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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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gefunden. Auf jeden Fall steht fest, dass in Amarna Opium konsumiert wurde. Wir haben dort kleine Behälter in Form von Mohnblüten gefunden, in denen Spuren von Opiaten nachgewiesen wurden. In der minoischen Periode auf Kreta wurde Opium benutzt, um einen religiösen Rausch hervorzurufen und die Kunst zu inspirieren. Ist es nicht möglich, dass Echnaton und seine Höflinge das Gleiche getan haben? Ich meine, die gesamte Amarna-Zeit hat doch einen ziemlich rauschhaften Charakter, oder? Die Kunst, der Hof, die Religion, die unglückliche Außenpolitik.»
    Lily lachte. «Wollen Sie sagen, dass Echnaton ein Junkie war?»
    «Ich will nur sagen, dass dies eine Erklärung für die Amarna-Zeit wäre. Eine unter vielen. Ob sie nun stimmt oder nicht   …»
    «Ich habe noch nie davon gehört», sagte Stafford. «Ist darüber schon etwas veröffentlicht worden?»
    «Es gibt ein paar kleine Artikel in Fachzeitschriften», erwiderte Gaille, als das Eingangstor endlich aufschwang. «Aber kein Buch oder so.»
    «Interessant», murmelte Stafford. «Höchst interessant.»

II
    «Sie haben etwas gefunden», sagte Knox, als er von der Ausgrabungsstätte der Texanischen Gesellschaft wegfuhr. «Und sie wollen es vor uns verstecken.»
    «Wie kommen Sie darauf?», fragte Omar.
    «Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass das Haar der beiden mit Spinnweben und Staub bedeckt war? Sie müssen gerade aus irgendeiner unterirdischen Kammer oder so gekommen sein.»
    «Es sind nun mal Archäologen», sagte Omar nachdenklich. «Sie hätten keine Konzession erhalten, wenn man ihnen nicht trauen könnte.»
    Knox schnaubte. «Aber sicher! In diesem Land würde sich ja auch nie jemand bestechen lassen. Und haben Sie nicht bemerkt, wie der Priester mich angestarrt hat?»
    «Er schien Sie von irgendwoher zu kennen», pflichtete Omar ihm bei. «Haben Sie ihn schon mal getroffen?»
    «Nicht dass ich wüsste. Aber ich kenne diesen Blick. Erinnern Sie sich an Richard Mitchell, meinen verstorbenen Mentor?»
    «Gailles Vater?», fragte Omar. «Natürlich. Ich habe ihn zwar nie kennengelernt, aber eine Menge Geschichten gehört.»
    «Das kann ich mir denken», erwiderte Knox lachend. «Haben Sie gehört, dass er homosexuell war?»
    Omar wurde rot. «Ich nahm an, dass wäre nur bösartiger Tratsch. Immerhin ist er ja Gailles Vater.»
    «Das eine schließt das andere nicht aus. Und nur weil Tratsch bösartig ist, muss er nicht falsch sein.»
    «Oh.»
    «Da ich so eng mit ihm zusammengearbeitet habe, nehmen viele Leute an, ich wäre sein Liebhaber gewesen. Mir war es immer zu dumm, das richtigzustellen. Sollen die Leute denken, was sie wollen, oder? In unserer Branche interessiert es die meisten sowieso nicht. Nur ein paar wenige. Und mit der Zeit erkennt man sie an diesem bestimmten Blick.»
    «Sie glauben, dass Peterson einer von denen ist?»
    «Die Bibel ist ziemlich intolerant, was Homosexualität angeht», sagte Knox. «Manche Leute lesen über diese Stellen hinweg oder legen sie anders aus, aber sie sind eindeutig. Und manche Christen freuen sich über jede Gelegenheit, im Namen Gottes auf andere herabzusehen. Von mir aus, man kann anderen die Meinung nicht verbieten. Aber eines habe ich in der Archäologie gelernt: Man sollte keinem Menschen eine heikle Ausgrabungsstätte anvertrauen, der von irgendeiner Wahrheit überzeugt ist, bevor er Ergebnisse erzielt hat. Alles, was diese Leute finden, werden sie nur als Beweis für ihre eigene vorgefertigte Theorie betrachten.»
    «Ich werde gleich morgen früh Kairo anrufen. Danach können wir sofort zurückkommen.»
    «Dann hätten sie immer noch die ganze Nacht, um alles zu verstecken.»
    «Was schlagen Sie vor?»
    «Wir gehen jetzt zurück und schauen uns um.»
    «Sind Sie verrückt?», protestierte Omar. «Ich bin der Leiter der Antiquitätenbehörde in Alexandria! Ich kann nicht nachts aufeiner archäologischen Ausgrabungsstätte herumschnüffeln. Wie würde es aussehen, wenn man uns erwischt?»
    «Als würden Sie Ihre Arbeit tun.»
    Omars Wangen glühten rot, dann aber seufzte er und senkte den Kopf. «Ich hasse so etwas! Ich kann das nicht. Warum hat mich Yusuf Abbas nur berufen?»
    «Vielleicht weil er wusste, dass Sie ihm keine Probleme machen würden», sagte Knox ohne einen Funken Mitleid.
    Omars Gesicht verfinsterte sich. «Na schön», sagte er schließlich. «Dann los.»

III
    Gaille zeigte Stafford und Lily ihre Zimmer und machte sich dann auf die Suche nach Fatima. Natürlich saß sie wie immer in Decken

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