Die Jagd am Nil

einer.
    «Ja, es wird Zeit, dass die anderen auch mal was tun», stimmte ihm ein anderer zu. Sie zogen Peterson an den Armen hoch und schleppten ihn zurück ins Lager.

II
    Claire führte Augustin durch das zerklüftete Gelände. Neben einem gelben Bagger warteten zwei Bauarbeiter mit Schutzhelmen. «Sie verlegen nebenan eine Pipeline», erklärte Claire. «Ich habe sie gefragt, ob sie sich nach Feierabend etwas dazuverdienen wollen.»
    Augustin lachte anerkennend. «Sie sind ja mit allen Wassern gewaschen, Claire.»
    Sie senkte den Kopf, um ihre Freude zu verbergen, ging ein paar Meter weiter und stampfte mit dem Fuß auf die lose Erde. «Hier», sagte sie zu den Arbeitern. «Graben Sie hier.»
    «Sind Sie sicher, dass Sie das machen wollen?», fragte Augustin.
    «Ich bin mir sicher.»
    «Auch dass dies die richtige Stelle ist?»
    «Ja.»
    Er zog sein Handy hervor und hielt es hoch, damit sie es sah.«Ich muss telefonieren. Mit einem Freund von mir, der bei der Antiquitätenbehörde arbeitet. Wir können ihm vertrauen.»
    Sie zögerte, nickte dann aber. «Okay.»
    Er wählte Mansoors Nummer. «Ich bin’s», sagte er. «Ich bin auf Petersons Ausgrabungsstätte. Sie müssen herkommen.»
    «Aber ich bin mitten in   …»
    «Sofort», sagte Augustin. «Und bringen Sie ein paar Sicherheitsleute mit, wenn Sie können. Wir müssen das Gelände bewachen lassen.»

III
    «Hast du deinen Mörder schon gefunden?»
    Farooq warf seinem grinsenden Kollegen einen finsteren Blick zu. «Halt die Klappe», warnte er ihn. «Halt verdammt nochmal die Klappe.»
    Sein Gesicht glühte, als er seinen Bericht schrieb. Der Hass auf Knox strömte wie Säure in sein Herz. Seine Leute suchten in ganz Alexandria nach ihm, aber der Mann war wie vom Erdboden verschluckt. Er hatte keine Ahnung, wie das möglich war. Eine Demütigung, an der er Jahre zu knabbern haben würde. Das Telefon klingelte. Vielleicht gab es Neuigkeiten. «Farooq», meldete er sich.
    «Hier ist Gamal. Aus Mallawi, erinnern Sie sich? Wir haben neulich miteinander gesprochen.»
    Farooq richtete sich auf seinem Stuhl auf. «Haben Sie Neuigkeiten?»
    «Vielleicht. Wir glauben, dass Ihr Mann hier war.»
    «Sie glauben? Wie meinen Sie das?»
    «Er ist entwischt.»
    «Ich glaube es nicht! Wie konnte er entwischen?»
    «Wir werden ihn kriegen, das verspreche ich Ihnen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Außerdem wäre er uns nicht entkommen, wenn Sie uns gesagt hätten, dass es zwei sind.»
    «Zwei? Was soll das heißen?»
    «Er hatte einen Komplizen. Er wollte auch fliehen, aber wir haben ihn festgenommen.»
    Farooq überlegte. Augustin! «Ein Franzose, richtig?»
    «Kann ich nicht sagen. Er redet nicht. Wird wohl auch eine Weile nichts sagen. Hat sich der Verhaftung widersetzt, wenn Sie wissen, was ich meine. Aber es ist auf jeden Fall ein Ausländer. Ungefähr Anfang fünfzig, groß und kräftig. Langes Haar mit grauen Strähnen. Und er trägt so einen Kragen, einen weißen Kragen. Wie diese christlichen Prediger.»
    «Einen Priesterkragen?»
    «Ja, genau. Sagt Ihnen das was?»
    «Ja.» Also nicht Augustin, sondern Peterson.
    «Was steckt denn dahinter?», fragte Gamal.
    «Keine Ahnung», sagte Farooq grimmig und stand auf. «Aber eines kann ich Ihnen versprechen: Ich werde es herausfinden.»

Kapitel 45
    I
    Augustin schaute gespannt zu, wie sich die Schaufel des Baggers in die Erde grub und das Loch immer größer wurde. Er drehte sich um und wollte etwas zu Claire sagen, doch sie hatte sich ein Stück weit entfernt und knetete nervös ihre Finger. Anscheinend musste sie daran denken, was später auf sie zukommen würde. Er ging zu ihr, um sie zu beruhigen, wusste jedoch nicht genau, was er sagen sollte. «Wissen Sie, was Peterson gesucht hat?», fragte er vorsichtig.
    Sie schüttelte den Kopf. «Was das angeht, hat er mich nie eingeweiht.»
    «Hat er mal von den Karpokratianern gesprochen?»
    «Ab und zu», sagte sie nickend. «Warum? Wer ist das?»
    «Das war eine gnostische Sekte. Sie wurde in Alexandria gegründet und war hier sowie auf Kefalonia beheimatet. Es heißt, dass die Karpokratianer ein Artefakt besaßen, auf das Ihr Reverend scharf ist. Ein Porträt von Jesus Christus, das erste glaubwürdig verbürgte Bild vor dem Reliquien-Boom im Mittelalter.»
    Claire stöhnte auf. «Ich dachte mir schon so etwas.» Sie schaute ihn an. «Und hat er es gefunden? Hat das den ganzen Ärger ausgelöst?»
    «Nein. Er hat etwas anderes gefunden.»
    «Was?»
    «Angeblich hat Markus