.
    Ap Fealan richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Alexandra. »Ich fürchte, wir sind nicht auf Besuch eingerichtet, sodass ich Ihnen nichts anbieten kann.«
    »Ich komme ohne eine Mahlzeit aus. Ich hoffe, Sie können das auch.«
    Wieder lachte er, doch in seinem Lachen lag nichts Bedrohliches. »Machen Sie sich keine Sorgen. Warum haben Sie Ihre Meinung geändert?«
    Wissen Sie, warum Andrej in Edinburgh ist? Er ist hier, weil er nach dem einzigen Gegenstand sucht, der ihn vernichten kann. »Ich habe wohl begriffen, dass ich allein nichts gegen den Unendlichen ausrichten kann –

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