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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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linken Seite in ein ernstes Gespräch mit einer jungen Frau vertieft, während aus dem tragbarenC D-Player in der Mitte des Raumes weiterhin seine Stimme Bibelverse deklamierte.
     
    Seht, ich habe zwei Töchter, die noch keinen Mann erkannt haben. Ich will sie euch herausbringen. Dann tut mit ihnen, was euch gefällt.
     
    Griffin näherte sich auf dem Gang. Für Knox gab es nur ein mögliches Versteck: Das Taufbecken. Als er die breite steinerne Treppenflucht hinuntereilte, rutschte er aus und wäre beinahe gestürzt, doch er tauchte genau in dem Moment in der Dunkelheit ab, als Griffin seinen Kopf durch das Loch steckte. «Reverend!», sagte er. Peterson schien ihn nicht zu hören, deshalb rief er erneut. Jetzt drehte die junge Frau die Lautstärke des C D-Players herunter. «Warum sind Sie denn vor mir weggelaufen?»
    Peterson runzelte die Stirn. «Wovon sprechen Sie, Bruder Griffin?»
    Griffin machte ein finsteres Gesicht, beließ es aber dabei. «Wir haben das Magazin geräumt», sagte er. «Es wird Zeit, dass wir hier alles zumachen.»
    «Noch nicht», sagte Peterson.
    «Den Schacht zu füllen, wird Stunden dauern», erwiderte Griffin. «Wenn wir jetzt nicht anfangen, werden wir nie fertig, bevor   …»
    «Noch nicht, habe ich gesagt.»
    «Aber   …»
    «Haben Sie vergessen, warum wir hier sind, Bruder Griffin?», fauchte Peterson. «Haben Sie vergessen, wessen Werk wir tun?»
    «Nein, Reverend.»
    «Dann warten Sie draußen. Ich sage Ihnen, wann Sie anfangen können.»
    «Ja, Reverend.»
    Griffins Schritte entfernten sich. Die junge Frau machte den C D-Player wieder lauter.
     
    Wir wollen nämlich diesen Ort vernichten; denn schwer ist die Klage, die über die Leute zum Herrn gedrungen ist. Der Herr hat uns geschickt, die Stadt zu vernichten.
     
    Knox wartete noch einen Moment, ehe er einen Blick über den Rand des Taufbeckens wagte. Jeder war erneut damit beschäftigt, seinen Teil der Wand zu säubern, wodurch eine Reihe von Gemälden wieder zum Leben erweckt wurden: Porträts, Landschaften, Engel, Dämonen, Texte in Griechisch und Aramäisch, mathematische Berechnungen, Tierkreiszeichen und andere Symbole. Es glich dem Albtraum eines Wahnsinnigen. Er fotografierte die Decke und zwei Abschnitte der Wand, dann sah er, wie Peterson und die Frau ein Gemälde betrachteten.
     
    Als die Sonne über dem Land aufgegangen und Lot in Zoar angekommen war, ließ der Herr auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer regnen, vom Herrn, vom Himmel herab.
     
    «Reverend, Sir!», sagte ein junger Mann. «Schauen Sie hier!»
    Knox duckte sich weg, aber nicht schnell genug. Eine der Frauen sah ihn, als sie sich umdrehte. Vor Schreck blieb ihr der Mund offen stehen. Sie zeigte mit einem bebenden Finger auf ihn und begann zu kreischen.

II
    Wenn man mit Fatima aß, musste man sich normalerweise auf einfache Kost einstellen, doch an diesem Abend war der mit Kerzen festlich beleuchtete Tisch zu Ehren Staffords und Lilys mit köstlichen und duftenden Gerichten überladen: Ta’amiyya, Fu’ul, Humus, Bohnen, Tahina, Gurken-Tomaten-Salat mit Öl und Knoblauch, gefüllte Auberginen und Huhn in Weinblättern. Es gab sogar zwei Flaschen Rotwein, von denen Stafford sich ein großzügiges Glas einschenkte, das er in einem Zug leerte und sofort nachfüllte. So wenig Gaille ihn auch mochte, sie musste zugeben, dass er ziemlich fesch aussah in der ägyptischen Tracht, die er bekommen hatte, während seine Kleider für den nächsten Morgen gereinigt wurden.
    Lily betrachtete das Essen nervös, als würde sie sowohl die örtliche Etikette als auch die Küche verunsichern. Gaille nickte ihr beruhigend zu und bediente sich mit den eher unbedenklichen Gerichten. Lily tat es ihr mit einem dankbaren Lächeln gleich.
    «Wie lange werden Sie in Ägypten bleiben?», fragte Fatima, als Stafford neben ihr Platz nahm.
    «Morgen geht’s nach Amarna, übermorgen für ein Interview nach Assiut. Danach fliegen wir in die Staaten.»
    «Da haben Sie in zwei Tagen aber eine Menge vor.»
    «Wir wollten eigentlich fast die ganze Woche bleiben», entgegnete er achselzuckend. «Aber dann hat mich mein Agent in die Morgenshows gebracht. Das konnte ich kaum ablehnen, oder?»
    «Nein, wahrscheinlich nicht.»
    «Die Staaten sind der wichtigste Markt. Wenn man es dort nicht schafft, kann man es vergessen. Außerdem drehen wir hier nur einen kleinen Teil. Wir kommen später zurück, dann drehen wirin   …» Er bemerkte seine Indiskretion gerade noch rechtzeitig

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