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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Vorsichtig, damit es nicht ausging, beugte sie sich hinab. Stafford schaufelte das Wasser weg, damit sie es alle sehenkonnten. Ein verzierter Stein am Fuß der Mauer. Ein
talalat
. Sie betrachteten ihn einen Moment, schauten sich dann gegenseitig an und fragten sich, was das zu bedeuten hatte. Das brennende Streichholz versenkte Gaille die Finger, sie schrie auf und ließ es fallen. Die Dunkelheit kehrte zurück.
    «Graben Sie ihn aus», schlug Lily vor. «Vielleicht ist dahinter etwas.»
    Sie gruben abwechselnd. Direkt vor der Mauer steckte ein großer Felsbrocken im Schotter fest und behinderte ihre Arbeit. Doch sie hörten nicht auf, und bald konnten sie den
talalat
wie einen lockeren Zahn hin und her rütteln und seinen Umriss ertasten. Links davon war ein weiterer, darunter ein dritter. Vielleicht bestand die gesamte Mauer aus
talalat
. Es war Gaille, die schließlich genug von dem durchweichten, antiken Mörtel herausgestochert hatte, um den Stein hervorzuhebeln. Sie hatten alle gehofft, dass das Wasser sofort abfließen würde, doch es blieb hartnäckig, wo es war. Gaille fasste in das Loch und spürte dahinter eine massive Mauer. Als sie aber daran kratzte, löste sie sich unter ihren Fingernägeln auf wie alter Putz.
    Obwohl sie sich wieder mit dem Graben abwechselten, stieg der Wasserpegel kontinuierlich. Es dauerte nicht lange, und sie mussten tief Luft holen und untertauchen, um überhaupt noch an das Loch zu gelangen. «Es bringt nichts», jammerte Lily. «Wir kommen nicht weiter.»
    «Wir haben keine Wahl», beharrte Gaille. «Wir müssen weitermachen.» Und ihrer angespannten, keuchenden Stimme konnte man deutlich anhören, was die Alternative war.

Kapitel 44
    I
    Der Zigarettenqualm des Polizisten kratzte Knox so sehr im Hals, dass er einen Hustenreiz unterdrücken musste. Dann hörte er wieder Schritte. «Steh auf, du fauler Sack. Wir sollen hier alles durchsuchen.»
    «Ja, und ich durchsuche diesen Teil.»
    «Soll ich das Gamal erzählen?»
    «Schon gut», seufzte er. Er kniff die Glut seiner halb gerauchten Zigarette ab, steckte sie zurück in die Schachtel und trottete davon.
    Knox wartete, bis alles still war, ehe er sein Versteck verließ. Er war gerade wieder in den Gang geklettert, als er sah, dass das Licht der Taschenlampe zurückkehrte. «Ich habe doch gesagt, dass es in die andere Richtung geht», sagte jemand und kam um die Ecke. Für einen Augenblick starrten sich die beiden wie betäubt an. Dann rief der eine nach Verstärkung, während sein Kollege nach seiner Waffe griff.
    Knox floh in die Dunkelheit, blieb unschlüssig an jeder Abzweigung stehen und hörte von überall die Geräusche seiner Verfolger. Plötzlich erreichte er eine Sackgasse. Der Gang war mit Sand und Schutt verstopft. Hinter ihm kam das Licht der Taschenlampen schnell näher. Auch der Rückweg war versperrt. Er kletterte auf den Haufen, der bis auf wenige Zentimeter an die Decke ragte, und zwängte sich durch den schmalen Spalt. Der Laptop zerrte an ihm wie ein Anker. Vor ihm flackerte ein Blitz auf, gefolgt von einem krachenden Donner. Ein Belüftungsschacht. Als er daraufzukrabbelte, wurde der Sand immer nasser. Dann kletterte er hinaus in den Sturm, stieg über ein Absperrband, platschte über den aufgeweichten Boden und rang nach Luft.
    Für wenige Sekunden erleuchtete ein Blitz die Landschaft. Auf der Suche nach einem Versteck sah er nur eine weiße Bank zwischen einer Gruppe Dattelpalmen. Er lief darauf zu und schaute sich noch einmal um, als der erste Polizist gerade aus dem Schacht kletterte. Zum Glück schwenkte er seine Taschenlampe in die andere Richtung und rannte los, als hätte er dort etwas gesehen.
    Knox atmete auf, anscheinend hatte er es geschafft. Vor ihm knackte ein Zweig, und als er aufschaute, sah er einen Mann dastehen. Knox hob schützend die Hände, doch es war zu spät. Eine Faust traf ihn auf der Wange, er sah Sterne vor den Augen und ging zu Boden. Peterson stand mit geballten Fäusten, gebleckten Zähnen, laufender Nase und Wahnsinn in den Augen über ihm. «Du!», zischte er ungläubig. «Wie bist du hierhergekommen? Der Teufel muss dich gebracht haben!»
    «Sie sind verrückt», sagte Knox und robbte davon. Er hatte nicht nur Angst vor Peterson, sondern auch davor, dass der Aufruhr die Aufmerksamkeit der Polizei erregen könnte.
    «Sodomit!», fauchte Peterson. «Abschaum! Werkzeug des Teufels!»
    «Sie sind ja völlig durchgedreht.»
    «Der Tag des Jüngsten Gerichts ist gekommen»,

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