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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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suchte tastend nach einem Ausweg.
    Oben hielt ein Wagen an. Türen schlugen zu, Leute riefen. Eine Taschenlampe strahlte in den Schacht und erleuchtete kurz einen Gang zu seiner Linken. Er lief hinein und tastete sich blind an den Wänden entlang. Aufgrund der antiken Fenster und Nischen wusste er, dass er in den Tierkatakomben war. Während er weiterging, schaute er immer wieder nach oben. Vielleicht gab es irgendwo einen Belüftungsschacht, durch den er entkommen konnte. Geradeaus leuchtete eine Taschenlampe auf. Er kehrte um. Doch auch in der anderen Richtung sah er Licht. Er tastete die Wände ab, entdeckte ein Fenster und kletterte hindurch in eine Zelle, die halb mit Schotter und Sand gefüllt war. Ein unheimlicher Raum, besonders durch das flackernde Licht einer Taschenlampe. Aus einer Nische an der hinteren Wand starrte ihn mit glasigen Augen ein mumifizierter Pavian an. Paviane waren in dieser Gegend als Personifizierung von Thot verehrt worden, dem ägyptischen Schutzgott der Schreiber. Da er bei den Griechen mit Hermes gleichgesetzt worden war, hatte der Ort den Namen Hermopolis erhalten. Tausende Paviane waren in diesen Katakomben, die sich meilenweit erstreckten, beigesetzt.
    Auf der anderen Seite hörte Knox ein schweres Schnaufen, ein Feuerzeug klickte, die Glut einer Zigarette leuchtete auf. Knox presste sich an die Wand. Im Eingang der Zelle tauchte ein Mann auf, er hatte ihm den Rücken zugewandt und setzte sich hin, um zu rauchen.

II
    Augustin hatte bereits die Hoffnung aufgegeben, in dieser Nacht freigelassen zu werden, als er Schritte hörte und dann ein vorsichtiges Klopfen an der Tür des Magazins. «Mister Pascal? Sind Sie da?»
    «Claire?» Er richtete sich mit Schmerzen auf. «Sind Sie das?»
    «Ja.»
    «Ich dachte, Sie wären verschwunden.»
    «Ich bin zurückgekommen.» Sie hielt inne und atmete ein. «Hören Sie, Sie sagen mir doch die Wahrheit, oder? Ich meine, dass diese Geisel eine Freundin von Ihnen ist und dass es ihr helfen könnte, wenn Sie das Mosaik finden?»
    «Ja.»
    «Denn ich werde höchstwahrscheinlich eine Menge Ärger kriegen, wenn   …»
    «Ich sage Ihnen die Wahrheit, Claire. Ich schwöre es. Und sagen Sie Augustin zu mir.»
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss. Die Tür ging auf. Claire stand mit gefalteten Händen im Mondlicht vor ihm. Sie sah sehr verängstigt und trotz ihrer Größe sehr jung aus. «Ich bin in einem fremden Land», sagte sie. «Ich habe das Gesetz gebrochen. Auf jeden Fall wurde das Gesetz gebrochen, und ich werde der einzige Mensch sein, den die Behörden dafür bestrafen können. Ich habe zu Hause keine Familie, die Einfluss hat. Hier habe ich keine Freunde. Mister Griffin hat mir zu verstehen gegeben, dass er nichts mehr für mich tun kann, sobald er und die anderen wieder in Amerika sind. Er wird das nicht aus Böswilligkeit tun, er hat im Grunde keine andere Wahl. Und deshalb habe ich Angst. Ich habe wirklich Angst. Ich komme nicht gut allein klar. Ich komme nichtdamit zurecht, unter Druck zu geraten. Wenn ich Ihnen erzähle, wo dieses Mosaik ist, brauche ich jemanden, der mir danach hilft. Jemand, der sich für mich einsetzt, wie man sich für einen Freund einsetzt.»
    «Ich werde mich für Sie einsetzen», sagte Augustin.
    Sie senkte den Blick. «Sie würden alles sagen, um hier rauszukommen. Ich kann es Ihnen nicht verübeln, aber so ist es doch.»
    Er ging auf sie zu, langsam, um sie nicht zu erschrecken. Dann legte er eine Hand auf ihre Schulter und hob mit der anderen ihr Kinn an, bis sich ihre Blicke trafen. «Ich bin kein guter Mensch, Claire», sagte er und schaute ihr tief in die Augen. «Ich bin der Erste, der das zugibt. Ich habe alle möglichen Laster. Aber ich habe eine gute Eigenschaft. Ich halte zu meinen Freunden, egal, was es kostet. Wenn Sie mir jetzt helfen, werde ich ein Leben lang Ihr Freund sein. Das schwöre ich Ihnen. Glauben Sie mir.»
    Für einen Moment verfinsterte sich ihre Miene. Doch dann breitete sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie reichte ihm seine Brieftasche und sein Handy. «Dann kommen Sie mit», sagte sie. «Ich zeige Ihnen, was Sie suchen.»

III
    Die Grube füllte sich rasend schnell. Das Wasser lief an den Wänden hinunter, sickerte in den Boden, auf dem bald Pfützen entstanden, die wie Gailles Angst immer größer wurden. «Zünden Sie ein Streichholz an», knurrte Stafford. «Ich habe etwas.»
    Das Streichholz zischte, als sie es entzündete. Alles war feucht geworden.

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