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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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– und kam in seine Richtung. Er eilte weiter durch ein Labyrinth aus Gängen und kleinen Kammern, deren Wände mit farbigen, antiken Gemälden verziert waren: ein Mann und eine Frau, beide nackt, beteten mit erhobenen Händen zur Sonne; Priapus schaute lüstern hinter einem Baum vor; ein Krokodil, ein Hund und ein Geier hielten Gericht ab; Dionysos streckte sich auf einem Diwan aus, eingerahmt von Wein- und Efeublättern und Kiefernzapfen. Als er gerade das letzte Bild fotografierte, hörte er Schritte und drehte sich schnell um. Griffin kam den Gang entlang und schielte durch die Dunkelheit, als würde er eine Brille brauchen.
    «Reverend?», fragte er. «Sind Sie das?»

III
    Inspector Naguib Hussein schrieb auf dem Revier an seinem Bericht, als sein Vorgesetzter Gamal hereinkam. «Warum gehen Sie nicht nach Hause?», brummte er. «Sie haben doch Frau und Kinder.»
    «Ich dachte, Sie wollten, dass wir mit dem Papierkram auf dem Laufenden sind.»
    «Will ich auch», erwiderte Gamal. Er hockte sich auf die Schreibtischkante. «Ich habe gehört, Sie haben draußen in der Wüste eine Leiche gefunden.»
    «Ja», sagte Naguib.
    «Mord?»
    «Der Schädel war eingeschlagen. Sie war in eine Plane gewickelt und im Sand vergraben. Ich würde sagen, dass Mord eine Möglichkeit wäre.»
    «Eine Koptin, ja?»
    «Ein kleines Mädchen.»
    «Gut, ermitteln Sie», sagte Gamal finster. «Aber keine Wellen schlagen. Dafür ist jetzt nicht die Zeit.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Sie wissen, wie ich das meine.»
    «Ich versichere Ihnen, dass ich   …»
    «Haben Sie immer noch nicht gelernt, wann Sie reden und wann Sie den Mund halten sollen?», wollte Gamal wütend wissen. «Ist Ihnen nicht klar, welche Probleme Sie Ihren Kollegen in Minia gemacht haben?»
    «Sie haben Waffen auf dem Schwarzmarkt verkauft.»
    «Ist mir egal. Es gibt Verbrechen, die wir aufklären können, und andere, die wir nicht aufklären können. Kümmern wir uns also um die, die wir aufklären können, okay?» Er seufzte komplizenhaft, als würde er all das ebenso wenig gutheißen wie Naguib, den Lauf der Dinge aber realistischer einschätzen. «Haben Sie nicht mitbekommen, was in Assiut los ist?», fragte er. «Die Leute gehen auf die Straße und machen einen Riesenaufstand. Nur wegen ein paar toter koptischer Mädchen. Ich möchte nicht, dass wir hier das Gleiche erleben.»
    «Sie könnte ermordet worden sein», stellte Naguib fest.
    Gamal hatte von Natur aus einen dunklen Teint. Jetzt wurde er noch dunkler. «Soviel ich gehört habe, hat sie niemand als vermisst gemeldet. Sie könnte also schon seit Jahren dort liegen, vielleicht sogar seit Jahrzehnten. Wollen Sie wirklich in einer so schwierigen Zeit wie dieser Ärger provozieren wegen eines Mädchens, das eventuell seit Jahrzehnten tot ist?»
    «Seit wann ist eine Mordermittlung eine Provokation?»
    «Drehen Sie mir nicht das Wort im Mund um», entgegnete Gamal verärgert. «Sie beschweren sich ständig wegen Arbeitsüberlastung.Konzentrieren Sie sich erst einmal auf ihre anderen Fälle und hören Sie auf, in der Wüste hinter Gespenstern herzujagen.»
    «Ist das ein Befehl?»
    «Wenn es sein muss», sagte Gamal nickend. «Wenn es sein muss.»

Kapitel 9
    I
    «Reverend!», sagte Griffin. «Auf ein Wort, bitte.»
    Knox drehte sich um und lief den Gang entlang, froh, dass sein weißer Hemdkragen über dem dunklen Poloshirt in der Finsternis offenbar wie ein Priesterkragen ausgesehen hatte.
    «Reverend!», rief Griffin verärgert. «Kommen Sie zurück. Wir müssen reden.»
    Knox lief schnell weiter. Der Gang wurde gerade und endete ein paar Meter weiter an einer Mauer. Kurz davor war ein großer Haufen antiker Steine und Putzreste, darüber ein klaffendes Loch, durch das er Peterson aus der Bibel vorlesen hören konnte. Doch dem Rauschen nach zu urteilen, klang es eher wie eine alte Aufnahme.
     
    Die beiden Engel kamen am Abend nach Sodom. Lot saß am Stadttor von Sodom. Als er sie sah, erhob er sich und trat auf sie zu.
     
    Knox erreichte das Loch und spähte hindurch. Auf der anderen Seite befand sich eine große Kammer, in der junge Männer und Frauen auf Planen knieten und die Wände mit Schwämmen und weichen Bürsten säuberten. Die Männer hatten kurzgeschorenes Haar, die Frauen Bubiköpfe, und sie alle trugen blaue Hemden und Khakihosen. Sie waren so sehr in ihre Arbeit vertieft, dass sie nicht merkten, wie er durch das Loch in die Kammer kletterte. Erst als er drinnen war, sah er Peterson auf der

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